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EU-Forschungsprojekt TOLERAGE gestartet

Im Rahmen des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms startete im April 2008 das Forschungsprojekt TOLERAGE. Unter der Leitung von Prof. Georg Wick haben sich zehn Forschungspartner aus Österreich, Schweden, Deutschland, Italien, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz zusammengeschlossen, um in präklinischen und klinischen Ansätzen die Immunreaktivität bei älteren Menschen zu analysieren und zu verbessern.

Die Medizin hat im Allgemeinen das Ziel, die Immunreaktion alter Menschen gegen Infektionserreger zu stärken. Autoimmunerkrankungen sind solche, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise Zellen und Gewebe des eigenen Körpers angreift, es handelt sich also um eine immunologische „Verwechslungsreaktion“. Die meisten dieser Erkrankungen beginnen zwar schon im frühen Erwachsenenalter, werden aber erst in höherem Alter klinisch manifest. „Die rheumatoide Arthritis ist eine solche Erkrankung und wir haben gezeigt, dass auch die Arteriosklerose als Autoimmunerkrankung beginnt. Was die Kosten für die Gesellschaft betrifft, liegen Autoimmunerkrankungen weltweit immerhin auf dem dritten Platz, und innerhalb dieser Gruppe sind die beiden oben genannten Erkrankungen prominent vertreten“, unterstreicht Prof. Wick die Wichtigkeit der Forschung auf diesem Gebiet. Die körpereigenen Moleküle, gegen die das Immunsystem dabei reagiert, sind sogenannte Stress-Eiweißstoffe.

Immunreaktion gegen Stress-Eiweißstoffe im Alter abschwächen

Während im Alter die Immunreaktion gegen Infektionserreger abnimmt, beruht die Entwicklung der rheumatoiden Arthritis und der Arteriosklerose auf einer krankhaften Überreaktion des Immunsystems gegen diese Stress-Eiweißstoffe. „Was unser Projekt von den anderen unterscheidet ist, dass wir als Einzige die Immunreaktion nicht hinauf-, sondern hinunterregulieren wollen“, beschreibt Prof. Wick den etwas anderen Ansatz seines Forschungsteams. „In dieses Projekt sind die auf dem Gebiet der Autoimmunerkrankungen in Europa führenden Gruppen mit bestmöglichen Referenzen involviert und das Know-how dieser Gruppen ergänzt sich optimal“, erklärt Prof. Wick, seines Zeichens Koordinator von TOLERAGE. Die dem Projekt zugrunde liegenden Konzepte wurden bereits in Zellkultur und im Tierversuch bewiesen, letzteres zusammen mit Partnern aus Israel. Prospektive Studien an Menschen, wie die von der Neurologischen Universitätsklinik der Medizinischen Universität Innsbruck seit 1990 laufende Bruneck-Studie, zeigten die klinische Relevanz dieser Arbeiten.

Impfung gegen Arteriosklerose und rheumatoide Arthritis

„Die ARMY- (Artherosclerosis Risk Factors in Male Youngsters) und die ARFY-Studie (Artherosclerosis Risk Factors in Female Youngsters), in deren Rahmen sowohl bei männlichen als auch weiblichen Tiroler Jugendlichen repräsentativ das Risikoverhalten im Hinblick auf Arteriosklerose untersucht wurde, haben gezeigt, dass die Hauptrisikofaktoren für Arteriosklerose das Rauchen und die Immunreaktion gegen das Hitzeschockprotein HSP60 sind“, erläutert Prof. Wick die bisherigen Ergebnisse. Ziel von TOLERAGE ist es nun, das Immunsystem gegen diese krankheitsauslösenden Moleküle, allen voran das Hitzeschockprotein HSP60, bis ins Alter tolerant zu machen, daher das Akronym „TOLERAGE“, und schließlich einen Impfstoff gegen Arteriosklerose bzw. rheumatoide Arthritis zu entwickeln. Für TOLERAGE stehen während der vierjährigen Laufzeit insgesamt 10 Millionen Euro Projektvolumen für die Forschung und Entwicklung zur Verfügung.