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Hohe Auszeichnung für Univ.-Prof. Walter Pfaller

Für sein Lebenswerk und sein Engagement bei der Suche nach alternativen Methoden zu Tierversuchen wurde Univ.-Prof. Walter Pfaller von der Sektion für Physiologie der Medizinischen Universität Innsbruck mit der Ehrenmedaille der Doerenkamp-Zbinden Stiftung ausgezeichnet. Der profilierte Physiologe ist nach dem ehemaligen EU-Kommissar Günter Verheugen erst die zweite Persönlichkeit, der diese internationale Auszeichnung zuteil wird.

Die Erforschung grundlegender physikalischer und biochemischer Funktionen, die in normalen Organismen und in Organen bei bestimmten Erkrankungen ablaufen, steht im Zentrum der Forschungsarbeit an der Sektion für Physiologie. Das besondere Interesse des Physiologen Univ.-Prof. Walter Pfaller gilt in diesem Zusammenhang bereits seit vielen Jahren der Entwicklung von in vitro Methoden, insbesondere Zellkultur-gestützten Verfahren die es erlauben, Tests und Untersuchungsmethoden zu entwickeln, die Tierversuche ersetzen oder die Anzahl der Versuchstiere und deren Leiden reduzieren können. Ob als Vizepräsident der „European Society for Alternatives to Animal Testing“ (EUSAAT) und langjähriger wissenschaftlicher Vorstand des Zentrums für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen (zet - eine österreichische Organisation, in der Tierschutz, akademische Forschung, Behörden und Industrie zusammenarbeiten) oder als Leiter diverser Forschungsprojekte, welche auf die Etablierung von Perfusionskulturen und Zellkultursystemen humanen Ursprungs abzielen, um etwa die besonders aufwendigen chronischen Toxizitätsstudien an Versuchtieren zu ersetzen - Prof. Pfaller setzte stets markante Schritte zu neuen Wegen in den biomedizinischen Wissenschaften.

Neue Wege in der Biomedizin

Innovative Analysemethoden zeigen ihre besondere Relevanz im Bereich von Toxizitätsuntersuchungen und in der Entwicklung neuer Pharmaka. Die Vorhersage von Langzeitfolgen ist dabei äußerst schwierig und basiert bis heute meist auf Tierversuchen. Diese sind jedoch ethisch oft fragwürdig und häufig nicht einmal relevant für den menschlichen Organismus, dazu sehr kostenintensiv und zeitaufwendig, Alternativ zu dieser Vorgehensweise ist es Prof. Pfaller mit seinem Team in verschiedenen (EU-)Projekten gelungen, Wirkungen und Nebenwirkungen bestimmter Pharmaka und Chemikalien an Leber- und Nieren-Zellkulturen im Labor zu testen. Die physiologischen Verhältnisse der beiden Organe wurden dabei mittels Ko-Kulturen humaner Leber- und Nierenzelltypen und der Verwendung von Perfusions- und einfachen dreidimensionalen Zellkultursystemen bestmöglich simuliert (EU Projekte Predictomics und Predict-IV). Das besondere an diesen Projekten im 6. und 7. EU-Rahmenprogramm ist die erstmalige Integration der drei wesentlichen Funktionsebenen von Zellen: des Genoms, des Proteoms als Expressionsprodukt und des daraus resultierenden Funktionsphenotyps der entsprechenden Zelle. Mit Hilfe eines derartigen Ansatzes werden sich solche Systeme zur Vorhersage chronischer Toxizität beim Menschen in Zukunft einsetzen lassen. Auch unerwünschte Eigenschaften neu entwickelter Pharmazeutika lassen sich mit diesen Ansätzen frühzeitig erkennen, was helfen kann, sichere neue Pharmazeutika schneller auf den Markt zu bringen (EU-Projekt Predict-IV).

Doerenkamp-Zbinden-Stiftung

Die Doerenkamp-Zbinden-Stiftung entstand 1982 aus privater Initiative der beiden Namensgeber, Hildegard Doerenkamp und Prof. Gerhard Zbinden, ehemals Leiter des Institutes für Toxikologie der Eidgenössischen Technischen Hochschule und der Universität Zürich. Die international ausgerichtete Stiftung setzt sich für konstruktiven Tierschutz in der biomedizinischen Forschung ein und zielt auf die Verringerung des Leids von Tieren, insbesondere von Primaten, Affen, Katzen, Hunden, Kaninchen, Schweinen, aber auch den Labortiren Ratte und Maus in der Forschung ohne auf Forschungsergebnisse, die zur Zeit durch den Einsatz von Versuchstieren gewonnen werden, verzichten zu wollen. Im September übergab Prof. Dr. Dr. Thomas Hartung, Vize-Präsident der Doerenkamp-Zbinden Stiftung, die Ehrenmedaille an Univ.-Prof. Walter Pfaller im Rahmen des 16thCongress on Alternatives to Animal Testing, veranstaltet von EUSAAT (European Society for Alternatives to Animal Testing) und ESTIV (Eur. Society for Toxicology In Vitro) im September 2010 in Linz.