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Kollegiale Antrittsvorlesung

Der große Hörsaal der Frauen-Kopf-Klinik war kürzlich Schauplatz einer erstmals gemeinschaftlich abgehaltenen Antrittsvorlesung zweier neu berufener Professoren. Univ.-Prof. Nikolaos E. Bechrakis, Direktor der Univ.-Klinik für Augenheilkunde und Optometrie und Univ.-Prof. Herbert Riechelmann, Direktor der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde gaben Einblicke in Ihr wissenschaftliches Fach.

Prof. Bechrakis und Prof. Riechelmann teilen sich nicht nur den gleichen Zeitraum ihrer Berufungen an die Medizinische Universität Innsbruck - beide übernahmen ihre Lehrstühle Anfang des Vorjahres -, sondern machten auch bei ihrer Antrittsvorlesung „gemeinsame Sache“. Rektor-Stellvertreter Univ.-Prof. Manfred Dierich unterstrich in seiner Begrüßung das besondere Engagement der beiden Professoren, die auf dem besten Wege seien, ihre Kliniken als ausgewiesene Kompetenzzentren zu etablieren. Unter den zahlreich erschienenen Zuhörern fanden sich zur Freude der Vortragenden auch weit angereiste Familienmitglieder und ehemalige Doktorväter. Für die erstklassige musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgten Prof. Christos Kanettis und Mitglieder seiner Klassen aus dem Tiroler Landeskonservatorium Innsbruck und der Universität Mozarteum Salzburg.

Univ.-Prof. Nikolaos E. Bechrakis

Als anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der intraokularen Tumortherapie, widmete der 43jährige Nikolaos E. Bechrakis, der vom Benjamin Franklin Campus der Berliner Charité an die Innsbrucker Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie wechselte, seine Antrittsvorlesung der ophthalmologischen Onkologie und referierte über „Diagnose und Therapie intraokularer Tumore“. In der Auflistung spezifischer okularer Tumoren betonte Bechrakis vor allem die Unterschiedlichkeit der Pathologien, aus der sich eine äußerst differenzierte Charakteristik von Augentumoren und damit eine komplexe Diagnostiksituation ergebe. „Mit Hilfe der Ophthalmoskopie - der Augenspiegelung - und der Echographie läßt sich jedoch zu 97 Prozent eine korrekte Diagnose erstellen“, so Bechrakis. Aus der therapeutischen Perspektive hob Bechrakis das zentrale Bemühen der modernen onkologischen Forschung, das Auge zu erhalten und das Gesamtüberleben zu verbessern, besonders hervor. Mit einer von Bechrakis entwickelten und weltweit führenden Operationsmethode ist es nunmehr erstmals möglich, selbst große Augentumoren von sieben bis 20 Millimetern zu operieren und das Auge dennoch erhalten zu können. „Vor 20 Jahren musste das Auge noch bei bis zu 50 Prozent der Tumorerkrankungen entfernt werden“, erläuterte Bechrakis, „ mit dieser neuen Methode ist es nur mehr bei fünf Prozent notwendig“. In Anbetracht der Metastasierung mache es keinen Unterschied, ob das Auge vollständig entfernt oder anders behandelt werde. Neben der chirurgischen Exzision informierte der Klinikdirektor weiters über die, für die Netzhaut problematische, Strahlentherapie, die Brachytherapie und die, durch den steilen Dosisabfall vorteilhafte, Protonenbestrahlung, bei deren Etablierung in Deutschland Bechrakis maßgeblich mitgewirkt hatte.

Univ.-Prof. Herbert Riechelmann

Über die „Therapie von Kopf- Halstumoren – Historische Entwicklung und moderne Konzepte“ referierte der Dirketor der Univ.-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Prof. Herbert Riechelmann. Nach einem historischen Rückblick auf frühe Schädelfunde mit eindeutigen Tumorzeichen aus Ägypten und die Zunahme der Häufigkeit von Kopf-Halstumoren durch die Verbreitung des Tabaks in Europa des 17. Jahrhunderts berichtete er über prominente Patienten wie Kaiser Friedrich III und Giacomo Puccini, die dem Kehlkopfkrebs zum Opfer fielen. „Erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts“, so der erfahrene Onkochirurg, „konnten Operations- und Bestrahlungstechniken soweit verbessert werden, dass sie in Kombination in über 50 Prozent zu einer Heilung führen“. Der Tumorimmunologe Riechelmann, der von der HNO-Klinik Ulm nach Innsbruck wechselte, wies auf die oft lange Zeitspanne hin, die zwischen Therapieentwicklung und klinischem Einsatz liege und plädiert in diesem Zusammenhang für eine intensive Vernetzung von Grundlagenforschern und Klinikern. Die Behandlung von Kopf- Halstumoren in spezialisierten Zentren veranschauliche diesbezügliche positive Effekte: „Die Erkrankung jedes einzelnen Patienten wird im Tumorboard, einem Expertengremium aus Kopf-Halschirurg, Strahlentherapeut, Onkologe, Radiologe und Pathologe, besprochen, was in eine fachlich fundierte, individuelle Therapieempfehlung mündet, die sich auf Erkenntnisse aus multizentrischen Studien stützt.“ Die zusätzliche direkte Einbindung der Grundlagenforschung in die Behandlung von Patienten mit Kopf-Halstumoren sei ein wesentliches Merkmal moderner Comprehensive Cancer Center.