EU-Top-Förderung für Monika Ritsch-Marte
Univ-Prof.in Dr.in Monika Ritsch-Marte, Direktorin der Sektion für Biomedizinische Physik der Medizinischen Universität Innsbruck, erhält für ihr Forschungsprojekt im Bereich der Holografischen Mikroskopie einen der hoch dotierten "Advanced Grants" des Europäischen Forschungsrats (ERC). Damit ist die biomedizinische Physikerin eine der wenigen Wissenschafterinnen in Österreich, die diese prestigeträchtige Auszeichnung bekommt.
Mit den 2009 zum zweiten Mal ausgeschriebenen "Advanced Grants" - dem "Flaggschiff-Programm" des Europäischen Forschungsrates (European Research Council) - fördert die EU im 7. Rahmenprogramm hochklassige und innovative Grundlagenforschung mit ausgeprägtem frontier research-Charakter. Die Zielgruppe bilden SpitzenforscherInnen jeder Nationalität in einem EU-Mitgliedsstaat oder einem assoziierten Land, welche in den letzten zehn Jahren in ihrem Fachgebiet international herausragende Leistungen erbracht haben müssen. Deren anspruchsvolle Forschungsprojekte sind auf fünf Jahre ausgelegt und werden mit bis zu zweieinhalb Millionen Euro dotiert. Den ausgewählten Forscherpersönlichkeiten wird bei Förderung ein besonders hoher Freiraum zur Verwirklichung ihrer Visionen zugestanden. Alleiniges Auswahlkriterium für die Förderentscheidung des mit renommierten ExpertInnen besetzten, internationalen Gutachtergremiums ist die wissenschaftliche Exzellenz.
Nach der aktuellen zweiten Ausschreibungsrunde der "Advanced Grants", in der sich knapp 1.600 Forscher, darunter rund 40 aus Österreich, in den Bereichen "Physik und Technologie" (736 Anträge), "Lebenswissenschaften und Medizin" sowie "Sozial- und Geisteswissenschaften" beworben hatten, ist Prof.in Monika Ritsch-Marte nun eine der sieben FördernehmerInnen in Österreich - die Erfolgsrate lag, wie im vergangene Jahr, bei nur etwa 12 Prozent.
"For exceptional research leaders only"
catchIT (Coherently Advanced Tissue and Cell Holographic Imaging and Trapping) nennt sich das erfolgreiche Projekt von Monika Ritsch-Marte, das mit Hilfe von hoch auflösenden Miniatur-LCD-Bildschirmen mit Millionen von einzeln programmierbaren Pixeln kleine "Mikrowerkzeuge aus reinem Licht" erzeugen kann, also Lichtmuster, die zu Förderbändern, Pumpen, Streckbänken und Teilchensortierern für mikroskopisch kleine Teilchen werden. Auch Anwendungen im spannenden, derzeit hochaktiven Lab-on-a-Chip und Microfluidik-Bereich sind möglich, eröffnet Ritsch-Marte. Solche Bildschirme können außerdem auch in der Mikroskopie neue Technologien erschließen: Die Klassiker der Lichtmikroskopie (Kontrastverstärkung nach Zernike oder Nomarski) lassen sich auf Knopfdruck über das Bild auf dem Mikro-LCD einstellen - und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, was die Erfindung gänzlich neuer Kontrastverfahren betrifft.
Eines der ehrgeizigsten Ziele des ERC-Projektes ist die Hypothese, dass holografisch erzeugte Lichtkräfte zur Untersuchung von Chromosomen eingesetzt werden und damit einen ganz eigenen Beitrag zum Verständnis des menschlichen Genoms leisten können. Unter anderem soll das Fra(X)-Syndrom, das sich durch eine zerbrechliche Stelle auf dem X-Chromosom auszeichnet, mit Lichtkräften mechanisch getestet werden.
Das Team von Ritsch-Marte wird mit Kollegen aus dem Ausland (Paris und Twente), aber auch mit lokalen Partnern zusammenarbeiten. Speziell was die DNA- und Chromosomen-Untersuchungen betrifft, ist eine enge Zusammenarbeit mit den lokalen Experten Prof. Johannes Zschocke (Direktor der Sektion für Klinische Genetik) und Prof. Florian Kronenberg (Direktor der Sektion für Genetische Epidemiologie) geplant, so die erfolgreiche Physikerin.
Grundlagenforscherin mit Gespür für Innovationen
Univ.-Prof.in Monika Ritsch-Marte wurde 1961 in Höchst, Vorarlberg geboren und studierte Theoretische Physik in Innsbruck und Quantenoptik an der Universität von Waikato in Neuseeland. Zahlreiche Studien- und Auslandsaufenthalte führten die Physikerin unter anderem nach Schottland, Australien, Italien, Finnland und die USA. Seit 1998 hält sie eine Professur für Medizinische Physik an der Universität Innsbruck bzw. leitet seit 2004 die Sektion für Biomedizinische Physik an der Medizinischen Universität Innsbruck. Der Tätigkeitsbereich der Medizin-Physikerin ist breit gefächert. Mit dem Ziel der Entwicklung neuer optischer Methoden und Technologien in Medizin und Zellbiologie betreibt Ritsch-Marte mit ihrer, gemeinsam mit ao. Univ.-Prof. Stefan Bernet gegründeten Arbeitsgruppe anwendungsorientierte Grundlagenforschung und konnte auf diesem Weg bereits große internationale Anerkennung und einige Patente einfahren. Neben dem holografischen Bereich hat das Team um Ritsch-Marte aber auch auf dem Gebiet der so genannten CARS-Mikroskopie - einer Methode der nichtlinearen Optik, die bestimmte chemische Stoffe durch ein Wechselspiel von Laserpulsen verschiedener Frequenz mit den Schwingungszuständen des ausgewählten Molekültyps gezielt zum Leuchten bringen kann - innovative Beiträge geleistet. Die vielfach ausgezeichnete Physikerin ist außerdem Kardinal-Innitzer-Preisträgerin und war in den Jahren 2007 und 2008 die erste Frau, die der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft als Präsidentin vorstand.