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Bioethik Tag

Welt Bioethik Tag 2018: Solidarität und Zusammenarbeit

Anlässlich des 3. Welt Bioethik Tags am 19. Oktober 2018 luden das Bioethik Netzwerk ethucation gemeinsam mit dem Institut für Ethik und Recht in der Medizin, Universität Wien (IERM) und dem Verein Wissenschaft und Verantwortlichkeit (WuV) sowie zahlreichen Kooperationspartner_innen zur Vortrags- und Podiumsdiskussionsveranstaltung zum Thema Solidarität im Kontext von Gesundheit sowie zu einem Workshop zu "Bioethik und Ausbildung" .

Auch heuer folgten wieder an die 90 interessierte Zuhörer_innen  der Einladung der Organisator_innen (Gabriele Werner-Felmayer, MUI; Verena Stühlinger, UMIT; Stefan Dinges, IERM) zur Festveranstaltung  ins Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB). Vizerektorin Christine Bandtlow betonte in ihren Grußworten die zunehmende Bedeutung ethischer Reflexion in der Wissenschaft, die der Solidarität und internationalen Zusammenarbeit bedarf und im Rahmen des Welt Bioethik Tags ins Zentrum gerückt wird und hob die Wichtigkeit der interdisziplinären, Institutionen-übergreifenden Erforschung ethischer Fragen im Rahmen moderner Medizin hervor. Diesem Bedarf, dem sowohl das IERM sowie das Bioethik Netzwerk ethucation und WuV seit vielen Jahren in ihren Aktivitäten nachkommen, wird auch in der kick-off Veranstaltung des neu gegründeten Life & Health Science Cluster Tirol Rechnung getragen werden (Flyer).

Der Welt Bioethik Tag erinnert an die Veröffentlichung der Allgemeinen Erklärung zu Bioethik und Menschenrechten, die die UNESCO am 19. Oktober 2005 verabschiedete. Darin formulierte sie allgemeine Grundsätze zu Bioethik als Reaktion auf die zunehmend komplexeren ethischen Fragen, die sich aus der rasanten Entwicklung von Wissenschaft und Technologie ergeben. Insbesondere verweist die Deklaration auf die Notwendigkeit, neue Ansätze zur sozialen Verantwortung zu entwickeln, um sicher zu stellen, dass der wissenschaftliche Fortschritt zu mehr Gerechtigkeit führt und die Teilnahme aller Menschen an den dadurch generierten Errungenschaften ermöglicht. Die Deklaration formuliert in 28 Artikeln die Umsetzung der Menschenrechte in Zusammenhang mit den ethischen Fragen, die sich durch schnellen Fortschritt in der Wissenschaft und den dadurch ermöglichten technischen Anwendungen stellen. In Artikel 13, der heuer das Motto des Welt Bioethik Tags darstellte, werden die Förderung der Solidarität und der internationalen Zusammenarbeit gefordert. Die Deklaration ist auch Grundlage für das UNESCO Kern Curriculum,  einem Bioethik Lehrplan, der weltweit und vor dem Hintergrund unterschiedlicher Werthaltungen und Rahmenbedingungen eingesetzt werden kann. Die deutsche Übersetzung des Curriculums wurde letztes Jahr vom UNESCO Lehrstuhl für Bioethik der Medizinischen Universität Wien erstellt.

Solidarität und Zusammenarbeit

Festredner Ulrich Körtner vom IERM beschäftigte sich in seinem Vortrag "Solidarität und Kooperation in Bioethik und Biopolitik" mit der Bedeutungsklärung und den Rahmenbedingungen, die Solidarität und Zusammenarbeit ermöglichen bzw. verbessern können, aber auch mit den Einschränkungen, die sich auf Grund unterschiedlicher Verständnisse und Deutungen der Begriffe ergeben. In Bezug auf das Gesundheitswesen führte Körtner die Bedeutung von Gerechtigkeit und die Gefahren der Entsolidarisierung auf Grund steigender Kosten und neuer technischer Herausforderungen aus. Dies war auch zentrales Thema der anschließenden Podiumsdiskussion (Moderation: Michael Ganner, Institut für Zivilrecht, Universität Innsbruck), in der Christiane Druml (UNESCO Lehrstuhl für Bioethik, Medizinische Universität Wien sowie Direktorin des Josephinums und Vorsitzende der Bioethikkommission des Bundeskanzlers) mit Barbara Prainsack (Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien) und Ulrich Körtner Fragen nach der praktischen Umsetzbarkeit von Solidarität und Zusammenarbeit im Kontext von Gesundheit und Medizin kritisch reflektierten. Dabei wurde deutlich, dass Solidarität klar von Wohltätigkeit zu unterscheiden ist, obwohl beide mit Fürsorge im Sinne des Wohltuns einhergehen. Auf Grund deutlicher Asymmetrien bzw. Macht- und Einkommensverhältnissen kann eine universelle Solidarität nicht umgesetzt werden, was sich gerade auch im Gesundheitssystem zeigt, wie Barbara Prainsack, Direktorin der Forschungsgruppe für Zeitgenössische Solidarität der Universität Wien betonte. Vielmehr kann Solidarität nur innerhalb einer Gemeinschaft gelebt werden, deren Mitglieder freiwillig eine Beistandspflicht eingehen.

Workshop

Im Anschluss an die Veranstaltung zum Welt Bioethik Tag trafen sich zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Österreich beim Netzwerkabend sowie am 19. Oktober 2018 zum Workshop „Bioethik und Ausbildung“.  Es wurden Erfahrungen und Herausforderungen der Bioethik-Ausbildung einerseits im Bereich der Curricula für Medizin und diverser Gesundheitswissenschaften, andererseits für die Ausbildung von Ethikberater_innen im klinischen Bereich zu diskutiert. In beiden Feldern sind die Komplexität der Themen, die Bedeutung von Sprache und die Herausbildung von Haltungen bzw. Bewusstmachung von Werten und Urteilen, sowie die unterschiedlichen Rahmenbedingungen von besonderer Bedeutung. Erschwert wird die Situation durch das Fehlen von Lehrstühlen im Bereich der Bioethik und Medizinethik in Österreich. Mit diesem Treffen fand erstmals in Innsbruck eine Veranstaltung des von U. Körtner vor einigen Jahren ins Leben gerufenen Netzwerks Österreichischer Bioethiker_innen statt. Beim Workshop, an dem 38 Kolleg_innen und auch Studierende teilnahmen, konnten u.a. auch die Pläne für die Umsetzung eines Ethik-Pflichtcurriculums im Medizinstudium an der MUI (angestoßen von Barbara Friesenecker, MUI; Georg Gasser, Universität Innsbruck; G. Werner-Felmayer, MUI) vorgestellt und diskutiert werden. Ein Pilotversuch hierzu wird im Sommersemester 2019 durchgeführt werden.

Das Netzwerk ethucation bedankt sich für die Unterstützung bei allen Kooperationspartnern, inbesondere bei folgenden Sponsoren: MUI, IERM, WuV, UMIT, Life & Health Science Cluster Tirol.

(G. Werner-Felmayer & V. Stühlinger)

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