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Medizin für Land und Leute in Reith b. K.: Alkohol - Abhängigkeit entwickelt sich nicht plötzlich

Das Thema Alkoholmissbrauch – vorgetragen vom Direktor der Universitätsklinik für Biologische Psychiatrie der Medizinischen Universität Innsbruck – hatte berührt und betroffen gemacht, aber auch gleichzeitig die Frage "Was kann ich persönlich tun?" geweckt. Prof. Dr. Wolfgang Fleischhacker referierte über "Alkohol – Genussmittel oder Problem". Begrüßt wurden die Interessierten vom Vortragenden selber sowie dem Kitzbühler Forum Land-Bezirksobmann, LAbg. Franz Berger.

Die offiziellen Zahlen zum Suchtverhalten in Österreich machen betroffen: Derzeit werden 330.000 Alkoholabhängige und 900.000 Gefährdete gezählt. 5 Prozent der männlichen Bevölkerung sind alkoholkrank, im Gegensatz zu 2Prozent der Frauen, 15 Prozent der Alkoholkranken sterben durch Suizid. Die Lebenserwartung eines/einer Alkoholkranken vermindert sich um 20 Jahre. Eine Definition zum Suchtverhalten lieferte Prof. Fleischhacker gleich nach: Wenn die Beschaffung, Einnahme und Wirkung des Suchtmittels zum zentralen Element des Lebensinteresses werden, spricht man von Abhängigkeit oder Sucht.

Warnsignale und Vorbeugung

"Typische Warnsignale für Alkoholmissbrauch sind das Anlegen von Vorräten, heimliches Trinken – klassisch bei Frauen - Veränderungen des Trinkstils (mehr Hochprozentiges, schneller, öfter, oft schon am Morgen ), so genannte Trinkalibis als Pseudobegründung für Alkoholkonsum, die Vernachlässigung anderer Interessen und sozialer Kontakte, Probleme mit dem Gesetz bis zum Zustand, dass Alkohol zum Medikament wird, um überhaupt noch 'normal' zu funktionieren." Alkoholabhängigkeit entwickle sich aber nicht plötzlich, sondern könne sich oft erst nach Jahren manifestieren. Ein Schritt in diese gefährliche Richtung sei es beispielsweise, auftretende Entzugserscheinungen mit erneutem Alkoholkonsum ('Reparaturachterl') zu bekämpfen.

Vorbeugung und Behandlung von Alkoholmissbrauch

In der Vorbeugung spielen einerseits Erziehung und Vorbildwirkung der Eltern eine wichtige Rolle. Zu weiteren vorbeugenden Maßnahmen zählen Bewusstseinsbildung und Information, die Vermeidung von Gruppendruck, von regelmäßigem Konsum, die Stärkung des Gesundheitsbewusstseins oder das möglichst frühe Erkennen eines Risikoverhaltens.

Prinzipiell ist Alkoholabhängigkeit gut behandelbar, je früher, desto erfolgreicher. Die Behandlungskette gliedert sich in vier Phasen: Beginnend mit der schwierigen und kritischen Kontaktaufnahme muss das Problem realisiert und sensibilisiert werden. Anschließend erfolgt ein akuter Entzug (3-5 Tage) gefolgt von einer Entwöhnung, wobei Betroffenen auf ein Leben ohne Alkohol vorbereitet werden. Besonders wichtig ist laut Fleischhacker eine regelmäßige Nachsorge, um einen Rückfall zu vermeiden. Allerdings ist Alkoholismus eine chronische Erkrankung – nur 40 Prozent aller Alkoholiker schaffen es, langfristig bzw. lebenslang vom Alkohol fernzubleiben. Deshalb ist Geduld ein wesentlicher Faktor im Umang mit Alkoholkranken.

Wichtige Diskussion

Dem Vortrag folgte eine ausführliche Diskussion. Erfahrungsberichte einzelner Teilnehmer machten einerseits betroffen, untermauerten allerdings auch die theoretischen Ausführungen des Vortragenden. Dr. Fleischhacker ging ausführlich auf die zahlreichen Fragen ein, gab Hilfestellung für den Umgang mit Alkoholiker/-innen und betonte die Verantwortung seitens der Politik, den Zugang zu Alkohol für Jugendliche zu lenken und zu beeinflussen

Alkoholkonsum - ein Selbsttest

Bei 2-3 Ja-Antworten besteht ein hohes Risiko, ein Alkoholproblem zu haben.

•Hatten Sie schon das Gefühl, dass Sie Ihren Alkoholkonsum reduzieren sollten?

•Hat es Sie auch schon aufgeregt, wenn andere Leute Ihr Trinkverhalten kritisieren?

•Hatten Sie wegen Ihres Alkoholkonsums auch schon Gewissensbisse?

•Haben Sie morgens nach dem Erwachen auch schon als erstes Alkohol getrunken, um Ihre Nerven zu beruhigen oder den Kater loszuwerden?

(Quelle: CAGE, The CAGE Questionnaire: Alcoholism Screening Instrument)

Anlaufstellen für Alkoholberatung

Beratungsstellen:

•Anoyme Alkoholiker: Brixnertaler Straße 5, 6300 Wörgl, 0664 5165880

•HPE – Hilfe für Angehörige psychisch erkrankter Menschen: Schulhausplatz 7, Alter Widum, 6500 Landeck, T.: 05473 87659

•Ambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Anichstr. 35, T.: 0512 504 23648

•Ambulanz des Therapie- und Gesundheitszentrums Mutters, Univ. Klinik für Biologische Psychiatrie, Nockhofweg 23, 6162 Mutter, T.: 050504490-0

•Praktische ÄrztInnen

•FachärztInnen für Psychiatrie

•Klinische PsychologInnen, PsychotherapeutInnen

•Gesellschaft für psychische Gesundheit: Kaiserbergstraße 16, 6370 Kufstein, T.: 05372 61969

•BIN: Bahnhofstraße 42a, 6300 Wörgl, T.: 05332 7051110

Bahnhofstraße 7, 6380 St. Johann, T.: 05352 6764210