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Anerkennung für Forschungsprojekte des Instituts für Pharmakologie

Beim 16. wissenschaftlichen Symposium der Österreichischen Pharmakologischen Gesellschaft (APHAR) in Wien wurde sowohl der Preis für den besten Vortrag wie auch der Preis für das beste Poster an zwei Wissenschaftler des Instituts für Pharmakologie der Medizinischen Universität Innsbruck vergeben: Der Preis für den besten Vortrag erging an Dr. med. Ramon Tasan, PhD, den Preis für das beste Poster erhielt Dr. Yu Kasugai. Bei beiden Präsentationen ging es um neuartige Erkenntnisse in der Angstforschung.

Angststörungen stellen weltweit die größte Gruppe psychischer Erkrankungen dar und bedeuten sowohl eine Einschränkung der Lebensqualität für das Individuum als auch eine große sozioökonomische Belastung für die Gesellschaft. Derzeitige therapeutische Ansätze beschränken sich auf die Gabe von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRIs) und Benzodiazepinen, begleitet von psychotherapeutischer Betreuung. Ein Großteil der PatientInnen benötigt Langzeittherapien bzw. spricht kaum oder gar nicht auf die Behandlung an. Zwei Wissenschaftler des pharmakologischen Instituts der Medizinischen Universität Innsbruck beschäftigen sich in ihren Forschungsprojekten mit Angststörungen. Die Projekte zur Angstforschung stießen beim letzten APHAR-Symposium auf großes Interesse.

Dr. Ramon Tasan, PhD: Neuropeptid Y in der basolateralen Amygdala vermittelt eine protektive Wirkung in der Konditionierung und erleichtert die Extinktion von erlerntem Angstverhalten

Ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen der Angstentstehung und der modulierenden Faktoren soll neue Wege der Angsttherapie aufzeigen. Forschungen der letzten Jahre weisen auf eine wichtige Funktion von Neuropeptiden in der Regulation von Angst hin. „Insbesondere das Neuropeptid Y (NPY), ein Peptid Neurotransmitter, welcher vor allem in limbischen Hirnarealen gebildet wird, ist an der Steuerung emotionaler Prozesse beteiligt“, erklärt Dr. Ramon Tasan. „NPY und seine Rezeptoren sind insbesondere in der Amygdala („Mandelkern“) angereichert, einer Hirnregion, die eine Schlüsselrolle in der Steuerung von emotionalem Verhalten einnimmt.“ Aus früheren Arbeiten ist bekannt, dass NPY vor allem an der Steuerung von angeborenem Angstverhalten beteiligt ist. Die mit dem Preis ausgezeichnete Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle von NPY in Prozessen der Entstehung sowie der Extinktion von konditionierter, erlernter Angst. In Angstkonditionierungsexperimenten (Pavlovsches Lernen von Angst) konnte gezeigt werden, dass NPY insbesondere über eine Wirkung an Y1 Rezeptoren eine schützende Wirkung ausübt. Durch eine regionale Überproduktion von endogenem NPY mittels lokal injizierter viraler Vektoren wurde speziell die basolaterale Amygdala als hierbei maßgebliches Hirnareal identifiziert.

Tasan: „Aufgrund dieser günstigen Wirkung von NPY auf Angstkonditionierung könnten NPY Rezeptor Agonisten in Zukunft als Konzept für eine unterstützende pharmakologische Intervention in die verhaltenstherapeutische Behandlung von erlerntem Angstverhalten Eingang finden.“

Dr. Yu Kasugai: Angstkonditionierung induziert strukturelle Änderungen an GABA-ergen Synapsen in der basalen Amygdala

Am Institut für Pharmakologie wurden Versuchsreihen etabliert, bei denen kontrolliert eine Form von Angst (Schreckhaftigkeit) angeeignet wird (Pavlovsche Angstkonditionierung). In einem zweiten Ansatz wird erlernt, diese wieder zu unterdrücken (Extinktion). An diesen Prozessen sind unter anderem Rezeptoren für die y-Aminobuttersäure (GABA) in den Mandelkernen (Amygdala) beteiligt.

In der Arbeit von Dr. Kasugai wurde nun die Expression einer Untereinheit der GABAA Rezeptoren (die y2-Untereinheit) in der Amygdala nach Angstkonditionierung und nach Angstextinktion mittels der „Freeze-fracture replica immunolabelling (SDS-FRL)“ Technik untersucht. Diese neuartige Methode erlaubt eine hochauflösende Visualisierung von Membranspezialisierungen, wie zum Beispiel von Synapsen oder integralen Membranproteinen. „Es zeigte sich, dass die mittlere Ausdehnung von GABA-ergen Synapsen nach Angstkonditionierung signifikant erhöht war“, erklärt Dr. Kasugai. „Nach erfolgter Angstextinktion kehrte sie jedoch wieder auf das Kontrollniveau zurück.“ Obwohl auch die Dichte der GABAA y2 Untereinheit in Synapsen nach Angstkonditionierung erniedrigt war, kann dies auch alleine durch eine Vergrößerung der GABA-ergen Synapsen erklärt werden. Die vorliegende Studie setzt nun erstmals eine Zunahme der Ausdrehung von GABA-ergen Synapsen in der Amygdala als primäres molekulares Ereignis mit assoziativer Plastizität und somit der Formation von Angsterinnerungen in Zusammenhang.

Zur Österreichischen Pharmakologischen Gesellschaft

Die Österreichische Pharmakologische Gesellschaft (Austrian Pharmacological Society, APHAR) wurde 1995 gegründet und hat ihren Sitz im Institut für Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien. Die Gesellschaft bezweckt die Förderung und die öffentliche Vertretung der experimentellen und klinischen pharmakologischen Forschung in Österreich und die Vertretung gegenüber internationalen Dachorganisationen. Die APHAR ist ein Mitglied der International Union of Pharmacology (IUPHAR), der Federation of European Pharmacological Societies (EPHAR), der European Association of Clinical Pharmacology and Therapeutics (EACPT) sowie der European Biomedical Research Association (EBRA).