Mathematikerin Lisa Seekircher erhielt Dr.-Otto-Seibert-Preis
Zahlen, Daten und Statistiken umgeben den Alltag von Lisa Seekircher. Die Technische Mathematikerin ist seit ihrem Masterstudium an epidemiologischen Studien an der Medizinischen Universität beteiligt. Ihre Analysen und Auswertungen, die sie im Zuge der Corona-Impfaktion im Bezirk Schwaz machte, wurden in The Lancet Microbe publiziert. Dafür erhielt sie jetzt den Dr.-Otto-Seibert-Wissenschaftsförderungspreis.
Mit dem Dr.-Otto-Seibert-Wissenschaftsförderungspreis zeichnet die Medizinische Universität Innsbruck junge ForscherInnen aus, die mit ihren wissenschaftlichen Leistungen auffallen. Aufgefallen ist die Preisträgerin für das Jahr 2024, Lisa Seekircher, auch Hanno Ulmer. „Ihre unkomplizierte Art und ihre Fähigkeiten mit Daten und Statistiken umzugehen, haben mich sehr beeindruckt“, hob der stv. Direktor des Epicenter bei seiner Laudatio auf Seekircher bei der Preisverleihung am 4. Februar 2025 hervor. Die Mathematikerin erhielt den Preis für ihre Publikation “Immune response after two doses of the BNT162b2 COVID-19 vaccine and risk of SARS-CoV-2 breakthrough infection in Tyrol, Austria: an open-label, observational phase 4 trial”, die 2023 im hochkarätigen Fachjournal The Lancet Microbe erschienen ist.
Im Frühjahr 2021 fand im Bezirk Schwaz eine großangelegte Impfaktion gegen SARS-CoV-2 statt. Unter der Leitung der Virologin Wegene Borena wurde gemeinsam mit dem Epidemiologen und EpiCenter Direktor Peter Willeit in den darauffolgenden sechs Monaten die Shieldvacc-2 Studie durchgeführt. Seekircher bearbeitete, bereinigte und analysierte dann die Daten von insgesamt 2760 Personen, die zweimal mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft wurden. Ziel der epidemiologischen Studie war es, herauszufinden, ob bzw. wie die Immunantwort – Antiköperspiegel und T-Zellen – vor einer Durchbruchsinfektion schützt. „Die Ergebnisse haben gezeigt, dass jene Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem höheren Antikörperspiegel ein geringeres Risiko für eine Infektion mit der damals grassierenden Delta-Variante des Coronavirus aufwiesen. Für die T-Zellen fanden wir in unserer Untersuchung keinen signifikanten Zusammenhang“, sagt die Preisträgerin. (Mehr Details zur Studie lesen Sie im mypoint-Bericht hier). Seekircher war bereits in einige großangelegte Projekte involviert, wie beispielsweise Analysen des Proof-ATHERO Konsortiums, der REDUCE und der Stroke-Card Studie. Dass diese Arbeit mit ihr als Erstautorin in einem der Lancet Journale publiziert wurde, ist für die Preisträgerin dennoch sehr besonders.
Die Innsbruckerin, die an der Leopold-Franzens-Universität Technische Mathematik studiert hat, ist bereits seit ihrem Masterstudium Teil des Teams von Peter Willeit, der damals noch an der Univ.-Klinik für Neurologie tätig war. Während ihres PhD-Studiums in Neuroscience, das sie wenige Tage vor Ausbruch der Pandemie startete, verglich sie Atherosklerose Marker und arbeitete parallel dazu an verschiedenen SARS-CoV-2 Projekten. Seit dem Frühjahr 2023 ist sie als Postdoc im neugegründeten EpiCenter tätig.
Ihre Schwerpunkte, Herz-Kreislauf- und Infektionserkrankungen, hat sie beibehalten – und sie ist glücklich mit ihrer Wahl. Nicht nur, weil sie neben dem Dr.-Otto-Seibert-Preis 2024 auch das L’Oréal-UNESCO-Stipendium „Women in Science“ und den Best Paper Award der Österreichischen Gesellschaft für Epidemiologie erhielt, sondern auch dank der Themenvielfalt in der epidemiologischen Forschung. „In meinem Studium habe ich viel über mathematische Theorien gelernt. Mich hat es immer fasziniert, diese auch praktisch anzuwenden“, erzählt sie. Aktuell ist Seekircher aber in Vollzeit Mutter und derweil nur in geringfügigem Ausmaß am EpiCenter tätig. Ab Mitte September wird sie mit dem von L’Oréal-UNESCO geförderten Projekt zum Schlafverhalten als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch als Forscherin wieder voll durchstarten.
(Innsbruck, am 11. Februar 2025, Text: T. Mair, Foto: MUI/D. Bullock)
Ausgezeichnete Forschungsarbeit:
Seekircher, Lisa, Bánki, Zoltán et al., “Immune response after two doses of the BNT162b2 COVID-19 vaccine and risk of SARS-CoV-2 breakthrough infection in Tyrol, Austria: an open-label, observational phase 4 trial”, The Lancet Microbe, Volume 4, Issue 8, e612 - e621, https://www.thelancet.com/journals/lanmic/article/PIIS2666-5247(23)00107-6/fulltext
Weiterführende Links:
„Women in Science“ L’Oréal-UNESCO-Stipendium für Lisa Seekircher und Valentina Sladky von der Med Uni Innsbruck
EPICENTER Innsbruck
Österreichische Gesellschaft für Epidemiologie