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Neue Studie über Frauen zwischen 40 und 60

Befragt nach unterschiedlichen Lebensbereichen gaben 715 Innsbruckerinnen zwischen 40 und 60 eine Fülle von Details preis. Kernthemen waren Körperbild und Essverhalten, Menstruation und Menopausestatus, körperliche und seelische Befindlichkeit sowie die Lebensqualität. Geleitet wurde die Studie von der Psychologin Barbara Mangweth-Matzek von der Univ.-Klinik für Psychosomatische Medizin.

Studien mit Frauen konzentrierten sich bisher auf die reproduktive Lebensphase und auf das höhere Alter. Die Gruppe der 40- bis 60-Jährigen ist relativ unerforscht, dabei war sie noch nie so groß wie heute, erreichen doch jetzt die geburtenstarken Jahrgänge dieses Alter. Prof. Mangweth-Matzek zeigte sich positiv überrascht über die sorgfältigen und ausführlichen Antworten. Durch die äußerst effiziente Organisation der Umfrage gelang es der Psychologin im Vorjahr, mit nur 4000 € von der Stadt Innsbruck eine große Menge an Daten zu erheben, die nun auf unterschiedliche Forschungsfragen hin ausgewertet werden können.

Der von 715 Frauen ausgefüllte 14-seitige Fragebogen zielte darauf ab, den Umgang mit Essen, dem Gewicht, dem Körperbild, das Ausmaß der körperlichen Aktivität sowie die Stimmung, Befindlichkeit und das Erleben der Menstruation und der Menopause zu erheben. Die befragte Gruppe entsprach dabei demographisch und allgemeingesundheitlich dem Bevölkerungsquerschnitt, allenfalls sind die Tirolerinnen etwas schlanker und sportlich aktiver als der österreichische Schnitt.

Schlank sein bleibt ein Thema

Trotz eines durchschnittlichen Body Mass Index im Normalbereich wünschte sich ein Großteil der Befragten im gesamten Altersspektrum ein deutlich niedrigeres Gewicht. Und dieser Wunsch hört keineswegs mit 60 auf. In einer früheren Studie an Frauen über 60 hatte Mangweth-Matzek bereits festgestellt, dass auch Frauen in höherem Alter großen Wert auf eine schlanke Figur legten. Die Methoden zum Erreichen dieses Ziels bleiben konstant: kontrolliertes Essverhalten, Einschränken der Kalorienzufuhr, sportliche Aktivität. Dabei gab es auch in dieser Altersgruppe bei 53 Frauen (7%) ein klinisch pathologisches Essverhalten, zwar keine Anorexie, dafür Störungen mit unkontrollierbaren Essattacken mit und ohne Erbrechen. Für die Medizin bedeutet das, auch in höherem Alter Essstörungen mitzubedenken, was derzeit noch oft übersehen wird.

Interessanterweise gaben trotz mangelnder Zufriedenheit mit ihrem Körperbild 65% der Frauen an „ihren Körper zu mögen“.

Die Mühen der Fruchtbarkeit

Ungefähr 40 Jahre in ihrem Leben menstruieren Frauen. Laut der Studie leiden zwei Drittel von ihnen eine Zeit lang oder allmonatlich unter körperlichen Beschwerden oder psychischen Veränderungen vor oder während der Regel. Mit dem Ende der Menstruation hören die Probleme keineswegs auf. Fast alle befragten Frauen in der künstlichen oder natürlichen Menopause bzw. in der Perimenopause berichteten Beschwerden. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass ein großer Teil der mit dem hormonellen (Lebens)zyklus einhergehenden Beeinträchtigungen stillschweigend ertragen wird. Die öffentlich gemachten Beschwerden stellen wohl nur die Spitze eines Eisbergs dar.

Die vielfältigen Faktoren der Lebensqualität

Die Lebensqualität wurde anhand von vier Faktoren ermittelt. Diese umfassen die Bereiche physische und psychische Gesundheit sowie soziale Beziehungen und allgemeine Umstände wie etwa Finanzen, Freizeit, Sicherheit. Die untersuchten Innsbrucker Frauen beschrieben eine relative hohe Lebensqualität, die sich jedoch abhängig vom Menopausestatus signifikant veränderte. Am besten fühlten sich normal menstruierende Frauen ohne Essstörungen oder depressive Symptome. Frauen im Wechsel berichteten eine geringere Lebensqualität, die man jedoch nicht nur an körperlichen Veränderungen festmachen sollte, da diese Lebensphase auch mit Umbrüchen im sozialen Umfeld einhergehen kann. Frauen, die durch einen operativen Eingriff in die künstliche Menopause katapultiert wurden, wiesen eine deutlich niedrigere Lebensqualität auf.

Fazit: Ein gestörtes Essverhalten im mittleren Alter sowie regelmäßig hormonbedingte Schmerzen scheinen nach wie vor Tabubereiche in unserer Gesellschaft zu sein. Nur wenn ÄrztIinnen ihre Patientinnen darauf ansprechen, kann therapeutisch Hilfe erfolgen. Hier erweist sich die Notwendigkeit von allgemeiner Aufklärung sowie der Bedarf an therapeutischen bzw. ärztlichen Einrichtungen für Frauen dieser Altersklasse.