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Cholesterin als Indikator für Krebsrisiko

Der Zusammenhang zwischen hohen Cholesterinwerten und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist wissenschaftlich unumstritten. Nun kamen Forscher des Departments für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie (Leitung Prof. Karl Peter Pfeiffer) zu der Erkenntnis, dass auch zwischen Krebsrisiko und Cholesterin ein Zusammenhang besteht - wenn auch ein inverser. Die Studie unter der Führung von Dr. Alexander M. Strasak wurde kürzlich im renommierten Annals of Oncology veröffentlicht.

Neben Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes gilt auch ein hoher Cholesterinwert als ursächlicher Risikofaktor für die kardiovaskuläre Mortalität. In der Gesundheitsförderung und Prävention kommt der routinemäßigen Kontrolle des Gesamtscholesterins deshalb ein besonderer Stellenwert zu. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Departments für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie darf dem lebenswichtigen Lipid Cholesterin nun eine neue Indikator-Rolle zugeschrieben werden. Dr. Strasak: „ Wir konnten nachweisen, dass ein niedriger Cholesterinwert - in der Bedeutung einer `reverse causality´- als zeitabhängiger Parameter auch mit Krebserkrankungen assoziiert ist.“ Als hoch wird in der Studie ein im Blutserum gemessener Gesamtcholesterinwert von über 230 mg/dl angesehen, ein niedriger Wert liegt unter 190 mg/dl.

Neue Indikator-Funktion

Die statistische Forschungsarbeit stützt sich, wie schon vergangene Projekte, auf die Auswertung von Daten aus Untersuchungen von 172 210 Männern und Frauen in einem Zeitraum von 19 Jahren, die vom Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin im Rahmen des Vorarlberg Health Monitoring and Promotion Programme (VHM&PP) gesammelt worden waren. In dieser Gruppe wurden 9958 Krebsfälle (5,8%) diagnostiziert. Die angewandte statistische Methode „Cox Proportional Hazards Analyse mit Berücksichtigung Zeit-variierender Effekte“ erlaubt eine aussagekräftige Risikokalkulation, in der das Auftreten von Krankheitsereignissen auf Grund von bestimmten Patientencharakteristika in Abhängigkeit vom Zeitpunkt vorhergesagt werden kann. Dr. Strasak und Prof. Hanno Ulmer aus der Arbeitsgruppe betonen den zeitabhängigen Effekt von Cholesterin: „Je näher der Zeitpunkt der Cholesterinmessung bei der Krebsinzidenz liegt, desto eindeutiger ist die Vorhersage. So läßt sich bis circa fünf Monate vor Auftreten einer Krebserkrankung ein eindeutig protektiver Effekt von erhöhtem Cholesterin feststellen. Liegt ein längerer Zeitraum zwischen Cholesterinmessung und Krebsinzidenz dann verliert sich dieser Effekt.“ Das Sinken des Gesamtcholesterins kurz vor der Diagnose einer Krebserkrankung kann demnach Indikator für eine beginnende Krebserkrankung sein, wobei die entsprechende Prognose vor allem bei gastrointestinalen Krebserkrankungen deutlich wird. Bei Krebserkrankungen des Magen-Darm Trakts kommt es bereits bis zu 2 Jahre vor der Diagnose zu sinkenden Cholesterinspiegeln. Detaillierte Analysen weiterer Zeiträume und Krebslokalisationen werden folgen.

Gender-Perspektive

In einer von Prof. Ulmer 2004 vorgelegten Studie des Instituts (damals noch „Biostatistik und Dokumentation“) konnte ein geschlechtsabhängiger Effekt von Cholesterinwert und kardiovaskulärem Risiko dokumentiert werden. Auch die aktuellen Datensätze wurden unter dem Gender-Aspekt betrachtet. So gilt die kurzfristige Korrelation von niedrigem Cholesterin und erhöhtem Krebsrisiko sehr ausgeprägt für Frauen nach der Menopause. In der Regel ist der Gesamtcholesterinspiegel - der generell mit dem Alter zunimmt - bei jungen Frauen etwas niedriger als bei jungen Männern. Mit zunehmendem Alter gleicht sich dieser Unterschied jedoch aus und ältere Frauen haben schließlich im Mittel einen höheren Spiegel als ältere Männer.

„Die Konsequenz aus den Ergebnissen ist in der Eröffnung neuer und entscheidender Möglichkeiten für die Vorsorgemedizin im Zusammenhang mit der Krebsfrüherkennung zu sehen“, so Studienautor Strasak. Die Resultate der Studie, die mit der Unterstützung des renommierten amerikanischen National Cancer Institutes durch Dr. Ruth Pfeiffer besondere Aufwertung erhielt, werden schließlich in eine von Norwegen, Schweden und Österreich getragene große Studie namens Me-Can (Metabolic Syndrome - Cancer) einfließen, die sich auf über eine halbe Million Datensätze mit mehr als 30.000 erfassten Krebserkrankungen stützt.