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Judith Martini ist Universitätsprofessorin für Experimentelle Anästhesie und Intensivmedizin

Rektor Wolfgang Fleischhacker hat die gebürtige Südtirolerin Judith Martini zur Universitätsprofessorin für Experimentelle Anästhesie und Intensivmedizin (§ 99 Abs 4 UG) berufen. Mit der Unterzeichnung des Vertrags, der ab 1. April 2024 rückwirkend gilt, kann die Medizinerin Wissenschaft und Klinik noch besser verbinden.

Es war die allererste Famulatur in der Notfallmedizin, die für Judith Martini die Eintrittspforte zur Anästhesie öffnete. „So geht es vielen Studierenden, die über die Notfallmedizin das Fach Anästhesie und Intensivmedizin entdecken und sich der Versorgung kritisch kranker Patienten und Patientinnen widmen möchten“ erzählt Martini, die schließlich auch mit ihrer Dissertation „Vasoaktive Substanzen, Gefäßwand-pO2-Gradienten und Gewebeoxygenierung – Mikrozirkulatorische Studien an der Hamster skinfold window preparation" in die physiologischen Grundlagen dieses Faches eintauchte. Das Interesse an der Mikrozirkulation, der Endstrombahn unseres Gefäßsystems, wurde durch ihre Begegnung mit der Intensivmedizinerin Barbara Friesenecker geweckt und vorangetrieben. „Über meine Dissertation habe ich nach dem Ende meines Studiums eine Forschungsstelle im Microhemodynamics Laboratory am Department of Bioengineering der University of California, San Diego bekommen. Aus dem ursprünglich geplanten einjährigen Aufenthalt wurden zweieinhalb Jahre“, erzählt Martini, die für Forschungsarbeiten, aber auch privat immer wieder in San Diego ist.

Der Start in einem international anerkannten Mikrozirkulationslabor direkt nach dem Studium kam der leidenschaftlichen Wissenschafterin gerade recht. „Das Thema Mikrozirkulation konnte ich nun mit zahlreichen experimentellen Untersuchungen im Tiermodell vertiefen“, beschreibt sie ihr Interesse an den kleinsten Gefäßen, die alle Organe mit Sauerstoff versorgen und in denen viele pathophysiologische Prozesse ablaufen, die letztlich auch schwerwiegende Krankheitsprozesse, wie beispielsweise den septischen Schock, unterhalten.  „In der Anästhesie und Intensivmedizin behelfen wir uns aus Ermangelung an besseren Alternativen mit makrohämodynamischen Parametern, wie dem mittleren arteriellen Druck, um sicherzustellen, dass es unseren PatientInnen gut geht. Allerdings durfte ich durch meine Forschungsarbeiten lernen, dass unsere Organe nicht nur Druck, sondern vor allem Fluss benötigen, um ein ausreichendes Sauerstoffangebot aufrecht zu erhalten und um zu überleben“. 

Judith Martini ist aber nicht nur Wissenschafterin, sondern ebenso passionierte Klinikerin. Für ihre Facharztausbildung in Anästhesie und Intensivmedizin ging sie von San Diego an die Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie in Jena, wo Sepsisforschung ein Schwerpunktthema darstellte. Nach 14 Monaten kam der Anruf aus Innsbruck mit dem Angebot einer Gegenfachstelle. „Seitdem bin ich – abgesehen von Forschungsaufenthalten in San Diego – an der Klinik Innsbruck geblieben. „Eine fundierte klinische Ausbildung war mir immer sehr wichtig. Aus klinischen Beobachtungen heraus entstehen immer wieder neue Forschungsfragen und umgekehrt beeinflussen Ergebnisse aus den eigenen wissenschaftlichen Arbeiten die klinische Praxis“ erzählt die 45-Jährige, die sich 2014 in ihrem Fach habilitierte und seit 2016 das Department für Experimentelle Anästhesie an der Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin (Direktorin: Barbara Sinner) leitet.

Im Zentrum ihrer translationalen Grundlagenforschung, für die die neue Professur nun den idealen Rahmen bietet, stehen drei Schwerpunkte: Der Herz-Kreislaufstillstand und die kardiopulmonale Reanimation, mit einem speziellen Fokus auf die zerebrale Sauerstoffversorgung während der Reanimation, die mechanische Beatmung (hierbei vor allem die Erforschung neuer lungenschonender Beatmungstechniken) und in Zusammenarbeit mit den Transplantationschirurgen Stefan Schneeberger und Gerald Brandacher, die ex vivo Perfusion, Analyse und Optimierung von Organen vor einer Transplantation. Bei all diesen Projekten richtet sich der Fokus auch weiterhin auf die Mikrozirkulation, zu deren Untersuchung Martini und ihr Team die bereits bestehende Expertise weiter ausbauen und erweitern möchten. Für den Erkenntnisgewinn und den Fortschritt zu diesen Themenkomplexen sind Untersuchungen an Großtieren essentiell. „Wir beschäftigen uns mit klinisch angewandter Grundlagenforschung. Tierversuche folgen einem strengen Regelwerk. In vitro Systeme stellen hier keine Alternative dar“, sagt Martini, die mehrere Tierversuchskurse absolviert hat und Mitglied der Tierethikkommission ist.

Drei Tage Klinik, zwei Tage Wissenschaft – diese Wocheneinteilung wird Judith Martini auch mit der neuen Professur beibehalten. „Ich stehe sehr gern im OP und schätze den Austausch und die Verbindung mit den Kolleginnen und Kollegen“, so Martini. Im OP sind nicht nur KollegInnen, sondern auch Studierende anwesend, die Lehre kommt auch neben Klinik und Forschung nicht zu kurz, im Gegenteil. Bei allen klinischen Studien aber auch experimentellen Arbeiten im Tier-OP sind DiplomandInnen eingebunden. Zudem hält Martini Praktika in Anästhesie und Notfallmedizin.

Für die Mutter dreier Kinder bleibt also wenig Zeit für Entspannung und Musik. Die Hobby-Organistin hat in jungen Jahren eine Klavier-Ausbildung am Bozner Konservatorium absolviert. „Spielen kann ich fast alles, zum Üben komm ich aber nicht mehr“, gibt sie schmunzelnd zu. Das familiäre Zeitmanagement gelingt dank Ehemann – Professor für Philosophie an der Universität Augsburg – und Leihoma.

(18.07.2024, Text: D. Heidegger, Bild: D. Bullock)

Link:

Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin

 

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