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Ärztin aus Leidenschaft geht in Pension

Prof. Hildegunde Piza blickt mit Stolz auf ein Jahrzehnt als Vorstand der Univ.-Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie und beginnt nun mit 1. September einen neuen Lebensabschnitt. Unter ihrer Führung ist es gelungen, den international hervorragenden Ruf der Klinik - gerade im Bereich der Mikrogefäßchirurgie - nachhaltig auszubauen.

Als Prof. Piza im Jahre 1999 als Vorstand an die Univ.-Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie berufen wurde, war sie einerseits erst die vierte Ordinaria an der damals noch medizinischen Fakultät, die erste Klinikchefin in Innsbruck und die erste Ordinaria für Plastische und Wiederherstellungschirurgie – einer vergleichsweise jungen Fachdisziplin – im gesamten deutschsprachigen Raum. Die gebürtige Steirerin, deren Vater ebenfalls Arzt und somit Vorbild war, studierte Medizin in Graz und Wien und war bereits im Jahre 1974 an der Gründung des ersten Replantationszentrums Europas, in Wien, beteiligt. In den 70er Jahren waren viele ihrer (männlichen) Kollegen überzeugt davon, die Technik der Mikrogefäßchirurgie sei kaum zu erlernen. Das Unmögliche möglich zu machen, schien für Piza besonders reizvoll und so spezialisierte sie sich auf die mikrogefäßchirurgische, rekonstruktive Handchirurgie und schrieb damit – gemeinsam mit ihrem Team und Kollegen aus anderen chirurgischen Disziplinen - Medizingeschichte.

Hochkarätige Handarbeit

Wissenschaftlich und medial viel beachteter Höhepunkt ihrer Zeit in Innsbruck war zweifelsohne die im Jahr 2000 durchgeführte, beidseitige Hand- und Unterarmtransplantation bei Bombenopfer Theo Kelz. In einer 17-stündigen, interdisziplinären Operation konnte gemeinsam mit Unfall- und Transplantationschirurgen erstmals in Österreich diese Leistung erbracht werden. Theo Kelz, der persönlich zur Abschiedsfeier von Piza gekommen war, gilt seither als Paradebeispiel für diese anspruchsvolle, chirurgische Leistung und fungiert als „Botschafter“ für Transplantationsmedizin. In den Folgejahren konnten zwei weitere Patienten an der Innsbrucker Klinik ihre Lebensqualität durch „neue Hände“ wieder erlangen. Auch zahlreichen Kindern mit Fehlbildungen an den Händen wurde durch operative Korrekturen geholfen. „Es ist schön, Kindern mit Handdeformationen, die beträchtliche Behinderungen mit sich bringen, das Leben „be-greiflich“ machen zu können“ meint die dreifache Mutter und Ärztin aus Leidenschaft.

Ethik groß geschrieben

Auch in der onkoplastischen Chirurgie, also der Rekonstruktion von Körperteilen, wie Gesicht oder Brust, nach Tumorerkrankung, gehe es in erster Linie um Lebensqualität bzw. psychische Beeinträchtigung. Eine Herausforderung, der Piza mit Feingefühl, Ethik und umfassender Patientenaufklärung begegnet. Als Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften und der Bioethikkommission gilt Piza auch als Kritikerin der reinen „Wunschmedizin“. Man müsse im Bereich der Plastischen Chirurgie Heileingriffe von reinen ästhetischen Eingriffen unterscheiden und individuell sorgfältig abwägen.

Wissenschaftliche Bilanz

Forschungsschwerpunkte sind neben der Mikrogefäßchirurgie im Bereich der peripheren Nerven und Gefäße, unter anderen die Gewebszüchtung und Silikonstudien. Über 200 Publikationen, 500 Vorträge und zahlreiche Auszeichnungen, wie der Erwin Schrödinger Preis und die Auszeichnung als Wissenschafterin des Jahres 2000 sowie das Große Silberne Ehrenzeichen der Stadt Wien, um nur einige zu nennen, zieren die wissenschaftliche Laufbahn. In ihrer zehnjährigen Klinikführung konnten sowohl die Zahl der ambulanten und stationären Patientenzahlen als auch die Anzahl der Operationen beträchtlich gesteigert werden. Das wissenschaftliche Engagement „ihres“ Ärzteteams wurde von ihr stets unterstützt und der Ertrag ist entsprechend. Geschätzt wird Piza auch für ihre zuweilen leicht schroff anmutende, aber aufrichtige Persönlichkeit. Ihrem Nachfolger, Prof. Gerhard Pierer, und dem Team wünscht sie alles Gute.