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Nachruf em. o. Univ.-Prof. Dr. Hans Anderl (1930 - 2023)

Die Medizinische Universität Innsbruck und die Univ.-Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie in Innsbruck trauern um em. o. Univ.-Prof. Dr. Hans Anderl.

Hans Anderl wurde 1930 als Sohn eines Hausarztes im Zillertal geboren. Die Ausdauer seines Vaters, auch die Bergbauern unter den damaligen widrigen Umständen mit Hausvisiten zu versorgen, hat er sicherlich geerbt, denn nicht anders ist seine Ausdauer und sein unermüdliches Engagement an der umfassenden Weiterentwicklung der Plastischen und Wiederherstellungschirurgie am Standort der Universität und des LKH Innsbruck sowie weit darüber hinaus zu erklären.

Nach der Promotion 1957 zum Dr. med. univ. durchlief er zunächst die Ausbildung zum Allgemeinmediziner, dann zum Facharzt für Zahnheilkunde, einige Monate an der Kieferchirurgie, folglich zum Facharzt für Allgemeinchirurgie 1972, sowie zum Facharzt für Plastische Chirurgie 1986. Ausbildungsstationen dabei waren Wien, Salzburg, Innsbruck, diverse Kliniken in England, Peking und Shanghai, sowie ein Fellowship 1980 in Japan.

Seit 1965 war Hans Anderl Oberarzt an der Abteilung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie in Innsbruck unter Univ.-Prof. Dr. Paul Wilflingseder, dem Gründer des ersten Lehrstuhles für Plastische Chirurgie im deutschen Sprachraum. Gemeinsam gelang es Ihnen, 1972 aus dem Lehrstuhl eine eigenständige Universitätsklinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie zu schaffen. 1973 erfolgte die Habilitation an der LFU Innsbruck zur Thematik der chirurgischen Frühbehandlung (tangentiales Debridement) von Brandverletzten.

1976 erfolgte die Ernennung zum ao. Univ.-Prof. und im selben Jahr wurde er Leiter des Arbeitsbereiches der Mikrochirurgie/der autologen gefäßgestielten Gewebetransplantation an der Klinik Innsbruck.

Er war dabei gleichermaßen ein herausragender Chirurg in den Bereichen der Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten mit der Liebe zum Detail und insbesondere der atraumatischen Gewebebehandlung, leistete in Österreich wegweisende Pionierarbeit in der Craniofazialen Chirurgie bei kindlichen Schädelfehlbildungen und war zeitgleich (1972) mit einem Australier Miterfinder des sog. Cross-face nerve grafting zur Behandlung von Gesichtslähmungen.

1987 wurde Hans Anderl zum Ordinarius (o.Univ.-Prof.) der Universitätsklinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie Innsbruck berufen, wo er nach einem sehr arbeitsreichen Schaffen 1998 emeritierte.

1977-1981 bekleidete er das Amt des Präsidenten der ÖGPÄRC (Österr. Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie). Unter seiner Präsidentschaft wurde durch sein jahrelanges Bemühen der damals sog. Klammerfacharzt „Plastische Chirurgie“ als eigenständige Fachdisziplin geschaffen, darauf aufbauend konnte 1989 das Sonderfach Plastische Chirurgie von der Österreichischen Ärztekammer implementiert werden.

1972 war Hans Anderl Mitbegründer des jährlichen “Alpine Workshop in Plastic Surgery” aus dem schließlich, ebenfalls mit ihm als Gründungsmitglied, 1989 die renommierte Gesellschaft EURAPS (European Association of Plastic Surgeons) hervorging. Zeitgleich wurde er auch zum ersten Präsidenten der EURAPS ernannt und brachte 1996 den EURAPS Kongress nach Innsbruck.

2003 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen.

2005 gründete er die EURAPS-Austria Stiftung, aus dem der „Hans Anderl Award“ hervorging, eine Auszeichnung für hervorragende junge WissenschaftlerInnen der EURAPS.

Hans Anderl hat mehr als 180 wissenschaftliche Publikationen vorzuweisen, davon 94 in PubMed gelistet. Sein unermüdlich engagierter Einsatz für PatientInnen, MitarbeiterInnen und insbesondere seine Leidenschaft und Kreativität für das Fachgebiet der Plastischen Chirurgie hierzulande wie auch International in all seinen Facetten, hat ein stabiles und fachlich sehr breites Fundament geschaffen, auf dem seine Nachfolger wie auch wir heutzutage, insbesondere am Standort der Medizinischen Universität Innsbruck und des LKI Innsbruck, ein breites und interdisziplinär geschätztes Armamentarium an rekonstruktiven chirurgische Behandlungen anbieten und weiter entwickeln konnten und können, ebenso wie die Wissenschaft in der Plastischen Chirurgie.

Wir werden ihm als vorbildlichen Arzt, hervorragenden Chirurgen, Pionier, Visionär, interdisziplinären Brückenbauer und allzeit engagierten Vertreter für die Plastische Chirurgie ein ehrendes und wertschätzendes Andenken bewahren.

Unser Beileid und Mitgefühl gilt seiner Familie

im Namen aller, auch ehemaliger, MitarbeiterInnen

Ao. Univ.-Prof. Dr. Anton Schwabegger M.Sc.                                             
Interim. Direktor                                                                                 

tit. ao. Univ.-Prof. Dr. Heribert Hussl
sein ehem. Stellvertreter

 

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