ÖAW-Stipendium für zwei Innsbrucker JungforscherInnen
Wie lässt sich ein Medikament gegen verkalkte Aortenklappen entwickeln? Und welchen Einfluss haben Eisentransporter in unserer Immunabwehr? Diesen Fragen können sich Sophia Mair und Manuel Grander im Rahmen ihrer Dissertation an der Medizinischen Universität Innsbruck fokussiert widmen. Sie gehören zu den GewinnerInnen im heurigen Rennen um die begehrten DOC-Forschungsstipendien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Mit dem Programm DOC fördert die Österreichische Akademie der Wissenschaften hervorragende DissertantInnen aus allen Gebieten der Forschung, die ihr Doktoratsstudium an einer österreichischen Universität durchführen. Sophia Mair von der Univ.-Klinik für Herzchirurgie (Direktor Michael Grimm) und Manuel Grander von der Univ.-Klinik für Innere Medizin II (Direktor Günter Weiss) gehören zu den etwa 60 ausgewählten DOC-StipendiatInnen 2023.
Pharmakologische Therapie gegen verkalkte Aortenklappe gesucht
Sophia Mair forscht an der Entwicklung von Medikamenten gegen Aortenklappen, die durch Verkalkung verengt worden sind. Solche kalzifizierten Aortenklappenstenosen stellen in industrialisierten Ländern ein stetig wachsendes sozioökonomisches Problem dar. Obwohl sich die Anzahl der Fälle seit 1990 weltweit verfünffacht hat, ist ein operativer Austausch der Aortenklappe immer noch die einzige Behandlungsmöglichkeit. In einer kürzlich erschienenen Arbeit konnte eine Arbeitsgruppe rund um Can Gollmann-Tepeköylü von der Universitätsklinik für Herzchirurgie den Toll-Like Rezeptor 3 (TLR3), einen Teil des angeborenen Immunsystems, als zentralen molekularen Regulator der Krankheit identifizieren. Ausgehend von dieser Kernerkenntnis wird Mair, die auch Teil der Forschungsgruppe CARE (Cardiac Regeneration Research Group) ist, nun im Rahmen ihrer Dissertation an den Möglichkeiten einer pharmakologischen Therapie arbeiten.
Rolle von Eisenchaperonen im Eisenhaushalt und bei Infektionen
Manuel Grander forscht im Bereich Eisenstoffwechsel und Infektiologie. Schon seit 2018 ist er dafür im Innsbrucker Christian-Doppler-Labor für Eisenmetabolismus und Anämieforschung von Günter Weiss tätig. Nach der Diplomarbeit verfasst er nun auch seit einem Jahr seine Dissertation dort. Dabei untersucht er ein Eisenchaperon, das heißt ein Protein, das Eisen direkt bindet und innerhalb der Zelle transportiert. Erreger, wie zum Beispiel Salmonellen oder Listerien, sind auf eine ausreichende Eisenzufuhr für ihr Wachstum angewiesen. Welchen Einfluss Eisenchaperone in deren Immunabwehr haben, ist jedoch noch größtenteils unbekannt. Daran möchte Grander auch in Zukunft forschen und mit neuen Erkenntnissen einen Beitrag zu deren Verständnis liefern.
Theorie und Praxis verbinden
Wichtig ist es Grander, Forschung und Alltag in der Klinik miteinander verbinden zu können, also experimentelle und präklinische Forschung in die Klinik zu überführen. Auch Sophia Mair wollte nicht nur Theorie, sondern einen praktischen Nutzen ihrer Arbeit für die Gesellschaft erreichen. So kam die Chemikerin nach ihrem Master an der Universität Innsbruck zum Team der Herzchirurgie in Innsbruck. Derzeit erforscht sie an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada weiter den Mechanismus zur Aortenklappenstenose, bevor sie dann wieder nach Tirol zurückkehren wird. Mit dem DOC-Stipendium können sich beide DissertantInnen nun zwei Jahren vollständig und hochmotiviert ihrer Tätigkeit an der Medizinischen Universität Innsbruck widmen.
Links:
Archiv: Medikamente statt OP? Neue Erkenntnisse zur Therapie bei verkalkten Herzklappen
CD-Labor für Eisenmetabolismus und Anämieforschung
(24.11.2023, Text: P. Volgger, Bilder: MUI/F.Lechner, privat)