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Neue Herausforderung für die Infektiologie

Im Rahmen der Mikrobiologischen Visite, einer engen Kooperation zwischen dem Department für Pädiatrie I (Direktor Prof. Lothar-Bernd Zimmerhackl) und der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (Stellvertretender Direktor Prof. Reinhard Würzner) werden monatlich nationale und internationale Gastredner eingeladen. Professor David Livermore aus London hielt einen herausragenden Vortrag über die epidemiologischen Hintergründe von Extended-spectrum beta-lactamases (ESBL)- bildenden Bakterien.

Die Zunahme von Antibiotikaresistenzen in fast allen europäischen Ländern ist ein Faktum, mit dem sich die infektiologische Arbeitsgruppe des Departments für Pädiatrie I unter der Leitung von Priv.-Doz. Martina Prelog in Kooperation mit Professor Livermore, Direktor des Antibiotic Resistance Monitoring and Reference Laboratory (ARMRL), Center of Infections, Health Protection Agency, London, beschäftigt. Dabei gilt es, klinikrelevante Fragestellungen, wie die Antibiotikaverschreibweise im Land, die Mechanismen der Ko-Selektion für ESBL durch andere Antibiotika und die Übertragung dieser Resistenzgene mittels Plasmiden auf andere Bakterienspezies, die damit zur Zunahme von ESBL-bildenden Erregern führt, zu beantworten.

Zunahme multiresistenter Keime

Professor David Livermore hielt vergangene Woche am Department für Pädiatrie I im Rahmen der Mikrobiologischen Visite einen herausragenden Vortrag über die epidemiologischen Hintergründe von ESBL- bildenden Bakterien wie Escherichia coli (E. coli). ESBL E. coli zeigen multiple Resistenzen gegen Cephalosporine, Fluoroquinolone, Tetrazyklin, Aminoglykoside und Trimethoprim. In fast allen europäischen Ländern zeigt sich im klinischen Bereich eine Zunahme dieser multiresistenten Keime, die vor zwei Jahren nur sporadisch in Westösterreich aufgetreten sind. Somit sind auch Kinder zunehmend von dieser Gefahr einer lebensbedrohenden Infektion mit ESBL E. coli betroffen, die zu einer schweren Sepsis führen können. Damit ergibt sich eine neue Herausforderung für den klinischen Infektiologen, der auf Reserveantibiotika wie Carbapeneme zurückgreifen muss.

Erforschung von Resistenzmechanismen

Professor David Livermore leitet das Nationale Referenzzentrum für Antibiotikaresistenzen in Großbritannien und erhält in dieser Funktion eine sehr fundierte Übersicht über die Antibiotikaresistenzlage einer Population von 61.291.000 Briten. Zu seinen Aufgaben zählt die Überwachung der Resistenzentwicklung in Großbritannien. Ein Schwerpunkt der Arbeit von Professor Livermore besteht in der Erforschung von Resistenzmechanismen die zur Entstehung von CTX-M ESBL beitragen und die Evaluation von neuen Antibiotika im Kampf gegen durch ESBL-bildende Keime verursachte, Infektionen.

Zur aktuellen infektiologischen Themenlage werden im Rahmen der Mikrobiologischen Visite

monatlich interessante infektiologische Fälle vorgestellt und nationale und internationale Gastvortragende eingeladen. Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit ist die interdisziplinäre Exzellenzinitiative Infektiologie Innsbruck (Sprecherin: PD Prelog) entstanden, in der eng mit allen Disziplinen der Universitätsklinik Innsbruck, insbesondere der Inneren Medizin, der Neurologie und der Dermatologie zusammengearbeitet wird.

Publikationen:

Livermore DM, Canton R, Gniadkowski M, Nordmann P, Rossolini GM, Arlet G, Ayala J, Coque TM, Kern-Zdanowicz I, Luzzaro F, Poirel L, Woodford N. 2007. CTX-M: changing the face of ESBLs in Europe. J Antimicrob Chemother 59:165-74.

Prelog M, Fille M, Prodinger, Grif K, Brunner A, Würzner R, Zimmerhackl LB. 2008. CTX-M-1-related extended-spectrum beta-lactamases producing Escherichia coli: so far a sporadic event in Western Austria? Infection. 36:362-7.