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Innsbruck koordiniert EU-Projekt zur Atemgasanalyse

Gasanalytische Methoden wurden in den letzten Jahren immer mehr verfeinert. Sie erlauben auch die Messung flüchtiger Substanzen in der Atemluft. Erste Studien zeigen, dass damit eine Früherkennung von verschiedenen Krankheiten möglich ist. Selbst Lungenkrebs könnte auf diese Weise frühzeitig diagnostiziert werden. Für den Vergleich und den klinischen Test der unterschiedlichen Messverfahren hat die EU nun ein internationales Projekt mit starker Innsbrucker Beteiligung bewilligt.

Von der Analyse flüchtiger organischer Substanzen in der Atemluft von Patienten erwarten sich die Wissenschaftler ganz neue Möglichkeiten zur Früherkennung von Erkrankungen. Je nach Analysetechnik und Messdauer können diese Substanzen heute bereits bis zu einem Größenbereich von einem Kubikmillimeter gasförmiger Substanz in einem Kubikmeter Luft und darunter nachgewiesen werden. In dem nun anlaufenden EU-Projekt „Breath-gas analysis for molecular-oriented detection of minimal diseases“ (BAMOD) konzentrieren sich die Forscher um Projekt-Koordinator Prof. Anton Amann von der Universitätsklinik für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin auf den Nachweis von Lungen- und Ösophaguskarzinomen. An der Medizinischen Universität Innsbruck, der Universität Rostock und am Imperial College in London werden dafür klinische Studien durchgeführt. Folgende analytische Methoden kommen zum Einsatz: Gaschromatographie mit massenspektrometrischer Detektion (GC-MS), Protonen-Transfer-Reaktions-Massenspektrometrie (PTR-MS), Selected ion flow tube-Massenspektrometrie (SIFT-MS), Laserspektrometrie und Ionenmobilitätsspektrometrie. Um diese Meßmethoden besser vergleichen zu können, wird es im Jahr 2007 in Innsbruck einen Ringversuch geben, bei dem auch unterschiedliche Methoden der Probennahme analysiert werden. Die klinische Studie an der Medizinischen Universität begleitet Lungenkrebspatienten von der Diagnose über die Behandlung bis zur Nachsorge. Daran beteiligen sich am Tumorzentrum Innsbruck die Klinische Abteilung für Hämatologie und Onkologie (Prof. Günther Gastl, Prof. Wolfgang Hilbe), die Universitätsklinik für Strahlentherapie (Prof. Peter Lukas, Dr. Wolfgang Weiss) und die Universitätsklinik für Chirurgie (Prof. Thomas Schmid, Dr. Robert Sucher, Dr. Thomas Seppi).

Großes Konsortium

Eine der entscheidenden Fragen für die Wissenschaftler ist die nach der Herkunft der organischen Substanzen. Diese können von Karzinomzellen ausgeschieden werden, sie können aber zum Beispiel auch Produkte von Zellen des Immunsystems oder von Bakterien im Darm sein. Deshalb werden im Rahmen des Projekts eine Reihe weiterer Untersuchungen durchgeführt: Doz. Jakob Troppmair vom Daniel-Swarovski-Labor prüft Karzinomzelllinien, Prof. Dietmar Fuchs von der Sektion für Biologische Chemie analysiert Zellen des Immunsystems, und typische Darmbakterienkulturen werden von Prof. Franz Schinner und Prof. Rosa Margesin vom Institut für Mikrobiologie und Prof. Armin Hansel und Dr. Armin Wisthaler vom Institut für Ionenphysik der Leopold-Franzens-Universität untersucht. „Um diese umfangreichen Untersuchungen zu managen, bedarf es eines großen Konsortiums“, betont Prof. Amann. „Es ist ein großer Erfolg für uns, dass dieses Projekt von der Europäischen Union genehmigt wurde.“

Netzwerk für die Zukunft

Insgesamt 13 europäische Partner, davon zahlreiche Einrichtungen in Innsbruck, sind in dem neuen Forschungsprojekt zur Evaluation der Atemgasanalyse für Tumorerkrankungen vertreten. Das auf drei Jahre anberaumte STREP-Projekt ist mit knapp 3 Millionen Euro dotiert und startet am 1. Februar 2006. Neben den bereits erwähnten Einrichtungen sind die Firma Ionimed, analytische Partner in Polen und der Slowakei sowie Unternehmen in Großbritannien und Deutschland und die Fachhochschule Vorarlberg an dem Projekt beteiligt. Ein Teilprojekt von Prof. Ulrike Hugl beschäftigt sich mit der Patientensicherheit. Sie ist gemeinsam mit Prof. Holger Baumgartner für ethische Fragestellungen im Rahmen des Gesamtprojektes verantwortlich. Diese dichte Vernetzung von unterschiedlichen Innsbrucker Forschungseinrichtungen an beiden Universitäten im Rahmen dieses europäischen Projekts soll auch nachhaltige Wirkungen für die Zukunft haben. Dies wünscht sich Projekt-Koordinator Amann: „Das neue Netzwerk sollte über das Projekt hinaus eine gute Möglichkeit der Zusammenarbeit auf lokaler und europäischer Ebene bieten.“