Wenn der Druck zu groß ist: Hilfe bei der Psychologischen Studierendenberatung
Das Semesterende ist an der Universität Prüfungszeit – und damit macht sich bei vielen Studierenden verständlicherweise Nervosität breit. Wenn die Angst vor Prüfungen aber übergroß ist, wenn die Bewältigung des Studiums unmöglich erscheint und das Lernen nur noch aufgeschoben wird, gibt es Hilfe bei der Psychologischen Studierendenberatung Innsbruck. Sie unterstützt bei studienbezogenen und persönlichen Problemen, kostenlos und anonym.
Das Studium steht für eine Zeit der Freiheit, des Entdeckens und der Leichtigkeit – doch immer mehr junge Menschen können ihre Studienjahre nicht unbeschwert genießen. Sie leiden unter Einsamkeit, Leistungsdruck, Prüfungsangst, aber auch unter Ängsten oder Depressionen. Christian Schöpf und Angelika Schwarz-Ortner von der Psychologischen Studierendenberatung Innsbruck beobachten als Leiter beziehungsweise dessen Stellvertreterin, dass gerade die schweren Problematiken zunehmen. Junge Menschen seien, oft auch unterbewusst, durch die multiplen Krisen (Klima, Corona, Ukraine, Nahost) gestresst. Gleichzeitig, so erklärt Schwarz-Ortner, erleben junge Menschen auch Veränderungen in den Beziehungen: Einerseits gebe es weniger Verbindlichkeiten, andererseits würden die Studierenden dann oft unter der Unsicherheit leiden und sich mehr Stabilität wünschen.
Christian Schöpf, klinischer Psychologe, Gesundheitspsychologe und Psychotherapeut, erläutert, dass gerade die Tatsache, dass es in der Universitätsstadt Innsbruck zahlreiche Partys und ein großes Sport- und Freizeitangebot gibt, bei manchen Studierenden die Angst, etwas zu verpassen erzeuge. Diese FOMO (= fear of missing out) und der gleichzeitige Druck, das Studium erfolgreich zu betreiben, könne zu Stress führen.
Wirksame Hilfen durch Coaching, Workshops oder Therapien
Egal, ob die psychischen Herausforderungen direkt oder indirekt mit dem Studium zusammenhängen, bei der Psychologischen Studierendenberatung Innsbruck gibt es Hilfe durch acht umfassend ausgebildete TherapeutInnen. In der Service-Einrichtung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung unterstützen die MitarbeiterInnen alle Studierenden von Universitäten und Hochschulen kostenlos und vertraulich. Dorthin wenden sich auch viele Studierende der Medizinischen Universität Innsbruck.
Wer sich an die Psychologische Studierendenberatung wendet, wird individuell beraten. In mehreren Abklärungsgesprächen wird ermittelt, ob Betroffenen ein Coaching helfen kann (in dem zum Beispiel Lernstrategien oder Arbeitsplatzorganisation behandelt werden); ob es psychologische Beratung zu einem konkreten Problem, zum Beispiel Prüfungsangst braucht; ob eine Kurzzeittherapie über ein Jahr hinweg benötigt wird oder ob längerfristige psychologische Therapie nötig ist. In diesem Fall vermittelt die Beratungsstelle auch eine finanzierte oder zumindest teilfinanzierte Langzeittherapie. Daneben gibt es Gruppenangebote und Workshops, zum Beispiel zu den Themen „Lernen lernen“ oder Prüfungsangst.
Angelika Schwarz-Ortner und Christian Schöpf
Der Leiter Christian Schöpf betont, dass es Hilfe gibt, die wirkt. Der Großteil der Studierenden zeige sich zufrieden mit dem Angebot der Psychologischen Studierendenberatung, wobei es allerdings aufgrund der hohen Nachfrage zu Wartezeiten komme.
Hohe Nachfrage gerade unter Medizinstudierenden
Im Medizinstudium stehen am Semesterende jeweils große Prüfungen mit großen Stoffmengen an, ähnlich wie im Studium der Rechtswissenschaften. Das und ein hoher Leistungsdruck im Studium sind laut Einschätzung von Schöpf und Schwarz-Ortner Gründe dafür, warum sich überdurchschnittlich viele Studierende der Medizinuniversität an die Beratungsstelle in Innsbruck wenden, nämlich rund 20 Prozent der Ratsuchenden. 93 Studierende der Medizinischen Universität Innsbruck haben im Jahr 2023 eine Einzelberatung in Anspruch genommen
Die Medizinische Universität Innsbruck selbst bemüht sich, Studierende in psychisch heraufordernden Situationen bestmöglich zu unterstützen. Über die Abteilung Lehr- und Studienorganisation können zum Beispiel bei Bedarf ohne großen bürokratischen Aufwand Praktika verschoben werden. Die MitarbeiterInnen suchen nach einem persönlichen Gespräch oder erster Kontaktaufnahme per E-Mail gemeinsam mit den Studierenden individuell nach der passenden Lösung. Alle diesbezüglichen Anliegen werden selbstverständlich vertraulich behandelt.
Die Psychologische Studierendenberatung Innsbruck ist gerade erst in neue Räumlichkeiten in der Liebeneggstr. 8 eingezogen
Sich persönliche Probleme einzugestehen sei ein schmerzlicher Prozess, deshalb werde oft zu lange damit gewartet, so die klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin Angelika Schwarz-Ortner. Gleichzeitig begrüßt sie es, dass es immer weniger tabuisiert ist, über Prüfungsangst oder andere persönliche Probleme zu sprechen und das Hilfsangebot anzunehmen – damit die Zeit des Studiums eine tolle Zeit im Leben ist.
Anlaufstellen und Telefonnummern für Hilfesuchende in akuten Krisensituationen:
KIZ-Kriseninterventionszentrum Innsbruck: 0512 580 059
Psychosozialer Krisendienst Tirol: Tel: 0800 400 120
Telefonseelsorge: 142
Ö3 Kummernummer: 116 123
Link:
Psychologische Studierendenberatung Innsbruck
Auch die diesjährige "Woche des Gehirns" an der Medizinischen Universität Innsbruck steht unter dem Motto "Mentale Gesundheit". Die Vorträge finden vom 11. bis 15. März statt, Informationen finden Sie demnächst unter www.i-med.ac.at/gehirn
(26.01.2024, Text und Bilder: P. Volgger)