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Preis der Stadt Innsbruck

Vergangenen Freitag wurde im Rahmen eines feierlichen Festaktes in der Stadtbibliothek Innsbruck der Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für wissenschaftliche Forschung 2019 vergeben. Über die Auszeichnung und das, aus Anlass des 350 Jahr Jubiläums der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck einmalig erhöhte Preisgeld, freuen sich in diesem Jahr insgesamt sechs Preisträgerinnen, darunter auch Victoria Klepsch und Peter Willeit von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Seit 2006 vergibt die Landeshauptstadt Innsbruck jedes Jahr in Anerkennung der wissenschaftlichen Forschung an den beiden Universitäten einen Preis. Die Auszeichnung geht jeweils in einem Jahr an die Medizinische Universität Innsbruck sowie in den beiden darauf folgenden Jahren an die Leopold-Franzens-Universität in den Sparten Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft. Die jeweilige Universität führt die Ausschreibung durch und schlägt die PreisträgerInnen vor. Die Stadt Innsbruck möchte damit junge NachwuchsforscherInnen würdigen. Der zur Verfügung gestellte Betrag kann für eine Forschungsarbeit vergeben, aber auch auf mehrere PreisträgerInnen aufgeteilt werden.

Im Jubiläumsjahr 2019 wurden ForscherInnen beider Universitäten prämiert. Die Auszeichnung ging an Jerome Mertens (Fakultät für Biologie), Thomas Magauer (Fakultät für Chemie und Pharmazie), Sandra Heinsch-Kuntner (Philosophisch - Historische Fakultät) und Florian Martin Müller (Philosophisch - Historische Fakultät) von der Universität Innsbruck sowie an Peter Willeit (Univ.-Klinik für Neurologie) und Victoria Klepsch (Institut für Zellgenetik) von der Medizinischen Universität Innsbruck.

NR2F6: präklinische Wirksamkeit nachgewiesen
Im komplexen Zusammenspiel von Tumorzellen, Immunzellen und deren Signalwegen spielen sogenannte Immun-Checkpoints, die eine überschießende Immunreaktion verhindern, eine relevante Rolle. Die junge Biologin Victoria Klepsch beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit der Immuntherapie. Gemeinsam mit ihren KollegInnen am Institut für Zellgenetik (Direktor: Gottfried Baier) konnte sie etwa nachweisen, dass das Immunsystem durch die Hemmung des nukleären Hormonrezeptors NR2F6 – ein immunregulierendes Protein, das im Zellkern von T-Zellen exprimiert wird – wieder gegen das Tumorwachstum aktiviert werden kann. In der nun prämierten Forschungsarbeit gelang es Victoria Klepsch, auch die präklinische Wirksamkeit dieses Checkpoint-Inhibitors nachzuweisen. „Durch die direkte genetische Unterdrückung des Proteins in Maus-Tumormodellen in vivo, in humanen T-Zellen ex vivo und in menschlichen Lungenkrebs-Biopsieproben konnten wir einen breiten und direkten Beweis für die therapeutische Wirksamkeit liefern“, so die Preisträgerin, deren Arbeit im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde. Der Vorteil der NR2F6-Hemmung liegt darin, dass nicht das gesamte Immunsystem angekurbelt wird, sondern als Signalverstärkung nur in aktivierten Immunzellen in unmittelbarer Tumornähe wirkt. Systemische Nebenwirkungen werden dadurch weitestgehend verhindert (Forschungsarbeit).

Die Zirlerin Victoria Klepsch absolvierte in Innsbruck ein Bachelorstudium in Biologie und Wirtschaft sowie ein Masterstudium in „Molecular and Developmental Cell Biology“ am Institut für Entwicklungsimmunologie. Nach einem Auslandsaufenthalt an der McMaster University in Kanada, schloss sie ein PhD-Studium im Programm MCBO am Institut für Zellgenetik ab, wo sie – inzwischen Mutter eines Sohnes – als PostDoc an der Identifikation weiterer intrazellulärer Checkpoints forscht.

Lipoprotein(a): Marker für kardiovaskuläres Restrisiko
In der mit dem Preis der Stadt Innsbruck ausgezeichneten Forschungsarbeit von Peter Willeit geht es um den prognostischen Wert von Lipoprotein(a) [Lp(a)]. Eine hohe Konzentration von Lp(a), wie sie bei rund 20 Prozent der Bevölkerung nachweisbar ist, steht – wie auch ein hoher LDL-Cholesterinspiegel – im Zusammenhang mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko. Die Senkung des Blutfettwertes LDL-Cholesterin mit Statinen ist die Therapie der Wahl bei PatientInnen mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Viele dieser Patientinnen und Patienten bleiben aber auch unter Statin-Therapie gefährdet und würden deshalb von zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten profitieren“, so der Epidemiologe Peter Willeit, der an der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor: Stefan Kiechl) forscht. In seiner, im anerkannten Fachjournal The Lancet veröffentlichten Forschungsarbeit gelang es ihm, das Restrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Abhängigkeit von der Lp(a)-Konzentration genau zu bestimmen und damit den Weg zur Entwicklung von selektiven Lp(a) senkenden Medikamenten zu ebnen. Die Analyse individueller Daten von 29.000 Patientinnen und Patienten, die in sieben großen randomisierten Placebo kontrollierten Statin-Studien eingeschlossen waren, ergab, dass das errechnete kardiovaskuläre Restrisiko mit der Höhe des Lp(a)-Spiegels nahezu linear ansteigt – ein Zusammenhang, der unter Statin-Behandlung sogar noch stärker sichtbar wird (Forschungsarbeit).

Peter Willeit absolvierte nach dem Studium der Humanmedizin in Innsbruck eine Ausbildung im Bereich Epidemiologie und Public Health an der Universität Cambridge, wo er als Dozent für klinische Epidemiologie tätig war. Seit Herbst 2016 forscht Peter Willeit an der Univ.-Klinik für Neurologie. Im Mittelpunkt seines Forschungsinteresses stehen Risikofaktoren, die zur Entstehung von Gefäßverkalkung und damit zu Schlaganfall und Herzinfarkt beitragen bzw. die Früherkennung eines erhöhten Erkrankungsrisikos ermöglichen.

Im Bild: Die PreisträgerInnen mit Vizebürgermeisterin Uschi Schwarzl und den Rektoren W. Wolfgang Fleischhacker (Medizin Uni Innsbruck) und Tilmann Märk (LFUI).

 (09.12.2019, Text: D. Heidegger, Foto: Stadt Innsbruck)

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