Innsbrucks Medizin-Forscherinnen erfolgreich
Im Wettbewerb um die begehrten Hertha-Firnberg Nachwuchsstellen konnten sich in diesem Jahr gleich drei Wissenschaftlerinnen der Medizinischen Universität Innsbruck gegen die Konkurrenz durchsetzen. Basierend auf einer strengen internationalen Qualitätsüberprüfung genehmigte der Wissenschaftsfonds (FWF) von 54 Anträgen insgesamt 11 Stellen.
Die Nachfrage nach dem Frauenförderungsprogramm in den Wissenschaften ist nach wie vor im Steigen begriffen. Waren es letztes Jahr 45 Bewerberinnen, die in das Programm aufgenommen werden wollten, wurden für die Vergabe 2005 insgesamt 54 Anträge und damit neuerlich ein Rekordwert registriert. Von den elf genehmigten Projekten kommen sieben aus dem Bereich Biologie und Medizin, drei aus dem Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften und ein Projekt aus den Naturwissenschaften/Technik. Mit der Zuerkennung der Hertha-Firnberg-Stellen haben die ausgezeichneten Forscherinnen die besten Voraussetzungen, ihre wissenschaftliche Arbeit und damit auch ihre universitäre Karriere entscheidend voranzutreiben. Mittelfristig erwarten das Wissenschaftsministerium und der FWF eine positive Auswirkung auf die nach wie vor viel zu geringe Anzahl von Professorinnen an den österreichischen Universitäten.
Die Innsbrucker Stipendiatinnen:
Dr. Liane KAUFMANN wurde für das Projekt "Dyskalkulie, funktionelle Genetik und zerebrale Bildgebung" ausgezeichnet. Sie arbeitet in der Klinischen Abteilung für Allgemeine Pädiatrie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde.
Genetische Störungen wie Turner Syndrom, Fragiles-X Syndrom und Williams Syndrom sind häufig mit Rechenstörungen und räumlichen Defiziten verbunden. Bisher gibt es jedoch keine systematischen Untersuchungen über den potentiellen Zusammenhang zwischen numerischer und räumlicher Kognition bei Dyskalkulie (Rechenschwäche). Die meisten Studien beschränken sich auf Verhaltensuntersuchungen komplexer arithmetischer Fertigkeiten. Ebenfalls spärlich ist der aktuelle Wissensstand hinsichtlich der neurokognitiven Korrelate des typischen und atypischen Entwicklungsverlaufs der Zahlenverarbeitung. Demgegenüber wird in der Erwachsenenliteratur übereinstimmend angenommen, dass der Parietallappen eine Schlüsselrolle bei der Zahlenverarbeitung innehat. Die geplante Studie ist innovativ, da erstmals numerische und räumliche Fähigkeiten bei gesunden und dyskalkulischen Kindern untersucht werden sollen. Weiters soll das geplante Projekt der Ausgangspunkt für eine groß angelegte Studie zur Erforschung potentieller Dyskalkuliegene sein.
Dr. Christa PFEIFHOFER erhält die Stelle für das Forschungsprojekt "Molekulare Mechanismen und Funktionen von PKCalpha in T Zellen". Sie arbeitet am Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik.
Um die Physiologie und Pathophysiologie von T-Zellen, den wichtigsten Effektorzellen des Immunsystems zu verstehen, ist es notwendig die biochemischen Prozesse aufzuklären, die bei der Aktivierung dieser Zellen ablaufen. Proteinkinase Calpha (PKCalpha) ist ein Schlüsselenzym in den Signalwegen, die zu Proliferation, Zytokinsekretion, Umbildung des Zytoskeletts und zu kontrolliertem Zelltod führen. PKCalpha gehört zur Unterfamilie der konventionellen PKCs (cPKCs), die für ihre Aktivierung Kalzium und Diacylglycerin benötigen. Um die Signalwege zu untersuchen an denen PKCalpha beteiligt ist, wurden so genannte "knock-out" Mäuse herangezogen, bei denen das Gen für die PKCalpha entfernt wurde. Die bisherigen Ergebnisse zeigen einen schweren Immundefekt dieser Mäuse. Nun soll untersucht werden, wie die molekularen Mechanismen von PKCalpha funktionieren und wie sie zu den oben genannten Immundefekten führen. Diese Erkenntnisse können zu einem besseren Verständnis des Immunsystems beitragen, und sie könnten helfen, Strategien zu entwickeln das Immunsystem im Rahmen von Autoimmunerkrankungen besser zu verstehen.
Dr. Kathrin RENNER hat das Projekt "Metabolomische Untersuchungen bei lymphoblastischer Leukämie" eingereicht. Sie war bisher an der Division für Molekulare Pathophysiologie tätig und wird die Hertha-Firnberg-Stelle nicht antreten. Dr. Renner möchte das Projekt ab August in Regensburg durchführen: Diese Stelle bietet mir wissenschaftlich gesehen sehr viel Möglichkeiten, meine Fragestellung zu beantworten. Ich werde allerdings weiterhin eng mit Innsbruck kooperieren.
Glucoccorticoide (GC) besitzen die Eigenschaft, Zellzyklusarrest und Zelltod in lymphoiden Geweben zu induzieren, weswegen sie in der Therapie von bösartigen Erkrankungen des Immunsystems, besonders bei der akuten lymphatischen Leukämie des Kindes, eingesetzt werden. Auf Grund der Entwicklung von GC-Resistenz müssen jedoch die Patienten zusätzlich mit Chemotherapeutika, Röntgenbestrahlung und unter Umständen mit Stammzelltranplantationen behandelt werden, was beträchtliche Nebenwirkungen nach sich zieht. Zudem versterben 30% bis 50% der Patienten trotz intensiver Kombinationstherapie. Aktuelle Ergebnisse lassen vermuten, dass eine Beeinflussung des zellulären Stoffwechsels durch GC eine entscheidende Rolle im Zelltod spielt. Mit dem Projekt möchte Dr. Kathrin Renner nun die durch GC ausgelösten Stoffwechselveränderungen in malignen Lymphpzyten aufdecken und ihre Rolle im Zelltod abklären. Dies könnte die Grundlage für verbesserte Kombinationstherapieansätze für bösartige Erkrankungen des Immunsystems liefern.
Hertha-Firnberg-Nachwuchsstellen
Die Hertha-Firnberg-Nachwuchsstellen sind nach der ersten österreichischen Wissenschaftsministerin benannt. Diese Initiative zur Frauenförderung in der Wissenschaft wurde 1998 vom FWF im Auftrag des Wissenschaftsministeriums eingeführt. Sie richtet sich an Universitätsabsolventinnen mit abgeschlossenem Doktorat, die im Regelfall nicht älter als 40 Jahre sind. Inhaberinnen von Hertha-Firnberg-Nachwuchsstellen erhalten die Gehaltskosten für ihre Postdoc-Stelle von 50.240 EUR pro Jahr für 36 Monate. Zur Abdeckung projektspezifischer Kosten werden den Forscherinnen zusätzlich 24.000 EUR für die Gesamtlaufzeit der Forschungsvorhaben zur Verfügung gestellt.