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150. Lungentransplantation in Innsbruck

Seit Juli dieses Jahres verzeichnet das Innsbrucker Lungentransplantationsprogramm unter der Leitung von Prof. Ludwig Müller von der Univ.-Klinik für Herzchirurgie die 150. Lungentransplantation. Die beidseitige Lungenverpflanzung wurde von Ass.-Prof. Herbert Hangler in einem wenige Stunden dauernden Eingriff an einem an COPD erkrankten 60jährigen Tiroler erfolgreich durchgeführt.

Zu den häufigsten Indikationen für eine Lungentransplantation zählt die Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD), die meist durch das Rauchen bedingt ist, einschließlich des Lungenemphysems durch die Stoffwechselerkrankung Alpha-1-Antitrypsinmangel. Mukoviszidose und Pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) sind weitere Grunderkrankungen mit schweren Verläufen, die eine Organverpflanzung erforderlich machen können. Nachdem alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, kann eine Lungentransplantation die einzig lebensrettende und lebensverlängernde Maßnahme sein. „Allerdings“, so Prof. Müller, „stehen Patientinnen und Patienten, die für eine Lungentransplantation gelistet werden, durch die ständige Atemnot unter enormem Leidensdruck. Deshalb zielt eine Transplantation nicht primär nur auf das Überleben, sondern vielmehr auf die Verbesserung der Lebensqualität ab. Dieses Ziel wird auch in 90 Prozent der Fälle erreicht.“

Zusammenarbeit als Programm

Für den Ablauf des gesamten Transplantationsprogramms kann in Innsbruck auf eine optimale Kooperation zwischen dem Department Operative Medizin der Universitätsklinik Innsbruck und dem Landeskrankenhaus Natters verwiesen werden. Die pneumologische Abteilung in Natters bereitet die Patienten unter der Leitung von OA Dr. Christian Geltner speziell auf die Operation vor. Der Eingriff erfolgt an der Univ.-Klinik für Herzchirurgie (Leitung Prof. Dr. Günther Laufer), die postoperative Intensivtherapie wird an der Transplantationsintensivstation der Universitätsklinikdurchgeführt, die Nachbehandlung findet wieder im Krankenhaus Natters statt. Seit 1993 werden in Innsbruck unter der Leitung von Prof. Müller regelmäßig Lungentransplantationen durchgeführt. Prof. Müller betont in diesem Zusammenhang die statistische Auswertung für den Standort Innsbruck, der neben Wien das zweite Lungentransplantationszentrum in Österreich bildet: „Im internationalen Vergleich liegen wir mit 10 bis 15 Operationen im oberen Mittelfeld, was die Anzahl der jährlichen Eingriffe dieser Art betrifft. Nur 29 Zentren weltweit führen mehr als 19 Transplantationen pro Jahr durch“.

Schonende Operationstechnik

In 71 Prozent der Fälle wird eine beidseitige Lungentransplantation durchgeführt. Die obere Altersgrenze liegt derzeit bei etwa 65 Jahren, wobei das biologische Alter mehr als das chronologische Alter Indikator für die Entscheidungsfindung ist. Zudem ist Innsbruck eines der ersten Zentren, in denen minimalinvasiv, also mittels kleinst möglichem Schnitt, operiert wird.

Wurde der Brustraum früher über einen großen beidseitigen Schnitt und gleichzeitiger Durchtrennung des Brustbeins eröffnet, so erfolgt dies heute lediglich durch einen seitlichen, zehn bis zwölf Zentimeter langen Schnitt, bei Frauen unterhalb der Brust. In der Folge werden die großen Lungengefäße und der Hauptbronchus isoliert und nach Eintreffen des Spenderorgans im OP durchtrennt, der kranke Lungenflügel entfernt und die Spenderlunge in den Brustkorb gelegt, wo sie wieder an Hauptbronchus und Lungengefäße angeschlossen wird. „Noch bevor der zweite Lungenflügel mit derselben Technik verpflanzt wird“, informiert Müller, „übernimmt die frisch transplantierte Lunge bereits die volle Atemfunktion, die vorher durch Beatmung des kranken Lungenflügels erfolgte.“ Ein Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ist meist nicht nötig. Bei komplikationsfreiem Verlauf atmet der Patient schon nach wenigen Stunden selbständig.

Zu den häufigsten Komplikationen in den Monaten nach einer Transplantation zählt neben bakteriellen und viralen Infektionen die akute Abstoßungsreaktion, die aber dank verbesserter Immunsuppression seltener und besser behandelbar geworden ist. Die Überlebensrate bei Doppellungentransplantationen wegen COPD liegt fünf Jahre nach der Organverpflanzung heute bei 76 Prozent, „und das bei einem relativ hohen Durchschnittalter der in Innsbruck operierten Patientinnen und Patienten“, so Prof. Müller. Damit liegen die Innsbrucker Ergebnisse nach Lungentransplantationen international im absoluten Spitzenfeld.