Doppelte Ehre für Monika Ritsch-Marte
Die Physikerin Monika Ritsch-Marte wurde am 5. September in Basel bei der gemeinsamen Jahrestagung von ÖPG und SPG (Österreichische und Schweizer Physikalische Gesellschaften) gleich zweifach für ihre Verdienste geehrt. Bei der Veranstaltung durfte sie den hochangesehenen Emmy Noether Preis 2022 entgegennehmen, und sie wurde zum Ehrenmitglied der ÖPG ernannt.
Bereits im März machte die freudige Nachricht die Runde, dass Monika Ritsch-Marte, Direktorin des Instituts für Biomedizinische Physik an der Medizinischen Universität Innsbruck, von der European Physical Society (EPS) als erste in Österreich tätige Physikerin mit dem Emmy Noether Preis geehrt wird. Im Rahmen der Tagung in Basel wurde ihr die renommierte Physikerinnen-Auszeichnung für ihr Lebenswerk nun überreicht. Was angesichts der Leistungen Ritsch-Martes für Physik-Insider und WegbegleiterInnen wohl nur eine logische Folge war, hat die Preisträgerin selbst dann doch überrascht, wie sie schildert. „Kolleginnen und Kollegen hatten zwar schon einmal erwähnt, dass sie mich gerne für den Preis vorschlagen würden, aber ich wurde nie gebeten, einen aktuellen Lebenslauf einzureichen. Und dann bin ich plötzlich damit überrascht worden“, erzählt Ritsch-Marte. Die hohe Auszeichnung wurde 2013 als Anerkennung für bemerkenswerte Physikerinnen mit starker europäischer Orientierung ins Leben gerufen. Ritsch-Marte erhält ihn für „außerordentliche Beiträge in den Bereichen der optischen Mikroskopie und physikalischen Manipulationsmethoden, sowie die Stärkung von Frauenkarrieren in der Physik“, so die Begründung der EPS. Für die Physikerin ist er „eine schöne Bestätigung für meine Arbeit und für meine ganze Gruppe.“
Aus der Vielzahl ihrer Leistungen sticht besonders hervor, dass sich Ritsch-Marte stets für die Förderung von Frauen in den Naturwissenschaften einsetzt. So hat sie u.a. die Lise-Meitner-Lectures ins Leben gerufen, bei der sie jährlich in Kooperation mit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft bedeutende Wissenschafterinnen, wie Mildred Dresselhaus oder Physik-Nobelpreisträgerin Donna Strickland auf das Podium holt. „Im Vergleich zu früher, den 1980er- und 90er-Jahren, hat sich sehr viel für Frauen verbessert. Die Maßnahmen zur Frauenförderung haben in Österreich gegriffen, aber es ist natürlich noch nicht alles erreicht. Früher ist uns Frauen gar nichts zugetraut worden, das ist persönlich sehr hemmend. Diesen Effekt gibt es jetzt nicht mehr. Es ist immer noch so, dass sich Frauen in bestimmten Situationen mehr anstrengen müssen, um das gleiche Ansehen zu bekommen wie Männer.“, erklärt sie. Mit einem Lachen ergänzt sie „Frauen werden besonders oft berücksichtigt, wenn es viel Arbeit zu erledigen gibt. Dazu gibt es auch Untersuchungen in Fachpublikationen.“ Emotional wird Ritsch-Marte aber vor allem, wenn MINT-Fächer, allen voran die Mathematik, abwertend dargestellt werden. „Das ist besonders in Österreich so, dass man sich damit brüstet, wenn man in der Schule nicht gut in Mathe und Physik war“, ärgert sie sich über die Geringschätzung. Ein großes Anliegen ist ihr daher, dass der Stellenwert der Physik in den Schulen gestärkt wird. Das habe ich in meiner Zeit als Präsidentin der ÖPG leider nicht wirklich umsetzen können.“
Dafür hat sie sich von 2007 bis 2009 als erste und bisher einzige Frau an der Spitze der Gesellschaft in vielen weiteren Belangen stark gemacht. Es ist auch ihr Verdienst, dass sich die ÖPG und die SPG jedes zweite Jahr ihre Jahrestagung gemeinsam ausrichten, um den Austausch zwischen schweizerischen und österreichischen PhysikerInnen zu verbessern, abwechselnd in Österreich und bei den Eidgenossen, und dieses Jahr in Basel. Diese Woche erhob sie die ÖPG in Anerkennung ihres Engagements nun in den Kreis der Ehrenmitglieder. Damit reiht sie sich ein in die Riege großer Namen in der Welt der Physik. Im vergangenen Jahr erhielt Nobelpreisträger Anton Zeilinger die Ehrenmitgliedschaft.
Apropos große Namen: Emmy Noether (1882 bis 1935), war eine „sehr interessante und sehr emanzipierte Person“ und eine der ganz großen Mathematikerinnen. Auf Noether geht das so genannte Noether Theorem zurück, das die gesamte Theoretische Physik durchdringt: Sie hat die Gesetzmäßigkeit entdeckt, dass „Symmetrien im System dazu führen, dass bestimmte physikalische Größen erhalten bleiben, das heißt weder erzeugt noch vernichtet werden können“, erklärt Ritsch-Marte. Zufälligerweise hat sie 1984 an der Universität Innsbruck ihre Diplomarbeit über Noether Symmetrien in der klassischen Mechanik verfasst.
Weitere Links:
Bericht der EPS über die Verdienste um die Physik von Monika Ritsch-Marte (englisch)
Monika Ritsch-Marte in Wikipedia
Institut für Biomedizinische Physik
Österreichische Physikalische Gesellschaft (ÖPG)
(06.09.2023, MAI, Fotos: privat)