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Neuer Ansatz in der Antiandrogen-Therapie

Einem jungen Forscherteam um Prof. Zoran Culig vom Urologischen Labor der Medizinischen Universität ist es gelungen, neue Zusammenhänge in der Progression des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms nachzuweisen. Mit den Untersuchungsergebnissen von Erstautorin Kamilla Malinowska zur Interaktion von Androgenrezeptor und Zytokinen könnte die Prostataforschung der effektiven Karzinombehandlung ein gutes Stück näher kommen.

Obwohl viele Prostatakarzinome heute in frühen Stadien therapiert werden können, ist es in der Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms bisher zu keinen signifikanten klinischen Fortschritten gekommen. Bei der seit den 60er Jahren angewandten hormonellen Behandlung mit Antiandrogenen werden nach einer gewissen Zeit Resistenzen entwickelt. Die Folge sind Metastasen, die sich vor allem in den Knochen festsetzen. Die Europäische Union unternimmt große Anstrengungen, die Forschung zum Prostatakarzinom europaweit zu fördern und zu vernetzen. Arbeitsgruppen aus sechzehn europäischen Forschungseinrichtungen, darunter die PhD-Studentin Kamilla Malinowska aus der Arbeitsgruppe um Prof. Culig und Dr. Hannes Neuwirt von der Univ.-Klinik für Innere Medizin IV, konzentrieren sich im Rahmen des EU-Projekts PRIMA und der von FWF geförderten Forschungsprojekten bei der Suche nach Lösungen auf den Androgenrezeptor. Der Androgenrezeptor stellt ein neu identifiziertes Target zur medikamentösen Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms dar.

Neue Fragestellung - neue Antwort

Nahezu alle Prostatakarzinome exprimieren den Androgenrezeptor, weshalb innerhalb der meisten Karzinom-Therapien versucht wird, diese Proteingruppe mittels Hormonpräparaten einfach zu blockieren. Nachdem aber nicht alle Zelllinien den Androgenrezeptor anregen, gab es bisher auch nur wenige gute Modelle für die Erforschung des Prostatakarzinoms. Nun konnte nachgewiesen werden, dass der Androgenrezeptor von Zytokinen, wie Interleukin-6 (IL-6), aktiviert wird. Die Relevanz dieser Aktivierung in Bezug auf das Tumorwachstum blieb bislang allerdings geringfügig erforscht. Prof. Culig: „Im Urologischen Labor versuchen wir nun, bessere und spezifischere Wege für eine Antiandrogen-Therapie zu finden“.

Versuche in unterschiedlichen Zelllinien

Kamilla Malinowska, die aus Polen stammende und seit 2004 als Doktorats-Studierende bei Prof. Culig tätige Erstautorin der Studie, analysierte in vitro die Auswirkung der durch IL-6 aktivierten Proliferation, indem sie die genetische Physiologie der Prostatakrebszellen veranschaulichte und damit zwei unterschiedliche Zelllinien fand: LAPC-4 (in dieser Zelllinie inhibiert IL-6 die Proliferation) und MDA PCa2b (in dieser Zelllinie stimuliert IL-6 die Proliferation). Malinowska: „Wir konnten zeigen, dass in der MDA PCa 2b Zelllinie eine Aktivierung von MAP-Kinase stattfindet.“ Anhand dieser Zelllinien konnte nun dargestellt werden, dass Bikalutamid, ein herkömmliches Antiandrogen in der Karzinom-Therapie, nicht nur die Effekte des Androgens sondern auch jene von IL-6 inhibieren kann. Die außergewöhnlichen Resultate konnten von Dr. Hannes Neuwirt auf der Basis von in-vivo-Tests an Nacktmäusen bestätigt werden.

„Mit dieser Studie, die bereits in Endocrine Related Cancer publiziert wurde, konnte erstmals demonstriert werden, dass die IL-6 Progression von bestimmten Prostatakarzinomen durch den Androgenrezeptor gefördert wird“, erklärt Prof. Culig, der die Tragweite dieser Studienergebnisse besonders im Rahmen der europäischen Prostatakarzinomforschung unterstreicht.