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Football und Stethoskop: Medizinstudent Sandro Platzgummer

Spielfeld und Hörsaal – in diesen zwei Welten fühlt sich Sandro Platzgummer gleichermaßen zuhause. Der 26-jährige Innsbrucker studiert Medizin in Innsbruck und betreibt gleichzeitig professionell American Football – er spielte sogar in den USA beim Top-Verein „New York Giants“. Verletzungsbedingt steht er derzeit nicht auf dem Rasen – die Zwangspause kann er aber gut nützen, um sein Medizinstudium voranzubringen und demnächst das Klinisch Praktische Jahr zu beginnen.

Schnelligkeit, Kraft und Beweglichkeit braucht es in der vielseitigen Position des Runningback im American Football. All diese Voraussetzungen bringt Sandro Platzgummer, Jahrgang 1997 und in Innsbruck aufgewachsen, offensichtlich mit. Denn er schaffte es von seinem Innsbrucker Heimatverein „Raiders Tirol“ bis in die amerikanische National Football League (NFL). Als erster österreichischer Feldspieler stand er bei einem Team dieser Topliga unter Vertrag und hatte es damit richtig weit gebracht im amerikanischen Nationalsport.

Doch ganz auf eine Sportlerkarriere zu setzen, war Sandro Platzgummer schon immer zu riskant. Und weil er sich mit 13 Jahren beim Footballspielen am Sprunggelenk verletzte und die medizinische Behandlung so spannend fand, hatte er schon früh den Wunsch, Arzt zu werden. 2015 bestand Platzgummer die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium in Innsbruck. Sieben Semester studierte er regulär, trieb daneben aber stets seine Karriere als Footballer voran – Ausgeh-Abende und das typische Studentenleben hat er dem Sport weitestgehend geopfert. Dafür bekam er 2019 das einmalige Angebot für ein Probetraining in Düsseldorf und wurde anschließend in das Team der Top-Mannschaft „New York Giants“ aufgenommen.

Während seines Aufenthalts in die Staaten fühlte er sich von der Medizinischen Universität Innsbruck gut unterstützt, die Praktika durfte er aufschieben, Prüfungen konnte er jederzeit ablegen. Das war vor allem dann ein Vorteil, als wegen der Corona-Pandemie das öffentliche Leben auch in den USA stillstand und dem damals 23-Jährigen neben dem Footballtraining viel Zeit blieb. So konnte er sich auf Prüfungen vorbereiten, die er im Heimaturlaub in Innsbruck mitschrieb.

Biss und mentale Stärke

Zwischen den Anforderungen im Medizinstudium und im Spitzensport sieht Sandro Platzgummer einige Parallelen. So hilft ihm der erlernte Umgang mit Erwartungshaltungen und Druck auf dem Spielfeld auch in Prüfungssituationen. Er spürt bei Tests auch keine besondere Nervosität, hat er doch schon vor Tausenden ZuschauerInnen im Footballstadion und noch mehr ZuseherInnen an den Fernsehgeräten seine Leistung auf den Punkt abliefern müssen. Das Training hat sein Durchhaltungsvermögen gestärkt, was auch im Studium ein Vorteil ist.

Umgekehrt bringt ihm sein umfangreiches medizinisches Wissen Vorteile als Leistungssportler. Bei muskulären Problemen überlegt er sich individuelle Übungen. In der Vollkontaktsportart Football sind außerdem Verletzungen häufig, für deren Verständnis und Behandlungsmethoden hat der Medizinstudent viel Vorwissen. Im Studium haben Platzgummer die Lehrveranstaltungen in Anatomie, Orthopädie und Traumatologie am meisten interessiert, und er würde auch gern selbst später in der Orthopädie arbeiten.

Doch vorerst forcierte Platzgummer seine sportliche Karriere: Im erweiterten Kader der „New York Giants“ konnte er einige gute Spielzüge zeigen, für einen Stammplatz im Team reichte es letztlich nicht.

Studium in der Verletzungspause intensiviert

In der heurigen Spielsaison kehrte Sandro Platzgummer wieder zu Familie und Freundin und seinem Heimatverein „Swarco Raiders Tirol“ nach Innsbruck zurück. Ein Kreuzbandriss unmittelbar zum Saisonauftakt machte die sportlichen Pläne vorerst zunichte. Nach der Operation im Juli folgt derzeit die intensive Rehabilitation. Für Anfang 2024 hätte er Angebote in Kanada und den USA, aber für die Gesundheit geht der angehende Mediziner keine unnötigen Risiken ein.  

Die Pause auf dem Rasen nutzt Sandro Platzgummer, um sein Medizinstudium schnell voranzubringen: Im vergangenen Jahr absolvierte er Lehrveranstaltungen aus drei Semestern und kann damit im Jänner sein Klinisch Praktisches Jahr beginnen. Über seine Kontakte zum Teamarzt der „New York Giants“ hat Platzgummer außerdem eine „clinical rotation“ am angesehenen orthopädischen Krankenhaus „Hospital for Special Surgery“ in Manhattan bekommen. Geht es nach Sandro Platzgummer, so soll dieses Medizinpraktikum nicht der letzte längere Aufenthalt in den USA bleiben: Denn seinen großen Traum von der Fortsetzung seiner Footballkarriere in Nordamerika hat er noch nicht aufgegeben.

(18.12.2023, Text: P. Volgger, Fotos: MUI/D.Bullock, NYG/Matt Swensen)

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