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Reisemedizin: Interdisziplinärer Kongress in Innsbruck

Der Status von Forschung und Therapie zu den Themen Infektionen aus den Tropen und Gefahren durch parasitäre Erkrankungen stand vergangenes Wochenende im Mittelpunkt der 42. interdisziplinären Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie (ÖGTP). International führende Fachexperten aus Europa trafen sich auf Einladung der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie zu einem dreitägigen Kongress in der Tiroler Landeshauptstadt.

Die Besonderheit des dreitägigen Kongresses, zu dem Prof. Erich Schmutzhard von der Universitätsklinik für Neurologie (Leitung Prof. Werner Poewe) gemeinsam mit der ÖGTP heuer in das Medizinzentrum Anichstraße nach Innsbruck lud, lag in seiner traditionell interdisziplinärer Ausrichtung. „Unter den 50 international renommierten Expertinnen und Experten fanden sind Humanmediziner, Veterinärmediziner, Biologen, Zoologen und Apotheker. In dieser fachübergreifenden Form ermöglicht die Veranstaltung, an der rund 150 Interessenten teilnahmen, europaweit ein einzigartiges Forum“, so Veranstalter Schmutzhard, der auf dem Gebiet der Tropenmedizin erst unlängst mit einer Pionierleistung Aufmerksamkeit erlangte, in dem er im afrikanischen Tanzania eine neue, bisher nicht erkannte Form von Epilepsie nachweisen konnte.

Reisekrankheiten als unterschätztes Risiko

Pro Jahr unternehmen bis zu 500.000 Österreicher eine Fernreise. Parallel dazu nimmt die Anzahl an schweren Tropen- und parasitären Erkrankungen zu. „Das Risiko von Tropen- und parasitären Erkrankungen wird stark unterschätzt. Trotz der Vielfalt an kostenfreien, qualitativ hochwertigen Fachinformationen und Beratungsangeboten, vernachlässigen leider viele Menschen ihre medizinische Reisevorbereitung. Wir sind dann mit den gesundheitlich mitunter schweren Folgen konfrontiert“, betonten Prof. Horst Aspöck, Präsident der ÖGTP und Parasitologe am Klinischen Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Wien und Prof. Schmutzhard uni sono. Die breite Palette der Tagungsthemen reichte von Zoonosen - das sind Krankheiten wie etwa Tollwut, FSME, BSE oder Vogelgrippe, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden - über neue Gefahren durch bisher wenig bekannte Fisch-Parasiten, den Fuchsbandwurm sowie Trichinen, welche zum Beispiel bei unzureichend gegartem Wildschweinfleisch ein Krankheitsrisiko bergen, bis hin zu neuen molekulardiagnostischen Verfahren, mit deren Hilfe wichtige medizinische Parameter für die optimale Betreuung betroffener Patienten EU-angeglichen werden können.

Verbreitungsmuster von Infektionen ändern sich

Im Hinblick auf die Verbreitungsmuster von Infektionen gerät zunehmend auch der globale Klimawandel in den medizinischen Blickwinkel: Bestimmte Tropen- und parasitäre Erkrankungen könnten durch veränderte klimatische Bedingungen zum Teil weltweit zunehmen und sich auch geografisch anders verteilen. „Malaria, erworben in verschiedenen südeuropäischen Ländern, durch Sandmücken übertragene Erreger der Orientbeule und durch Moskitos übertragene tropische Viren in der Poebene sind diesbezüglich untrügliche Zeichen“, gab Aspöck am Kongress zu bedenken. „Vor allem Insekten, wie zum Beispiel die Malaria übertragende Anopheles-Mücke oder die Fiebererkrankungen übertragenden Sandmücken, aber auch weitere Gliederfüßer, wie etwa Zecken, können sich bei steigenden Temperaturen schneller und besser vermehren. Das sind potenzielle Krankheitsrisiken, denen wir uns auch hier in Europa wachsam stellen müssen.“, weiß Schmutzhard. Es bestehe zwar keinerlei Anlass zur Panikmache, aber jeder Einzelne müsse seine Gesundheitsvorsorge ernst nehmen und beim Auftreten erster Symptome, wie etwa ungeklärt erhöhter Temperatur, sofort zum Arzt gehen.

Neben der Präsentation aktueller Forschungserkenntnisse und der Vernetzung unterschiedlicher medizinischer Disziplinen zielte die Jahrestagung der ÖGTP vor allem auf die Fortbildung von Ärzten und Apothekern zu Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Reiseerkrankungen ab.