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Schlafzwang durch Defekt im Immunsystem

Narkolepsie ist eine Form von unwillkürlichem Schlafzwang, deren Ursache eine Autoimmunerkrankung ist. Dies konnte nun in einer großen internationalen Studie unter Beteiligung der Ambulanz für Schlafstörungen der Univ.-Klinik für Neurologie belegt werden. Der Schlaf-Wach-Rhythmus wird dabei offenbar von Abwehrzellen des Immunsystems gestört, wie die Forscher in der angesehenen Fachzeitschrift Nature Genetics berichten.

„In Österreich sind schätzungsweise rund 4.000 Personen von der Narkolepsie betroffen“, sagt Prof. Dr. Birgit Högl von der Innsbrucker Schlafambulanz. „Diese Menschen sind grundsätzlich völlig gesund, sie leiden aber an vermehrter Tagesschläfrigkeit und oft auch an sogenannter Kataplexie.“ Die betroffenen Patienten nicken während monotoner Tätigkeiten plötzlich ein und werden untertags von unüberwindlicher Müdigkeit heimgesucht. „Ob beim Autofahren, beim Warten, beim Gehen oder Radfahren, beim Essen oder im Privatissimum mit dem Doktorvater, diese Menschen schlafen einfach unüberwindlich ein, erzählt Prof. Högl. „Kataplexie bedeutet, dass manche dieser Patienten bei plötzlichen Gefühlsregungen ihre Haltemuskulatur nicht mehr richtig regulieren können.“

Abwehrzellen zerstören Zellen im Schlafzentrum

Obwohl diese Krankheit bereits vor über 150 Jahren erstmals beschrieben wurde, war die Ursache bis heute unbekannt. Erst in den letzen Jahren verdichtete sich die Einsicht, dass der Nervenbotenstoff Hypocretin-Orexin dabei eine wichtige Rolle spielt. Dieser ist für die Regulation und Aufrechterhaltung des Wachzustands wichtig. In einer genomweiten Assoziationsstudie an 1.800 Personen konnte das Wissenschaftlerteam um Stanford-Professor Emmanuel Mignot nun zeigen, dass Patienten mit Narkolepsie eine spezielle genetische Variante eines T-Zellrezeptors tragen. Diese Zellen des Immunsystems sind normalerweise für die Erkennung kranker und fremder Zellen im Körper zuständig. Die Forscher vermuten nun, dass die T-Zellen sich gegen Zellen im Schlafzentrum des Gehirns wenden, diese zerstören und damit die Herstellung von Hypocretin-Orexin blockieren. Der genaue Ablauf dieses Prozesses liegt freilich noch im Dunkeln und muss weiter erforscht werden.

Innsbruck: Zentrum für Narkolepsie

„Diese Ergebnisse könnten die Basis für bessere Therapie des Schlafzwangs sein“, sagt Högl, „denn bisher konnten die Patienten nur mit Stimulanzien gegen die Müdigkeit und Antidepressiva gegen die Kataplexie behandelt werden.“ Darüber hinaus könnte der nun entdeckte Mechanismus auch bei anderen Immunerkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Die Spezialambulanz für Schlafstörungen an der von Prof. Werner Poewe geleiteten Innsbrucker Neurologie ist eines der wenigen großen Narkolepsie-Zentren in Europa. Die Beteiligung an dieser erfolgreichen Studie unterstreicht den internationalen Stellenwert der Einrichtung.