Perfekte Kooperation im Herz-OP
Mit einer neuartigen und schonenden Operationstechnik wurde kürzlich ein weiterer Meilenstein in der Behandlung von Aortenklappenerkrankungen gesetzt. Durch die perfekte Zusammenarbeit von Herzchirurgie und Kardiologie konnte die neue Technik, von der Herzklappenerkrankte mit gleichzeitig hohem Operationsrisiko profitieren, nun auch an der Universitätsklinik Innsbruck etabliert werden.
Die verstärkte und exakt abgestimmte Kooperation von Kardiologen und Herzchirurgen direkt am Operationstisch ermöglichte in Innsbruck die Etablierung einer zukunftsweisenden neue Behandlungsmethode von Aortenklappenerkrankungen. Prof. Ludwig Müller von der Universitätsklinik für Herzchirurgie (Leiter: Prof. Günter Laufer) und Priv.-Doz. Thomas Bartel von der Innsbrucker Kardiologie (Leiter: Prof. Othmar Pachinger) konnten die neue Technik der Transkatheter Aortenklappenimplantation seit März dieses Jahres bei bereits vier Patientinnen und Patienten mit zu hohem Operationsrisiko anwenden. Dieselbe Implantationsmethode, der eine europäisch-amerikanische Entwicklung voraus ging, wird in Österreich auch an den Universitätskliniken in Wien und Graz eingesetzt. Am Freitag letzter Woche wurde in Innsbruck die fünfte derartige Operation erfolgreich durchgeführt.
Minimale Belastung
Im Unterschied zum klassischen Konzept (mediane Sternotomie) oder auch zur minimalinvasiven Operationstechnik ist der Belastungsgrad mit der neuen Methode entscheidend reduziert: Ein Herzklappenimplantat wird ohne die übliche chirurgische Technik mit Stilllegung des Herzens und Eröffnung der Hauptschlagader am schlagenden Herzen durch Einführung einer gefalteten Stentklappe über einen Katheter implantiert, wobei der Zugang entweder über die Leistenarterie oder transapikal, also über die Herzspitze erfolgt. Operationstrauma und -zeit und damit die Belastung der Patienten werden dadurch auf ein Minimum reduziert, betont Herzchirurg Müller vor allem in Hinlick auf Hochrisiko-Patienten, bei denen die Anwendung der Herz-Lungen-Maschine und die Stilllegung des Herzens zu riskant wären. Als Risikokriterien gelten das Alter, vorangegangene Operationen und der Allgemeinzustand der Erkrankten.
Kooperation als Voraussetzung
Die neue alternative Technik, so Dozent Bartel, die bei ausgewählten Patientinnen und Patienten mit diagnostiziert hochgradiger Aortenklappenstenose und einem Operationsrisiko über 20% angewendet wird, bedingt die perfekte Zusammenarbeit von Kardiologie und Herzchirurgie. In der Praxis heißt das: Nach der Diagnose durch die Kardiologie erfolgt die Indikationsstellung für die kostenintensive Therapie durch beide Einrichtungen. Im Operationssaal führt der Herzchirurg das Kathetersystem ein, die definitive Positionierung des Implantats vollzieht der Kardiologe, genauso wie die intraoperative Diagnostik. Bei Komplikationen besteht zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, durch konventionelle herzchirurgische Technik, eine drohende Katastrophe abzuwenden.
Dem klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt minimalinvasive Herzoperationen an der Innsbrucker Herzchirurgie wird somit auch mit dieser kooperativen Methode Rechnung getragen. Um die Qualität der neuen Technik aber wirklich sicher zu stellen, so die Herzspezialisten unisono, ist eine optimale Angiographieanlage unabdingbar. Derzeit arbeitet man mit einem Behelfssystem. Ein Antrag auf einen sogenannten Hybrid-OP-Saal (eine Kombination aus Herz-OP und Herzkatheterlabor), wie er von Kardiologen, Gefäß- und Herzchirurgen befürwortet wird, wurde bereits gestellt.