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Kardiovaskuläres Risiko: Nierenpatienten sind anders

Die Ergebnisse der AURORA Studie, einer Langzeitstudie zur Beurteilung des Effekts von Statinen auf Mortalität und schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse bei NierenpatientInnen, wurden kürzlich im New England Journal of Medicine publiziert. Die Universitätsklinik für Innere Medizin IV, Schwerpunkte Nephrologie und Hypertensiologie (Leitung Univ.-Prof. Gert Mayer) war maßgeblich an der multizentrischen Untersuchung beteiligt.

Die multinationale Studiengruppe, die diese randomisierte doppelblinde Untersuchung seit 2003 durchführte, ging bei über 2.700 PatientInnen mit terminaler Niereninsuffizienz und chronischer Hämodialyse der Frage nach, ob eine cholesterinsenkende Therapie die kardiovaskuläre Ereignisrate innerhalb von vier Jahren reduzieren kann.

Nicht erwartetes negatives Ergebnis

Die Sterblichkeitsrate kardiovaskulär gefährdeter, jedoch nierengesunder Personen kann mit der Gabe von Statinen deutlich reduziert werden. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die kardiovaskuläre Mortalität im Vergleich zu nierengesunden Menschen um ein Vielfaches erhöht. In der Studie wurden nun Dialysepatientinnen und -patienten im Alter zwischen 50 und 80 Jahren entweder mit 10 mg Rosuvastatin täglich oder mit Placebo behandelt. Das Medikament wurde gut vertragen und verringerte die LDL-Cholesterinwerte um 43 Prozent. Trotzdem waren die Gesamtmortalität und die Häufigkeit von Komplikationen aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen zwischen der Therapie- und der Kontrollgruppe nicht unterschiedlich. „Mit diesem Resultat ist AURORA nach der Deutschen Diabetes Dialyse Studie bei Typ II Diabetikern an der Dialyse nun bereits die zweite Untersuchung, die dieses nicht erwartete negative Ergebnis brachte“, erklärt Prof. Mayer.

Abnehmende Relevanz konventioneller Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für dieses, im Vergleich zu einer nierengesunden, kardiovaskulär gefährdeten Population völlig konträre Verhalten von PatientInnen mit schwerer Nierenerkrankung sind unklar. „Derzeit gehen wir davon aus, dass mit zunehmender Einschränkung der Nierenfunktion die Bedeutung `konventioneller´ kardiovaskulärer Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und Serumcholesterin, abnimmt, während die Relevanz `renal spezifische´ Veränderungen massiv ansteigt“, erörtert Mayer. Solche nierenspezifischen Einflussgrößen stellen etwa Störungen des Kalzium-Phosphat-Parathormonhaushaltes dar. Eine Sonderstellung nimmt in diesem Zusammenhang das Rauchen ein, das auch im progredienten Stadium der Nierenerkrankung als konventioneller Risikofaktor bestehen bleibt.

Vorbeugung durch frühzeitige Diagnose

In einem sehr frühen Stadium der Niereninsuffizienz lässt sich die Prognose durch eine konventionelle lipidsenkende Therapie durchaus verbessern. Für Dialysepatienten bleiben Statine hinsichtlich der kardiovaskulären Mortalität allerdings wirkungslos.

„Die Aufgabe der NephrologInnen wird es also in Zukunft sein“, so Prof. Mayer, „Risikopatienten bereits in früheren Stadien der Nierenerkrankung zu erfassen, um eine adäquate kardiovaskulär protektive Therapie einzuleiten“. Wo der Angelpunkt liegt, an dem konventionelle Risikofaktoren ihre Relevanz verlieren und renale Faktoren zum Tragen kommen, darum geht es in aktuellen Analysen, wie der SHARP-Studie, die wiederum mit wesentlicher Beteiligung des Forscherteams um Prof. Gert Mayer abgewickelt wird.