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Gesundheitswesen im 21. Jahrhundert

Über 100 Experten aus dem Gesundheitswesen trafen sich am vergangenen Freitag im Rahmen der 2. Konferenz der österreichischen e-Health-Initiative in Wien, um über neue Wege für das Gesundheitssystem zu diskutieren. Prof. Karl-Peter Pfeiffer vom Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie leitet den koordinierenden Arbeitskreis 1 und ist damit federführend an der Erarbeitung und Umsetzung der österreichischen e-Health-Strategie beteiligt.

Die österreichische e-Health-Initiative (eHI) ist eine Plattform in deren Rahmen mehr als 100 Experten aus allen Bereichen des österreichischen Gesundheitssystems über dessen Weiterentwicklung mit Hilfe der modernen Informationstechnologie diskutieren. Dazu wurden sieben themenorientierte Arbeitskreise eingerichtet, in denen über die möglichen Anwendungen nachgedacht wird. Wesentliche Punkte sind dabei die elektronische Gesundheitsakte (ELGA), der Online-Zugang zu qualitätssichernden Gesundheitsinformationen, die IT-Unterstützung von organisationsübergreifenden Prozessen und dem entsprechenden Schnittstellenmanagement, der Einsatz von entscheidungsunterstützenden Systemen, telemedizinischen Diensten, Werkzeugen zur Datenanalyse und natürlich die entsprechenden Maßnahmen zum Datenschutz und die Datensicherheit. Ende 2005 entstand daraus der Vorschlag für die Österreichische e-Health-Strategie. Im Zuge eines Konsultationsverfahrens lud das Gesundheitsministerium anschließend Interessierte ein, den Entwurf zu kommentieren. Diese Beiträge wurden von der eHI unter Leitung von Prof. Pfeiffer vom Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie der Medizinischen Universität Innsbruck diskutiert und in den nunmehr vorliegenden, modifizierten Entwurf eingearbeitet.

Ambitionierte Ziele

Ziel der e-Health-Strategie ist es, eine bürgerzentrierte und kontinuierliche Modernisierung des österreichischen Gesundheitswesens zu unterstützen. Sie enthält daher Perspektiven und Rahmenbedingungen für eine koordinierte Entwicklung des Technologieeinsatzes im österreichischen Gesundheitswesen (e-Health). Sie orientiert sich aber auch an Maßnahmen auf europäischer Ebene, um so für die Bürger bzw. die Leistungsanbieter im Gesundheitswesen einen höchstmöglichen Nutzen durch den Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zu schaffen. Im Vordergrund stehen dabei eine höhere Effizienz und verbesserte Sicherheitsstandards für die Patientinnen und Patienten. E-Health soll helfen das aktuelle Wissen zu den verschiedenen Krankheitsbildern verfügbar zu machen, die Wiederholung bestimmter Untersuchungen (Röntgen, etc.) zu minimieren und die Sicherheit zu verbessern, in dem beispielsweise Arzneimittelallergien und ähnliches entsprechend dokumentiert werden. Empfehlungen für inhaltliche und technische Standards sollen die Entscheidungsgrundlagen für die Gesundheitspolitik und die im IT-Sektor tätigen Unternehmen verbessern, um ein hohes Maß an Investitionssicherheit von Informationssystemen zu erreichen. „Die Entwicklungen im IT-Sektor sind bekanntlich sehr schnell. Wir stehen daher vor der großen Herausforderung, bereits heute die Weichen so zu stellen, dass wir künftig Nutznießer des Fortschritts sein werden. Unser Ziel ist es dabei, zunächst die Bürgerinnen und Bürger aktiv in die Entwicklung von e-Health einzubinden, ihr Wissen über Gesundheitsvorsorge und Krankheiten und sie damit zu Partnern im Gesundheitswesen zu machen. Wir erwarten uns davon künftig einen effizienteren Umgang mit den verfügbaren Ressourcen, und damit verbunden sollte es möglich sein die Kostenentwicklungen im Gesundheitssystem besser in den Griff zu bekommen“, betont Prof. Pfeiffer.

Neue Chancen

Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen eröffnen im Rahmen der integrierten Versorgung zusätzliche Versorgungsoptionen. Die aktivere Rolle der Bürger bei ihrer eigenen Gesundheitsversorgung kann mit einem umfassenden IKT-Einsatz optimal unterstützt und gefördert werden. Mit den modernen Technologien können aber auch den Leistungserbringern entlang von Versorgungsketten wirksame Wissens- und Informationsgrundlagen, etwa im Bereich der Medikation, zur Verfügung gestellt werden. Wesentlich zur Verbreiterung dieser Wissensbasis beitragen wird die elektronische Gesundheitsakte (ELGA). Die Anforderungen und Voraussetzungen für ihre Einführung wurden im Rahmen einer Machbarkeitsstudie erhoben, deren Ergebnisse sollen nunmehr einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die elektronische Gesundheitsakte als konkretes Projekt

Die 2. eHI-Konferenz fand am 26. Januar 2007 in Wien statt und es haben über 200 Personen teilgenommen. Die Tagung wird vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen unterstützt, was auch auf das besondere Interesse an den Inhalten hinweist. In einer nächsten Phase soll der von Prof. Pfeiffer redigierte Entwurf laut Sektionsleiter Dr. Auer der Bundesgesundheitsagentur und danach dem Ministerrat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Tagung widmete sich den Themenschwerpunkten „Die österreichische eHealth-Strategie und Möglichkeiten ihrer politischen Verankerung“ und „Die elektronische Gesundheitsakte - Ergebnisse der Machbarkeitsstudie“. In weiteren Vorträgen wurden erste konkrete Anwendungen und Einsatzmöglichkeiten moderner Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen vorgestellt. Als Keynote-Sprecher konnte Peter Waegemann, ein Pionier und ausgewiesener Experte im e-Health-Bereich, gewonnen werden. Er referierte über “The Impact of Electronic Health Records on the Development of Health Systems”. Peter Waegemann ist Direktor des Medical Records Instituts (MRI), Boston, USA, Vorsitzender des American National Standards Institute's Healthcare Information Standards Board und Acting Director of the Centre for the Advancement of Electronic Health Records, Ltd. (UK). Er ist Mitglied und Vorsitzender zahlreicher Standardisierungsgruppen im Bereich der Medizinischen Informatik in den USA.