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EU-Netzwerk gegen Herzkrankheiten

Das erste von der Europäischen Union finanzierte Exzellenznetzwerk im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt heute offiziell seinen Betrieb auf. Das European Vascular Genomics Network (EVGN) fördert die multidisziplinäre Zusammenarbeit von insgesamt 35 akademischen Gruppen, zwei Biotech-Firmen und einem Managementunternehmen aus zehn EU- und assoziierten Ländern.

Das Projekt, an dem auch die Medizinische Universität Innsbruck führend beteiligt ist, wird im 6. EU-Rahmenprogramm im Bereich „Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit“ von der Europäischen Union finanziert. Das Exzellenznetz soll der Fragmentierung der europäischen Forschungslandschaft entgegenwirken und die Forschungsaktivitäten von europäischen Spitzenteams abstimmen. Das European Vascular Genomics Network verfügt über ein Budget von 59,3 Millionen Euro, wovon die EU über eine Periode von fünf Jahren 9 Millionen Euro beisteuert. Im Zentrum der Arbeit des Netzwerkes stehen die Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei sollen Erkenntnisse aus der Genomforschung und konventionelle biomedizinische und biotechnologische Ansätze kombiniert werden.

Führende Todesursache

Das Exzellenznetzwerk wurde mit Beginn dieses Jahres als Schnittstelle zwischen Grundlagenwissenschaft und klinischer Forschung eingerichtet, um den Wissenstransfer zu beschleunigen und die Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern. In Europa ist diese Krankheit die führende Todesursache, pro Jahr sterben über 5 Millionen Menschen an ihren Folgen. Damit lässt sich die Hälfte aller Todesfälle auf diese Erkrankungen zurückführen. Herzinfarkt und Schlaganfall, die überwiegend durch Arteriosklerose hervorgerufen werden, sind für 80% dieser Todesfälle verantwortlich.

Drei Forschungsschwerpunkte

Das Netzwerk wird von einem Vorstand geführt, der aus 15 in der Gefäßbiologie führenden Wissenschaftlern besteht und vom Franzosen Dr. Alain Tedgui koordiniert wird. "Dieses Projekt ist der einzigartige Versuch“, betont Dr. Tedgui, „das Potenzial der europäischen Wissenschaft auf dem Gebiet der Gefäßbiologie zusammenzufassen. Erreichen wollen wir dies durch die Einrichtung eines gemeinsamen Forschungsprogramms und einer Kommunikationsplattform, die den Datenaustausch, das Teilen von Forschungsinstrumenten und die Einführung von gemeinsamen Trainings- und Ausbildungsprogrammen erleichtern soll.“ Die Forschungsarbeiten des Netzwerks konzentrieren sich auf drei Hauptbereiche: die Störung des Endothels (die innerste Schicht der Blutgefäße), die eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Arteriosklerose spielt, die Instabilität der Ablagerungen in den Arterien, die die Hauptursache für die Ausbildung von Thrombosen und dem damit verbundenen Verschluss der Herzgefäße und des Herzinfarkts ist, und die therapeutische Angiogenese, die neue Wege für die Behandlung von Herzerkrankungen eröffnet (unter Angiogenese versteht man die Neubildung von Blutgefäßen, die die Herzfunktion verbessern können).

Erster Workshop in Amsterdam

In jedem der drei Bereiche steckt das Potential für die Entwicklung neuer Diagnoseansätze und therapeutischer Strategien, die dauerhaften Nutzen für die Patienten haben werden. Das Projekt verbindet die Erkenntnisse der Genomforschung mit herkömmlichen biomedizinischen und biotechnologischen Ansätzen zur Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Arbeitsplan des EVGN sieht zahlreiche Seminare zu unterschiedlichen Forschungsbereichen vor. Der erste findet bereits am kommenden Freitag in Amsterdam zum Thema „Genomik und Proteomik der instabilen Ablagerungen“ statt. Ziel ist eine Bedarfserhebung für die Anforderungen der Bioinformatik und die Überprüfung der Möglichkeit, einzelne bereits bestehende Bioinformatikplattformen zusammenzufassen.