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Proteomik-Tagung: Fortschritt der Analytik

In der Entwicklung von Medikamenten spielen moderne, hochautomatisierte Analysetechnologien eine zunehmend wichtigere Rolle, vor allem bei der Suche nach Biomarkern. Von besonderem Interesse sind Biomarker, die rechtzeitig anzeigen, ob Patienten auf ein Medikament ansprechen. Dies wurde auf dem diesjährigen Symposium der Österreichischen Proteomik Plattform (APP) in Seefeld deutlich.

„Biomarker“ ist ein sehr weitgefasster Begriff und bezieht sich längst nicht nur auf das rechtzeitige Erkennen von Krankheiten. Der Wirkungsnachweis eines Medikaments interessiert vor allem Pharmafirmen und Gesundheitsbehörden. Univ.-Prof. Lukas Huber, Direktor des Biozentrums in Innsbruck, wies auf die Bedeutung solcher Biomarker für die personalisierte Medizin hin. Zielgerichtete Medikamente wirken auf ganz spezifische molekulare Krankheitsursachen ein - sind diese beim Patient nicht vorhanden, kann das Medikament nicht wirken. „Ein Ziel der Proteomik ist es, zusammen mit der klinischen Wirkstoffentwicklung Biomarker zu finden, die die richtige Therapie für den Patienten anzeigen“, so Huber. Dies sei auch eines der Kernthemen von ONCOTYROL- Zentrum für personalisierte Krebsmedizin in Innsbruck, dessen wissenschaftlicher Leiter Lukas Huber ist.

Wirkt das Medikament - und wenn, wie?

Ein Fortschritt bei der Suche derartiger Biomarker ist Giulio Superti-Furga, Direktor des Forschungszentrums für Molekulare Medizin, CeMM, in Wien und seinen Mitarbeitern gelungen. Sie haben durch eine Kombination von genomischen und proteomischen Methoden einen Biomarker-Kandidaten gefunden, der geeignet erscheint, die Wirkung eines zielgerichteten Leukämie-Medikaments frühzeitig anzuzeigen. Von Seiten der Pharmaindustrie gibt es intensive Anstrengungen in der Entwicklung von diagnostischen Tests für Medikamentenwirkung. So präsentierte Scott Patterson von Amgen einen, allerdings genetischen, nicht proteomischen, Biomarker, der eine Genmutation anzeigt. Bei Darmkrebspatienten, die diese Mutation tragen, kann ein bestimmtes zielgerichtetes Medikament nicht wirken. Der Gentest ist in Europa gemeinsam mit dem Medikament zugelassen worden.

Cristiano Migliorini von Roche stellte einen systembiologischen Ansatz vor, mit dem das akademisch-pharmazeutische Forschungskonsortium “Systems biology of the bcell“ in Zusammenarbeit mit dem Center of Competence of Systems Physiology and Metabolic Diseases der ETH Zürich nach Biomarkern und neuen drug targets für Diabetes Typ II sucht. Mehrere erfolgversprechende Kandidaten werden derzeit eingehender geprüft.

Ermittlung von Protein-Netzwerken

Auch zur Erforschung von Medikamentenwirkung und -nebenwirkung kann Proteomik hilfreich sein. Eine der Hauptstärken dieser Technologie, dies zeigte sich in Seefeld, liegt darin, Protein-Netzwerke ausfindig zu machen. Superti-Furga ist ein weltweit anerkannter Experte auf dem Gebiet. Er versucht, die Wirkung eines Medikaments besser zu verstehen, indem er mit diesem Medikament „fischen“ geht. Er „angelt“ alle daran bindenden Proteine aus einer Probe heraus und klärt auf diese Weise auf, mit welchen Proteinen ein Medikament wechselwirkt. So konnte er zeigen, dass ein zielgerichteter Wirkstoff für Leukämie auch bestimmte Enzyme in Immunzellen blockiert. Dieser Wirkstoff sollte folglich mit einer besonderen Sorgfalt angewendet werden. Auch fand Superti-Furgas Team, dass ein Leukämie-Wirkstoff nicht nur sein eigentliches Zielmolekül, sondern auch ein anderes Molekül sehr effizient blockiert. Diese Blockade könnte möglicherweise zu einer unerwünschten Wechselwirkung zwischen gleichzeitig verabreichten Medikamenten führen.

Am 6. Symposium der Österreichischen Proteomik Plattform (Austrian Proteomic Platform - APP), das vom 18. bis 21. Jänner in Seefeld stattfand, nahmen 110 Forscherinnen und Forscher aus aller Welt teil. 31 Referentinnen und Referenten aus den USA, Niederlande, Österreich, Dänemark, Schweiz, Großbritannien, Deutschland, Kanada und Italien berichteten über neueste Entwicklungen.