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Detektivarbeit in den Prostatakarzinomzellen in den USA anerkannt

"Alleine in Österreich stirbt rund alle sieben Stunden ein Mann an Prostatakrebs. Im Kampf gegen diesen häufigsten, bösartigen Tumor beim Mann sind wir in unserer Detektivarbeit als Grundlagenforscher daher dringlichst gefordert". Das erklärte der Innsbrucker Molekularpathologe Prof. Zoran Culig in seinem Hauptvortrag beim Kongress der weltweit bedeutendsten Gesellschaft für Grundlagenforschung in der Urologie, der "Society for Basic Urologic Research (SBUR)", in Atlanta (Georgia/USA).

Nach Angaben von Prof. David M. Lubaroff (Universität Iowa) vom Organisationskomitee der Tagung wurde der Innsbrucker Prostatakrebsforscher Culig (45) „aufgrund seiner hochqualitativen Arbeit und seines Engagements als erster Europäer zu diesem Hauptvortrag eingeladen“. Diese so genannte „AUA-Lecture“ beim traditionellen Jahreskongress der global renommierten Gesellschaft gilt als wissenschaftliches „Highlight“ und ist nach der „American Urological Association“ (AUA) benannt. Die AUA hat weltweit 16.000 Mitglieder. Die SBUR zählt 545 Mitglieder aus den USA, Asien und Europa und fokussiert bei ihrer Jahrestagung die „hot topics“ der urologischen Forschung, darunter das Karzinom der Vorsteherdrüse (Prostata).

Brennendes Thema

In diesem Forschungsfeld gilt das mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren junge Team Culigs als eines weniger in Mitteleuropa, das seit rund zehn Jahren international bahnbrechende Impulse liefert. Neu gestartet wurde vor Kurzem ein Projekt in dem die Regulation von Prostatakrebsstammzellen durch ein von Botenstoff Interleukin-6 (IL-6) reguliertes Onkogen untersucht wird. Diese Arbeiten werden vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (ÖNB) gefördert. Weiters erforscht die siebenköpfige Gruppe, weshalb die seit rund fünf Jahrzehnten gegen das Prostatakarzinom unter anderem eingesetzte Hormon-Therapie nach einer bestimmten Zeit nicht mehr wirken kann. Ursache ist die „Schlauheit“ der Tumorzellen. „Sie sind vereinfachend erklärt fähig, für ihr ungebremstes Wachstum andere Türen und Treppen zu nutzen, als jene, die wir bisher durch die Therapie blockieren können“, erklärt der Molekularpathologe.

„Da das Thema brennt“, sagt Culig, „sehen wir uns zeitgleich mit den Ursachen für das langfristige Nichtgreifen der etablierten Therapie, die Gründe für die Entstehung und das Voranschreiten des Prostatakarzinoms überhaupt an“. Hier erforscht das Team Zusammenhänge zwischen chronischen Entzündungen und Prostatakrebs. Bisher gelang in einem eigens entwickelten Zellkulturmodell unter anderem der Nachweis, dass der bei chronischen Entzündungen in der Vorsteherdrüse vermehrt freigesetzte IL-6 und dessen Rezeptor die Entwicklung von Prostatakrebs fördern kann. Auch mit der Erforschung der kurz „SOCS“ genannten Eiweißstoffe – bisher sind sieben bekannt – sorgt das Team international für Aufsehen. Diese Forschung wird bis Ende diesen Jahres vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert. SOCS steht für „Suppressor of Cytokine Signaling“, denn Proteine dieser Klasse unterdrücken im Körper die Wirkung von Zytokinen. Sie legen damit einen Sicherheitsmechanismus des Körpers bei der Regulierung des gesunden Gleichgewichtes von Zelltod und Zellteilung lahm. „All diese im Zuge aufwendiger Grundlagenforschung gewonnenen Erkenntnisse liefern ein verbessertes Verständnis jener komplexen Kommunikationswege, die bei Prostatakrebs fehlgesteuert ablaufen. Sie sind langfristig die unverzichtbare Basis dazu, experimentelle Grundlagen für eine neue Therapie gegen Prostata-Krebs zu liefern und damit Leben retten zu können“, so der Experte.

Das Prostata-Karzinom ist eine der häufigsten Krebserkrankungen der westlichen Welt. Diese Diagnose trifft jeden zehnten Mann im Laufe seines Lebens mit allen Kosten für das Gesundheitssystem. Jene Mechanismen, die zu Entartung, unkontrolliertem Wachstum und Streuung der Zellen führen, sind Gegenstand intensiver internationaler Forschung. Der Grund: Lediglich bei früher Entdeckung ist diese Erkrankung gut behandelbar. Im fortgeschrittenen Stadium kann Prostatakrebs bisher nur durch eine medikamentöse Blockade des männlichen Sexualhormons Androgen für eine begrenzte Zeit aufgehalten werden.