Lernen im Seziersaal: Medizinstudentin Anna Maria Schnapka
Die Anatomie-Lehrveranstaltungen sind für viele Studierende der Med Uni Innsbruck ein Highlight im Studium. Die Sezierkurse vermitteln eindrucksvoll anschauliche Einblicke in den menschlichen Körper. Anna Maria Schnapka, im 8. Semester Medizinstudentin, sieht in dem Medizinischen Sonderfach ihre berufliche Zukunft. Wir stellen die 22-jährige Tirolerin vor.
BU: Anna Schnapka vor dem Eingang in die Anatomie
Mors auxilium vitae, dieser Leitspruch über dem Portal der Anatomie in Innsbruck erinnert an die Lehren, die der Tod für die Lebenden – und ganz besonders für (angehende) MedizinerInnen – bereithält. Viele Studierende erinnern sich noch lang an den großen und den kleinen Sezierkurs in den ersten Semestern ihres Studiums. Anna Maria Schnapka ist dem Fachbereich Anatomie darüber hinaus treu geblieben. Inzwischen unterstützt sie als studentische Mitarbeiterin Studienneulinge bei den Sezierkursen, die an der Medizinischen Universität Innsbruck dank vieler Körperspenden besonders umfangreich sind, und bereitet Präparate für die postpromotionelle Ausbildung vor.
Schon nach dem ersten Kurs im Seziersaal war für die Studentin aus Mils bei Hall in Tirol klar: Über das Innere des menschlichen Körpers möchte sie noch viel mehr lernen. Vor dem Tod empfindet sie Respekt, lernen und forschen an Körperspenden sieht sie als Privileg. „An einigen Universitäten lernen die Studierenden nur mit Digital-3D-Modellen, aber da fehlt dann die ganze Haptik. Auch die Variabilität der einzelnen menschlichen Körper kann ich aufgrund der zahlreichen KörperspenderInnen viel besser nachvollziehen.“
Lieblingsfach gleich gefunden – trotz Corona
Lange Zeit wollte die heute 22-Jährige gar nicht Medizin studieren, auch wenn es in der Familie Vorbilder in medizinischen Berufen gab. Vielmehr plante sie, in Wien eine Musicalausbildung zu machen. Nach einem Praktikum in einem Heim für Menschen mit Behinderung und durch eine vorwissenschaftliche Arbeit vor der Matura war ihr Interesse für Medizin allerdings größer.
Angefangen hat Anna Maria Schnapka ihr Medizinstudium dann mitten in der Coronapandemie. Der viele Distanzunterricht machte es anfangs schwierig für sie, richtig ins Studium zu finden. Doch der kleine Sezierkurs im ersten Semester konnte – wenn auch verkürzt – in Präsenz stattfinden und sofort war bei Anna Schnapka die Faszination für die Anatomie da. Anders als viele andere Studierende, die sich etwa für Chirurgie oder Orthopädie interessieren und die Anatomie als Mittel zum Zweck sehen, interessiert sie sich für die menschliche Anatomie als solche, für den Aufbau des menschlichen Körpers, seiner Gewebe und Organe, begonnen mit dem Embryo.
BU: Die Studierende im Seziersaal
Vor allem während des großen Sezierkurses verbringt Anna Maria Schnapka zwischen dem Anleiten der Studierenden, dem Vorbereiten von Präparaten und der Arbeit an ihrer Diplomarbeit täglich viele Stunden am Institut für Klinisch-Funktionelle Anatomie – daneben hat sie natürlich noch Vorlesungen und Praktika im Rahmen ihres Medizinstudiums zu absolvieren. Zum Ausgleich spielt sie Klavier und verbringt Zeit in der Natur.
Variationen der Handmuskeln und -sehnen
Seit Oktober 2023 arbeitet sie an ihrer Diplomarbeit über die Vielfalt von Handmuskeln und -sehnen bei Marko Konschake (Direktor des Instituts für Klinisch-Funktionelle Anatomie). Es ist eine Teamarbeit der Klinisch-Funktionellen Anatomie mit der Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Die Studentin hat dafür vorerst 62 Körperspende-Arme vermessen: Wie verlaufen die Muskeln und die Nerven, welche Varianten sind die häufigsten, auf welche Variationen müssen sich HandchirurgInnen einstellen? Anna Maria Schnapkas Ziel ist es, Fachärztin der Anatomie zu werden. Als solche möchte sie etwa an der Entwicklung neuer Operationstechniken mitwirken, in der postpromotionellen Weiterbildung und in der Lehre arbeiten.
Häufig wird sie gefragt, wie sie es sich vorstellen könne, das ganze Leben mit Leichen zu arbeiten. Doch Anna Maria Schnapka ist sich sicher, dass sie sich mit Skalpell und Pinzette bei jeder Sektion neues Wissen erarbeiten kann. Jeder Mensch ist einzigartig, nicht nur das lehre sie die Anatomie auf hervorragende Weise.
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(17.04.2024, Text: P. Volgger, Bilder: MUI/P. Volgger, privat)