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Zum Abschied: Ehrenmitglied

Prof. Gerd Utermann, langjähriger Leiter der Innsbrucker Humangenetik und Klinischen Genetik, wurde am vergangenen Freitag im Rahmen der in Innsbruck abgehaltenen 8. Jahrestagung zum ersten Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Humangenetik ernannt. Der erfolgreiche Wissenschaftler und Universitätslehrer steht kurz vor seiner Emeritierung.

Der frühere Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik, Prof. Peter Propping, hielt am Freitag die Laudatio auf den „humangenetischen Universalgelehrten“ Gerd Utermann. Aus dessen wissenschaftlichem Oeuvre lassen sich zwei Themenstränge herauslösen, die große Bedeutung für das Verständnis der Arteriosklerose bekommen haben. 1977 entdeckte er den Polymorphismus des Apolipoprotein E. Er zeigte in der Folge, dass allelische Varianten, die in der Bevölkerung häufig sind, auf Grund funktioneller Unterschiede der Genprodukte den Stoffwechsel der Plasmalipoproteine beeinflussen und die Cholesterinkonzentration mitbestimmen. Der zweite Strang betrifft die Entdeckung und molekulargenetische Analyse des Größenpolymorphismus von Apolipoprotein(a). Die Arbeiten zur Genetik der Arteriosklerose machen den größten, aber nicht einzigen Teil von Utermanns wissenschaftlichen Aktivitäten aus. Aufbauend auf einem hervorragenden Überblick befasst er sich mit zytogenetischen Themen, Kopplungsuntersuchungen, uniparentaler Disomie, Onkologie und besonderen Fällen aus der pränatalen Diagnostik. „Durch seine Schlüsselentdeckungen und deren konsequente Weiterverfolgung hat Gerd Utermann wichtige Bausteine für eine allgemeine Theorie der Humangenetik hinzugefügt, er hat sich damit dauerhaft in das Buch der Wissenschaftsgeschichte eingetragen“, betonte Prof. Propping feierlich. Prof. Gerd Utermann war 1996 Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Humangenetik, am Freitag wurde er nun zum ersten Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt. Neben Rektor-Stellvertreter Prof. Manfred P. Dierich und Vizerektorin Prof.in Margarethe Hochleitner stellten sich weitere Gratulanten mit drei Festvorträgen zu Topthemen der Genetik ein. Dies waren Prof. André Reis, der amtierende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik, Dr.in Iris M. Heid vom Helmholtz-Zentrum München und Prof. Alexander Hüttenhofer von der Sektion für Genomik und RNomik.

International anerkannter Wissenschaftler

Gert Utermann wurde im Jahr 1939 in Bad Oeynhausen in Deutschland geboren und ging in Dortmund zur Schule. Er studierte in Marburg an der Lahn, in Freiburg und in Wien Medizin. 1969 promovierte er, danach arbeitete er unter anderem als DFG-Stipendiat in Finnland über die Struktur des Semliki-Forest-Virus und von 1973 bis 1984 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Humangenetik mit genetischer Poliklinik in Marburg. 1976 habilitierte er sich für das Fach Humangenetik. 1984 wurde er als Nachfolger von Prof. Hans Schröcksnadel zum Professor für Medizinische Biologie und Genetik an der Universität Innsbruck berufen. Ein Jahr später übernahm er die Leitung des Instituts für Medizinische Biologie und Humangenetik. Gleichzeitig war er Leiter der Humangenetischen Untersuchungs- und Beratungsstelle in Innsbruck. Sein wissenschaftliches Werk umfasst über 200 Publikationen, unter anderem in so angesehenen Journalen wie Nature, Science und New England Journal of Medicine, und wurde von Fachkolleginnen und -kollegen bis heute über 14.000 Mal zitiert. Gerd Utermann war Mitherausgeber einer ganzen Reihe von Zeitschriften – unter anderem des „European Journal of Human Genetics“ – und als Gutachter für Zeitschriften wie „Nature“, „Journal of Cell Biology“ und des „American Journal of Human Genetics“ tätig. Er ist wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. 1985 wurde ihm für seine Lipoprotein-Arbeiten die Morgagni-Medaille verliehen. Seine Ehefrau Barbara und seine beiden Töchter Katharina und Anna teilen übrigens seine Begeisterung für die Medizin, alle drei sind ausgebildete Ärztinnen.