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Journaldienste erhöhen Herzinfarktrisiko

Eine kürzlich im renommierten European Heart Journal veröffentlichte Studie unter der Leitung von Prof. Michael Joannidis von der Univ.-Klinik für Innere Medizin I (Leitung Prof. Josef Patsch) belegt erstmals ein erhöhtes Herzinfarktrisiko für MedizinerInnen während des Journaldienstes. 30 MedizinerInnen der Innsbrucker Universitätsklinik stellten sich für die Testreihe als Probanden zur Verfügung.

Die Herz-Kreislauf-Belastung von Ärztinnen und Ärzten, die sich während des Journaldienstes in 24-stündiger Rufbereitschaft befinden, stand im Mittelpunkt der aktuellen Untersuchungen. Nachtdienste gehen mit enormem Stress, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen einher und gewähren auch während der Ruhephasen nur eingeschränkte Entspannungsmöglichkeiten.

Andauernde Herzbelastung durch Alarmbereitschaft

Die Ergebnisse der Studie unter Erstautor Dr. Markus Rauchenzauner bescheinigen dem ärztlichen Personal erhöhte Risikofaktoren für Herzinfarkt für die Dauer des Journaldienstes. „Alle nachgewiesenen Parameter sind als Risikofaktoren für einen Herzinfarkt einzustufen. Es handelt sich bei den beobachteten ÄrztInnen um gesunde, junge und fitte Menschen – dieser Gesichtspunkt verleiht der Studie zusätzlich Nachdruck“, betont Studienleiter Joannidis. Ähnlich wie bei der Feuerwehr oder Polizei befindet sich der Körper von Ärzten während des gesamten Dienstes in Alarmbereitschaft. Sie können sich zwar in der Klinik in Schlafräumlichkeiten zurückziehen, werden jedoch bei Notfällen geweckt. Die Risikofaktoren sind jedoch nicht nur im Falle eines Notrufes erhöht, sondern bleiben während der gesamten Schicht gesteigert. Als weiteres beunruhigendes Detail zeigte sich eine Verbindung zwischen der Dienstdauer und der kardiologischen Belastung.

Ausgestattet mit tragbaren Messgeräten wurden Herztätigkeit, Blutdruck, Stresshormone, Harn sowie Blut von 30 Ärztinnen und Ärzten 24 Stunden lang dokumentiert. Diese Ergebnisse standen im Vergleich zu einem normalen Arbeitstag ohne Nachtdienst. Die Probanden wurden pro Nacht etwa drei bis fünf Mal geweckt, daher fielen ihre Schlafphasen erwartungsgemäß kürzer aus. Das gesundheitliche Wohlbefinden der Testpersonen wurde vor Beginn der medizinischen Überprüfung abgeklärt. Im Detail konnte die Studie zeigen, dass der Blutdruck während des gesamten Dienstes gesteigert war und auch innerhalb der Schlafzeiten nicht absank. Gefährliche ventrikuläre Rhythmusstörungen wurden beobachtet und zudem waren Entzündungsparameter und Harnsäure signifikant erhöht.

Problematik mentale Belastung

Die Studie weist auf das erhöhte Risiko während der Dienste hin. Welche Folgen die Ärztinnen und Ärzte jedoch langfristig zu erwarten haben ist noch nicht absehbar. Ein zweiter Teil der gleichen Testreihe untersucht das psychologische Befinden der Probanden. Mit Hilfe von Aufmerksamkeits- sowie Befindlichkeitstests wird zusätzlich die mentale Belastung der Probanden überprüft. Die Ergebnisse des zweiten Teils der Studie werden noch im Jahr 2009 erwartet. Die langfristigen körperlichen und psychologischen Auswirkungen der Journaldienste könnten nur anhand einer Langzeitstudie überprüft werden. Für die Wissenschafter stellt sich zudem die Frage, ob die Ergebnisse dieser Studie auch auf andere Arbeitsbereiche anwendbar sind, zumal viele Berufsgruppen wie Einsatzkräfte der Polizei, Feuerwehr oder Rettung in Journaldiensten ebenso mit akuten Stresssituationen umgehen müssen. Joannidis: „Um eine konkrete Aussage treffen zu können müsste die jeweilige Situation spezifisch untersucht werden. Es ist jedoch anzunehmen, dass der menschliche Körper in einer ähnlichen Situation auch eine vergleichbare Reaktion zeigt“.