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Austrian Spine Society: Wissenschaftspreis in Serie

Die Österreichische Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie (Austrian Spine Society) zeichnet alljährlich hervorragende wissenschaftliche Publikationen im Rahmen ihrer Jahresversammlung aus. In den Jahren 2009 und 2010 ging der Wissenschaftspreis in Form eines Reisestipendiums gleich zweimal hintereinander an die Medizinische Universität Innsbruck.

OÄ Dr.in Ingrid Sitte von der Univ.-Klinik für Unfallchirurgie (Direktor Univ.-Prof. Michael Blauth) und Dr. Martin Thaler von der Univ.-Klinik für Orthopädie (Direktor Univ.-Prof. Martin Krismer) heißen die beiden Innsbrucker ForscherInnen, die sich heuer bzw. im letzten Jahr über eine Auszeichnung ihrer Forschung und damit über einen mehrwöchigen Forschungsaufenthalt an einem ausgewiesenen Wirbelsäulenzentrum freuen durften.

Preis 2009: Therapieoptimierung durch Ultraschalldiagnostik

Unter den eingereichten Arbeiten 2009 bewertete die Österreichische Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie die prospektive Studie an 46 Kindern mit Skoliose im Durchschnittsalter von 14,5 Jahren unter der Autorenschaft von Dr. Martin Thaler als hervorragende Wissenschaft.

Thalers Untersuchungen fokussieren die Wachstumsdeformität Skoliose, die sich vor allem während der Jugend in Phasen verstärkten Körperwachstums verschlechtert. Im Sinne einer optimalen Therapieanpassung ist die Bestimmung des, vom biologischen abweichbaren, Skelettalters besonders entscheidend. Das Skelettalter wird üblicherweise mittels radiodiagnostischer Beckenkammaufnahmen bestimmt, indem der als Marker fungierende, fünfstufige Risser Grad analysiert wird. Vor dem Hintergrund, dass Röntgenstrahlen bei Kindern eine besondere Belastung darstellen, ging Dr. Martin Thaler nun der Frage nach, ob Ultraschalluntersuchungen über eine vergleichbare Aussagekraft verfügen. „Die Effektivität der sonographischen Bildgebung konnte für alle fünf Stufen der Skala nachgewiesen werden, auch wenn für die Grade 4 und 5 geringfügige Abweichungen verzeichnet wurden. Allerdings weiß man, dass bei Risser Grad 4 und 5 das Skelettwachstum bei Kindern nahezu abgeschlossen ist und diese geringen Abweichungen deshalb vernachlässigbar sind. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse und der anzustrebenden Eindämmung von Nebenwirkungen ist der Ultraschalldiagnostik im Rahmen der Skoliosetherapie bei Kindern jedenfalls Vorrang zu geben“, erklärt Dr. Thaler, der seinen Preis für einen Lehraufenthalt an der Zürcher Schulthess-Klinik nützte, „um bei einem der wahrscheinlich weltbesten Wirbelsäulenchirurgen, Dr. Dezsö Jeszensky, zu hospitieren“, erzählt Thaler.

Preis 2010: Neue Zellmorphologie nach Wirbelsäulenverletzungen entdeckt

Mit der Erstbeschreibung einer nach Kompressionsverletzungen im vorderen Teil der Bandscheibe auftretenden und bislang nicht bekannten Zellmorphologie verdiente sich Dr.in Ingrid Sitte, Oberärztin und Leiterin des Morphologischen Labors an der Univ.-Klinik für Unfallchirurgie den Wissenschaftspreis 2010. Das Team um Dr.in Sitte konnte erstmals einen Zusammenhang zwischen Verletzungstyp und Entstehung einer neuen Zellmorphologie - der „Ballon-Zelle“ - nachweisen und in Spine, dem höchstrangigen Journal auf dem Gebiet der Wirbelsäule, publizieren.

Die vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank geförderte Studie ging der Frage nach, wie der Zelltod nach Bandscheibenverletzungen vor sich geht. „Mit Hilfe von transmissions-elektronenmikroskopischen Untersuchungen konnten wir eine zusätzliche Form des Zelltods, die Chondroptose und den neuartigen Zelltyp die „Ballonzelle“ beschreiben, der sich durch einen fast vollständig homogenen Zellkern auszeichnet“, so Dr.in Sitte. Zudem wurde ein eindeutiger Zusammenhang zwischen einwirkender Kraft und Zellmorphologie nachgewiesen. „Die Art der Verletzung der Halswirbelsäule hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Zellmorphologie: Nach Kompressionsverletzungen kommt es zur Bildung solcher homogener, wahrscheinlich aktiver Zellkerne“, erklärt die Unfallchirurgin, die momentan am Aufbau eines Zellkulturlabors arbeitet. Ihre von der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie geförderte Forschungsreise wird sie zu speziellen Forschungszentren nach Oxford, Cardiff, Southhampton und Oswestry führen.