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Rauchen, snusen, dampfen: Medizinstudierende klären SchülerInnen über Nikotinkonsum auf

Offen und locker, sachlich und ehrlich: Auf Augenhöhe wollen Medizinstudierende der Organisation AMSA mit SchülerInnen über die Risiken von Tabak- und Nikotinkonsum sprechen. Dabei geht es nicht nur um Zigaretten, viele Fragen drehen sich auch um Snus, Vapes oder Shishapfeifen. Vor kurzem haben zwei Studentinnen der Med Uni Innsbruck einen Workshop an der HBFLA Tirol in Rotholz abgehalten.

„Wir werden niemanden verpetzen und wir werden niemanden schimpfen“, stellt Anna Schober gleich zu Beginn des Workshops „Aufklärung gegen Tabak“ klar. Die 23-jährige Studentin der Medizinischen Universität Innsbruck steht vor 35 SchülerInnen im Alter von 14 und 15 Jahren, um mit ihnen über ihre Erfahrungen mit Zigaretten, Vapes und Snus zu sprechen. In vertraulichem Rahmen dürfen die SchülerInnen der HBFLA Tirol in Rotholz zwei angehenden Medizinerinnen Fragen über Tabak und Nikotin stellen. „Wir sind als Studierende nicht viel älter als die TeilnehmerInnen und wir sind keine Lehrerinnen. Das macht es leichter, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen“, erzählt Rosa Spannagel von ihren Erfahrungen als Workshop-Referentin.

BU: Die SchülerInnen der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sowie Lebensmittel- und Biotechnologie in Rotholz (Gemeinde Strass im Zillertal) lernen die einzelnen Phasen von Nikotinsucht kennen

Mit Live-Umfragen, an denen sich die SchülerInnen mit ihren Smartphones beteiligen, nähern sich die Referentinnen – beide studieren Humanmedizin im 8. Semester – dem Thema. In einem Video schildert ein Patient seinen beschwerlichen Alltag mit der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) – er hatte jahrzehntelang geraucht. Weil Jugendliche längst nicht mehr nur Zigaretten rauchen, sondern auch mit Nikotinbeuteln, e-Zigaretten oder Shishapfeifen ihre Erfahrungen machen, sprechen die Studentinnen auch über deren Inhaltsstoffe und Wirkung.

Gesundheitliche, finanzielle und soziale Folgen

Zahnfleischentzündung, Nikotinflash, Lungenkrebs, Schlaganfall – die Liste an negativen gesundheitlichen Auswirkungen und Langzeitfolgen ist schier endlos, das wird den SchülerInnen auch mit kleinen Experimenten vor Augen geführt. Die beiden Medizinstudentinnen klären aber nicht nur über die gesundheitlichen Folgen auf: Auch die finanziellen Kosten und die Auswirkungen auf das Sozialleben werden im Workshop thematisiert.

BU: Experimente machen die Folgen von Nikotinkonsum für die SchülerInnen anschaulich

Nicht alle Informationen sind den SchülerInnen in Rotholz neu, aber die möglichen Folgen von Nikotin- und Tabakkonsum im Detail zu hören und zu sehen macht Eindruck. Das sieht auch der 15-jährige Felix so: „Meine Eltern haben natürlich schon zu mir gesagt, dass Rauchen schlecht ist. Aber beim Workshop heute habe ich gehört, warum genau es so gefährlich ist. Dass Nikotin so viele Organe schädigt, hätte ich nicht gedacht. All diese Probleme und Krankheiten würde ich nicht kriegen wollen.“

Viel Interesse an Workshops – neue ReferentInnen gesucht

Die Salzburgerin Anna Schober und die Tübingerin Rosa Spannagel halten rund fünfmal pro Semester Workshops an Schulen ab, vier weitere Innsbrucker Medizinstudierende engagieren sich im AMSA-Team „Aufklärung gegen Tabak“. Damit können längst nicht alle Anfragen von Schulen abgedeckt werden, weshalb die Studierendenorganisation AMSA (Austrian Medical Students‘ Association) weitere Freiwillige sucht, die ReferentInnen werden möchten. „Im klinischen Alltag sind wir schon im Studium sehr oft mit den Folgen des Rauchens konfrontiert. Gerade deshalb sehe es als wichtige Aufgabe, persönlich präventiv zu arbeiten. Am besten geht das mit Jugendlichen, die noch nicht süchtig sind“, schildert Anna Schober ihre Motivation, sich am Projekt zu beteiligen.

BU: Die SchülerInnen setzen sich mit Folgen und Risiken von Nikotinsucht auseinander

In Klassen, in denen schon viele SchülerInnen rauchen oder Erfahrung mit anderen Nikotinprodukten haben, weht den ReferentInnen dabei manchmal ein rauer Wind entgegen. „Das geht vom Hinterfragen der tatsächlichen Gefährlichkeit von Nikotin bis hin zum Killerargument ‚Wir müssen eh alle sterben‘“, erzählen die beiden Medizinstudentinnen. „Aber wir lassen uns dadurch nicht entmutigen“, ergänzt Rosa Spannagel. „Mir ist es wichtig, dass die SchülerInnen ein paar wichtige Infos mitnehmen, also zum Beispiel, dass Mädchen ihrer Gynäkologin vor der Verschreibung der Pille nicht verschweigen, dass sie rauchen. Oder dass man Shisha nie in geschlossenen Räumen rauchen soll, wegen der Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung.“

Ziel: Wissen vermitteln und zum Nachdenken anregen

Die SchülerInnen in Rotholz regt der Workshop zum Nachdenken an. Eine 15-jährige Schülerin erzählt: „Ich rauche beim Ausgehen, bei Partys, mit Freundinnen und Freunden. Dass Rauchen für die Gesundheit schlecht ist, weiß ich natürlich, da haben mir die zwei Referentinnen heute nichts Neues gesagt. Aber das Video mit dem COPD-Patienten war eindrucksvoll: Wie schwer er atmet, wie ihn das Reden anstrengt, dass er nicht einmal allein duschen kann. Das will ich nicht erleben. Ich möchte sicher keine richtige Raucherin werden.“

Allerdings ist der Weg vom Experimentieren und gelegentlichen Rauchen in die Abhängigkeit kurz – und der Weg aus der Sucht hart, auch das betonen die beiden Medizinstudentinnen während des Workshops. Sie wollen aufklären und informieren, sie verteufeln es nicht, wenn SchülerInnen rauchen. Aber bei den Risiken sind sie schonungslos ehrlich.  

Informationen und Kontakt:

Die ReferentInnen von „Aufklärung gegen Tabak“ können ganz unkompliziert und niederschwellig über eine WhatsApp Gruppe erreicht werden. Studierende der Med Uni Innsbruck, die interessiert an der Arbeit als ReferentInnen in der Gruppe „Aufklärung gegen Tabak“ sind, können sich per E-Mail an die AMSA wenden.

(05.06.2024, Text und Fotos: MUI/P. Volgger)

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