Wahlfach „Biomystery Escape Room“: Medizinisches Wissen spielerisch anwenden
Rätselnd lernen ist das Motto eines neuen Lehrangebots für Studierende der Med Uni Innsbruck. Im „Biomystery Escape Room“ haben sie 60 Minuten Zeit, um Hinweise zu entdecken und zu entschlüsseln und dadurch einen medizinischen Fall zu lösen. Das von den Instituten für Humangenetik und Molekulare Biochemie entwickelte Wahlfach folgt dem Vorbild von Escape Rooms, in denen TeilnehmerInnen zum Beispiel einen Kriminalfall klären – an der Med Uni gilt es, ein humangenetisches Rätsel zu knacken.
„Stellt euch vor, ihr seid junge Ärztinnen und Ärzte, es ist kurz vor Dienstschluss. Doch bei einem Neugeborenen-Screening gibt es Auffälligkeiten, ihr müsst dringend herausfinden, woran das Baby leidet und die richtige Medizin sowie Diät verordnen!“ Diese knifflige Aufgabe wartet auf Studierende der Med Uni Innsbruck beim Biomystery Escape Room – knifflig vor allem deshalb, weil im Stile eines Escape Room alle wichtigen Informationen verschlüsselt oder versteckt sind. In diesem Rätselraum zum Thema biochemische Genetik wird ein Wahlfach für die Studien Human- und Molekulare Medizin angeboten, das von Studierenden der Medizinischen Universität Innsbruck ergänzend zu den Pflichtlehrveranstaltungen aus der Humangenetik und zu erblichen Stoffwechselkrankheiten besucht werden kann.
„Wie geht’s jetzt weiter? Was ist nur scheinbar ein Hinweis?“, diese Fragen begleiten die TeilnehmerInnen während der gesamten Rätselstunde. Die Tür zum Escape Room bleibt währenddessen übrigens unverschlossen.
Seit das Wahlfach im März 2025 angeboten wird, haben bereits 65 Studierende in 17 Gruppen die Unterrichtsstunde der etwas anderen Art besucht. Für diesen Nachmittag haben sich Anouk Haffner, Johanna Mascherbauer und Marie Michels als Team angemeldet. Die drei Medizinstudentinnen im 10. Semester haben zum Teil schon Erfahrung mit Escape Rooms, aber ein Rätselspiel mit Schwerpunkt medizinische Genetik ist für alle neu: „Wir erwarten uns viel Spaß und gute Rätsel,“ sagen sie unmittelbar vor dem Eintreten in den Rätselraum. Von einer Tutorin werden die drei mit dem eingangs erwähnten Statement begrüßt, dann ist es ihnen überlassen, den Raum zwischen Pipetten, Barcodes und Laborutensilien nach Hinweisen zu durchforsten, einzelne Rätsel zu lösen, die Lösungen zu kombinieren um die mit Codes und Schlössern gesicherten Schränke und Tresore öffnen zu können.
Die Medizinstudentinnen Anouk Haffner, Marie Michels und Johanna Mascherbauer haben sich als Team angemeldet.
Lernkonzept mit Spannung
„Ich bin Escape-Room-Fan und hatte schon lange den Plan im Hinterkopf, einen Rätselraum zu meinem Fachgebiet zu machen“, erklärt Markus Keller, Biochemiker am Institut für Humangenetik und treibende Kraft hinter dem Projekt. Auch am Institut für Molekulare Biochemie wurden rund um Katrin Watschinger einige der Rätselfragen entwickelt. „Im Grunde sind ja auch viele Krankengeschichten in der Medizin ein Rätsel, bei dem die Ärztinnen und Ärzte Schritt für Schritt zur Lösung kommen müssen“, erläutert Keller. Für die Umsetzung des Wahlfaches hat er das Lehrpreisprojektgeld eingesetzt, das er als Gewinner eines der MUI-Lehrpreise 2024 erhalten hat: „Damit gab es die Möglichkeit, diese Idee in die Tat umzusetzen.“
Gemeinsam mit einem Team hat Keller die verschiedenen Aufgaben ausgetüftelt und auch eine „Murmelseparations-Chromatographie“ entworfen. Diese Murmelbahn ist eine Parallele zur Chromatographie und soll den TeilnehmerInnen den entsprechenden Mechanismus veranschaulichen. Das Lernziel des Wahlfachs ist es, dass die Studierenden ihr Wissen über eine genetische Krankheit vertiefen und die entsprechende Proteinänderung sowie die notwendige Medikation und Diät kennenlernen. „Die medizinisch-klinischen Inhalte sind also spielerisch verpackt und werden auf unterhaltsame Weise noch einmal erlebt und reflektiert“, so Keller.
Markus Keller hat in die Entwicklung des Wahlfaches "Biomystery Escape Room" sein Herzblut gesteckt
Teamarbeit und Tüfteln unter Zeitdruck
Die drei Escape-Roomteilnehmerinnen rätseln inzwischen weiter. Die Zeit läuft, sie haben nur noch dreißig Minuten. „Was machen wir nur falsch?“, fragen sie sich zwischendurch, als sie zwar die Patientenakte gefunden haben, aber die richtigen Proteine nicht zuordnen können. Sie tippen auf dem Taschenrechner, dann folgt wieder ein Durchbruch, mit der richtigen Zahlenkombination öffnet sich ein weiterer Tresor. Im Biomystery Escape Room können drei verschiedene Fälle durchgespielt werden. „Die Gruppen haben dabei ganz unterschiedliche Strategien“, erzählt die Tutorin, die zwischendurch mit kleinen Tipps weiterhilft. „Manche probieren alles durch, andere gehen sehr überlegt vor. Als ich den Raum selbst das erste Mal durchgespielt habe, war das ein großer Spaß, wir konnten aber auch alles anwenden, was wir im Studium gelernt haben!“, so die Studentin der Molekularen Medizin.
Ein ganzes Team hat die Rätsel ausgetüftelt um für die TeilnehmerInnen eine unterhaltsame Unterrichtseinheit zu entwickeln
Die Rätsel sind so konzipiert, dass sie sich realistischerweise innerhalb einer Stunde von Studierenden der Medizin lösen lassen. „Viele aus dem Team haben uns im Vorfeld geholfen, die Rätsel auszuprobieren und den Escape Room durchzuspielen. Als EntwicklerInnen konnten wir ja nicht unvoreingenommen einschätzen, ob die Rätsel zu schwierig sind“, erklärt Keller. Auch die drei Studentinnen Anouk, Johanna und Marie sind dem Ziel nach einer knappen Stunde ganz nahe: Zwei knobeln vor dem Kühlschrank die Diät für den kleinen Patienten aus, die dritte kümmert sich um das richtige Medikament – dann ist das Rätsel geknackt. „Es war tatsächlich herausfordernd, zwischendurch haben wir uns immer wieder gefragt, wie es weitergeht“, lautet das Resümee der drei Studierenden. „Das Vorwissen aus dem Studium hat uns entscheidend weitergeholfen. Es war jedenfalls aufregend und eine coole Idee!“ Noch bis Anfang Mai können TeilnehmerInnen im Biomystery Escape Room diese Erfahrung selbst machen und Inhalte aus Biochemie und Humangenetik einmal anders – rätselnd – lernen.
Info:
Anmeldung für Studierende der Med Uni Innsbruck
(Innsbruck, 23.04.2025, Text: P. Volgger, Fotos: MUI/D. Bullock)