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Depression und Burnout: Die Dinge ansprechen

Die Zahlen betreffend Depression und Burnout sind alarmierend. Mangelnde Strukturen und Information bezüglich Anlaufstellen erschweren das Leben der Betroffenen und Angehörigen. Dazu kommt die Angst, im eigenen Umfeld über die Depression zu sprechen – ein Umstand, der sich ändern muss, so Prof Dr. Sperner-Unterweger in ihrem Vortrag der Reihe Medizin für Land und Leute in Innsbruck. Insgesamt 130 Interessierte haben sich am Freitag im Kranebitterhof für den Vortrag über die psychiatrischen Erkrankungen eingefunden und im Anschluss auch zahlreiche und teils sehr persönliche Fragen an die Expertin gestellt.

Die Vortragsreihe von Forum Land und der Medizinischen Universität "Medizin für Land und Leute" beschäftigte sich vergangenen Mittwoch mit dem spannenden Thema "Depression und Burnout – die neue Volkskrankheit?" Univ.-Prof. Dr. Sperner-Unterweger, die stellvertretende Direktorin der Univ.-Klinik für Biologische Psychiatrie, präsentierte den zahlreichen Teilnehmern wesentliche Fakten zu diesen Themen, was im Anschluss zu einer aufschlussreichen Diskussion führte.

Alarmierende Zahlen

"30.000 Menschen in Tirol leiden an Depression. Aus internationalen Untersuchungen weiß man, dass nur jede zweite Depression erkannt wir und lediglich ein Drittel der Erkrankten auch vernünftig behandelt wird", erklärt Dr. Barbara Sperner-Unterweger gleich zu Beginn ihres Vortrages. Die mangelnde Versorgung depressiver Menschen ist unter anderem zurückzuführen auf fehlende finanzielle Ressourcen. Daraus resultiert oft ein verlängertes Leiden der Betroffenen. Im Extremfall kann dadurch eine Depression, die bei entsprechender Behandlung in weniger als drei Monate ausgestanden wäre, chronisch werden und langfristig beeinträchtigen.

Warnsignale

"Depressionen sind potenziell tödliche Erkrankungen. Bis zu 20 Prozent der Erkrankten sterben durch Selbstmord Deshalb ist es wichtig, die Warnsignale zu erkennen, und darauf zu reagieren", betont Sperner-Unterweger. Kernsymptome der Depression sind schlechte Stimmung, mangelnder Antrieb und Erschöpfung sowie der Verlust von Interessen und Gefühlen. Die Betroffenen sehen häufig für Alltagsschwierigkeiten keine Lösung – alles erscheint nicht mehr bewältigbar, der Berg an unlösbaren Problemen wird immer größer und höher. "Diese scheinbar auswegslose Situation kann dazu führen, dass depressive Menschen ihr Leben nur noch beenden wollen. . "Beobachtet man depressives Verhalten, sollte man auf jeden Fall versuchen, in einer vertrauten Umgebung das Gespräch zu suchen, und den Betroffenen nicht alleine lassen", empfiehlt Dr. Sperner-Unterweger.

Depression betrifft die ganze Familie

"Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren auf die Entstehung von Depressionen. Auch Medikamente können als Nebenwirkung Auslöser für diese Erkrankung sein. Depression hat außerdem ganz viele Gesichter. In welcher Form auch immer man erkrankt, eine Behandlung sowie die Unterstützung von Familie und Freunden ist von wesentlicher Bedeutung", betont die Ärztin. Auch Angehörige benötigen in dieser belastenden Situation Unterstützung. "Die Politik ist gefordert, für funktionierende Strukturen, auch in den ländlichen Regionen, zu sorgen", wofür sich Forum Land und die Medizin-Uni stark machen werden.

Burnout – keine Managerkrankheit

"Burnout ist keine Krankheit, sondern ein Prozess der sich über Jahre hin entwickelt. Es kann jeden treffen", erklärt Dr. Sperner-Unterweger. Besonders betroffen sind Berufsgruppen, die mit sehr viel Engagement und Motivation ihre tägliche Arbeit verrichten: "Dazu gehören Führungskräfte, aber auch zum Beispiel Angestellte im Sozialbereich", so Sperner-Unterweger. Burnout kann in Stadien eingeteilt werden und äußert sich anfangs durch Erschöpfung und dem Gefühl, ausgelaugt zu sein. Resultierend daraus entwickeln Betroffene einen Zynismus mit einer oft abwertenden Sicht der Dinge. Das bittere Ende der Entwicklung von Burnout ist eine komplette Ineffizienz, Menschen sind nicht mehr leistungsfähig – und fühlen sich wie ausgebrannt. Burnout ist definitiv – so Sperner-Unterweger – Auslöser vieler Erkrankungen, wie eben auch der Depression.