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Schizophrenie: Kranke frühzeitig umfassend betreuen

Die Lebenserwartung Schizophreniekranker ist im Schnitt um 20 Jahre kürzer als jene der Allgemeinbevölkerung. "Eine frühzeitige umfassende, medizinische Betreuung für diese Patienten ist dringlich. Weltweit muss hier gehandelt werden", das erklärte Schizophrenie-Experte, Prof. Wolfgang Fleischhacker, Leiter der Univ.-Klinik für Biologische Psychiatrie, beim 17. Alpenländischen Psychiatriesymposium in Seefeld.

Schizophrene Störungen zählen weltweit zu den belastendsten psychiatrischen Erkrankungen. Über 80.000 Menschen sind laut Schätzungen alleine in Österreich betroffen. Die Krankheit selbst ist laut Wolfgang Fleischhacker bei optimaler Therapie gut behandelbar. Mehrere internationale Studien zeigen allerdings, dass Schizophrenie-Patienten ein weitaus höheres Risiko haben, zusätzlich an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu leiden, als die Allgemeinbevölkerung. „Auf Basis dieser Studien ist die Lebenserwartung dieser Patienten im Durchschnitt um 20 Jahre kürzer, als jene der Allgemeinbevölkerung. Wir müssen hier dringlich handeln. Schizophrenie-Kranke, wie andere Patienten mit chronischen psychiatrischen Leiden, werden noch nicht ausreichend gesamtmedizinisch betreut. Um diese Patientinnen und Patienten frühzeitig medizinisch umfassend zu versorgen, muss die Zusammenarbeit mit unseren Kollegen verbessert werden“, erklärt Fleischhacker.

Häufigkeit psychiatrischer Erkrankungen in Österreich erheben

Ein intensiviertes Teamwork zwischen Medizinern involvierter Disziplinen „wird das Gesundheitssystem nachhaltig entlasten und die Lebensqualität Betroffener optimieren“, so der international anerkannte Schizophrenie-Experte. Basis für dieses Vorhaben sei auch eine derzeit im Beirat für Psychische Gesundheit des Bundesministeriums für Gesundheit, Jugend und Familie diskutierte groß angelegte, epidemiologische Studie. Mit dieser Untersuchung soll die Häufigkeit psychiatrischer Erkrankungen in Österreich erhoben werden. Dies sei eine wichtige Grundlage zur Verbesserung bestehender Behandlungsmöglichkeiten. „Schizophrenie-Kranke kämpfen mit einer Vielfalt an Problemen. Sie haben ein schweres, psychiatrisches Leiden. Dieses psychiatrische Leiden erzeugt in der Öffentlichkeit sowie auch in Therapeuten- und Medizinerkreisen Unsicherheit und mitunter auch Angst. Da die psychiatrische Erkrankung im Vordergrund steht, werden zusätzliche körperliche Erkrankungen der Betroffenen häufig nicht wahrgenommen und auch nicht behandelt“, erklärt Fleischhacker. Rund hundert Jahre nach der ersten Beschreibung schizophrener Störungen müsse es an der Zeit sein, diese große Patientengruppe umfassend medizinisch zu betreuen.

Das „Alpenländische Psychiatriesymposium“ in Seefeld fand vergangene Woche zum 17. Mal statt. Dieser zweitägige Kongress versammelt traditionell führende Fachleute aus Österreich und aller Welt. Unter Federführung von Prof. Hartmann Hinterhuber (Univ.-Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Sozialpsychiatrie) sowie Doz. Alex Hofer und Prof. Wolfgang Fleischhacker (Univ.-Klinik für Biologische Psychiatrie) vom Department für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Innsbruck wird hier alle zwei Jahre eines der international beachteten Foren zum aktuellen Stand von Diagnose und Therapie schizophrener Störungen geboten.