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Nachruf: Univ.-Prof. Dr. Dr. Ernst Waldhart

Am 9. August 2021 verstarb Univ.-Prof. Dr. Dr. Ernst WALDHART im 85. Lebensjahr in seiner Heimatgemeinde Schwaz in Tirol. Mit ihm verliert die Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck eine bedeutende Persönlichkeit, die die Entwicklung der hiesigen Klinik und des Fachgebietes an unserer Medizinischen Universität, aber auch innerhalb Österreichs und zusammen mit den europäischen Nachbarländern entscheidend mitgeprägt und beeinflusst hat.

Alle, die Prof. WALDHART nahe standen oder ihn als begeisternden Lehrer, hervorragenden Chirurgen oder Freund schätzten und verehrten, sind von dem Verlust betroffen.

Geboren wurde Herr Prof. WALDHART im Oktober 1936 in Schwaz in Tirol als 3. Sohn des Dr. univ. med. Hermann Waldhart und seiner Frau Maria, geb. Vigl. 1955 schloss er das humanistische bischöfliche Gymnasium Paulinum in Schwaz mit der Matura ab. Anschließend nahm er das Medizinstudium in Innsbruck und Wien auf. Im Mai 1961 wurde Prof. WALDHART zum Doktor univ.med. an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck promoviert. Von Juni 1961 bis Oktober 1962 schloss sich eine Assistenzarztzeit an der Chirurgischen Abteilung des Bezirkskrankenhauses in Schwaz an. Ab Oktober 1962 nahm Prof. WALDHART die Ausbildung zum Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Innsbruck auf, die er im August 1964 mit der Facharztprüfung für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit Auszeichnung abschloss. Anschließend wurde Prof. WALDHART Assistenzarzt an der damals noch als Fachbereich firmierenden Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Innsbruck. 1967 folgte die Gegenfachausbildung an der Univ.-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in Innsbruck, 1968 ein mehrwöchiger Gastarztaufenthalt an der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Freien Universität Berlin. Finanziert durch ein Stipendium der Max Kade Stiftung verbrachte Prof. WALDHART 1969 einen einjährigen Gastaufenthalt am Department for Plastic Surgery der University of Galveston in Texas, bis ihm 1971 schließlich Univ.-Prof. Dr. H. Wunderer, der damalige Vorstand der Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, die Leitung des Fachbereichs für Mund-, Kiefer- Gesichtschirurgie an der Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde übertrug. 1973 wurde Prof. WALDHARD für das Fach Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit besonderer Berücksichtigung der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie habilitiert, 1977 erfolgte die Ernennung zum Ao. Professor für das Fachgebiet. Während die stationäre Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie in den Anfangsjahren seines Schaffens noch als Fachschwerpunkt in der Univ.-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Chirurgie untergebracht war, fand im Jahr 1990 unter federführender Leitung von Herrn Prof. WALDHARD die Übersiedelung der Klinik in den Neubau der Frauen- und Kopfklinik statt. Die Klinik wurde zum damaligen Zeitraum einer rasanten Entwicklung unterzogen, so dass in der Folge Herr Prof. WALDHARD 1994 zum Leiter der nun zur klinischen Abteilung aufgestiegenen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ernannt wurde. Mit Ausscheiden von Herrn Prof. Gausch aus dem Amt folgte 1998 die Bestellung von Herrn Prof. WALDHARD zum Vorstand der Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Innsbruck.

Herr Prof. WALDHART hat in seinem fast 30-jährigen Wirken an der hiesigen Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck zahlreiche akademische und berufspolitische Ämter bekleidet. Zu nennen sind hier unter anderem langjährige Vorstandsmitgliedschaft der Ärztekammer für Tirol. Von 1981 bis 1983 amtierte er als Präsident des Vereins Tiroler Zahnärzte und von 1984 bis 1990 als Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. 1989 bis 1990 war Prof. WALDHART Jahrespräsident der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und hat in dieser Funktion 1990 den 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Innsbruck ausgerichtet.

Herr Prof. WALDHART führte die Klinik zum Teil in einer Zeit, als sich die Europäische Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie noch als wissenschaftliche und fachliche Gemeinschaft in der Entstehung befand. Folgerichtig hat er sich als jeweiliges Gründungsmitglied des Deutsch-Österreichisch-Schweizerischen Arbeitskreises für Tumoren im Kiefer-Gesichtsbereich (DÖSAK) und der European Association for Cranio and Maxillofacial Surgery in erheblichem Maße engagiert und hat damit unserem Fachgebiet große Dienste erwiesen.

Für seine Verdienste und seinen unermüdlichen Einsatz für die Klinik und unser Fachgebiet weit über die Grenzen Österreichs hinaus wurden Herrn Prof. WALDHART zahlreiche Ehrungen zuteil. Unter anderem wurden ihm 1973 der Stomatologiepreis und 1988 die Ignaz-Semmelweis-Medaille der Universität Budapest verliehen, 1989 erfolgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der Ungarischen Gesellschaft für Stomatologie. Seine Heimatgemeinde Schwaz verlieh Prof. WALDHART 2001 das Ehrenzeichen.

In Bezug auf sein Wirken an der Medizinischen Universität Innsbruck ist vor allem die Entwicklung eines kleinen Fachbereichs zu einer weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten und aktiven Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hervorzuheben. Den wesentlichen klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt der Klinik bildete damals die Traumatologie des Gesichtsschädels, die auch bei zahlreichen Kongressen als Hauptthema gewählt wurde. Vier seiner ehemaligen Mitarbeiter wurde während seiner Amtszeit habilitiert.

Seine Freundlichkeit, Toleranz, Hilfsbereitschaft, aber auch Lebensfreude entsprachen seiner Lebenseinstellung und übertrugen sich fast automatisch auf seine nähere Umgebung. Das von ihm gelegentlich postulierte „cherchez la fortune“ war dabei nie vordergründig gemeint, sondern als Lebensphilosophie ein wertvoller Rat, dessen Bedeutung viele erst im reiferen Lebensalter richtig werten können. Aufgrund seiner natürlichen Autorität war er trotzdem in der Lage, Notwendiges durchzusetzen.

Herr Prof.  WALDHART war seit 1962 mit Anneliese Waldhart verheiratet, mit der er 3 Kinder hat, von denen zwei wiederum in die medizinischen Fußstapfen des Vaters getreten sind. Seine familiäre Herkunft war ihm immer sehr wichtig, er betrieb sogar eine penible Ahnenforschung.

Nach seiner Emeritierung hat sich Prof. WALDHART ganz dem Privatleben gewidmet und sich auf zahlreiche Reisen mit seiner Frau begeben und konnte seinen vielen Hobbys (u.a. Eiskunstlaufen, Schwimmen) nachgehen. Er zeigte darüber hinaus ein hohes Engagement bei verschiedenen Vereinen, so zum Beispiel bei den Rotariern in Schwaz.

Ich selber als sein akademischer Nach- Nachfolger hatte nur wenige Male zum Ende seiner aktiven Zeit als Arzt Gelegenheit, seine freundliche und warmherzige Art kennen und schätzen zu lernen, die ich aber auch nach vielen Jahren noch in höchst positiver Erinnerung behalten habe.

Seine Schüler, Freunde und ehemaligen Mitarbeiter – bleiben ihm in Dankbarkeit und mit Hochachtung verbunden.

Andreas Kolk

Heinrich Strobl

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