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Motorische Phänomene im Schlaf : Erkrankung oder nicht?

Die Erforschung von Schlafstörungen gewinnt zunehmend an Bedeutung im internationalen Kontext. Auch das Schlaflabor der Universitätsklinik für Neurologie, Innsbruck, unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Högl findet höchste Anerkennung unter den Schlafforschern: Die World Association of Sleep Medicine (WASM) hatte kürzlich einen Skills Workshop an der Neurologie Innsbruck abgehalten – mit international anerkannten Größen der Schlafforschung. Thema war die Klassifizierung von Bewegungsstörungen im Schlaf mit den modernen Methoden der Schlafforschung.

Einige Bewegungsstörungen im Schlaf sind auch der Öffentlichkeit bereits hinlänglich bekannt: Dazu zählen beispielsweise das Restless Legs Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine) oder die REM-Schlaf Verhaltensstörung, bei der es zu einer Aufhebung der physiologisch vorhandenen Muskelatonie während des REM-Schlafes kommt. Es gibt mindestens zehn verschiedene Bewegungsstörungen im Schlaf, die bekannt, aber noch nicht grundlegend erforscht sind. Seit mehr als zwölf Jahren beschäftigt sich die Arbeitsgruppe „Schlaf“ der Universitätsklinik für Neurologie mit Bewegungsstörungen im Schlaf und hat bereits einige neue Phänomene entdeckt und charakterisiert. „Allerdings weiß man noch immer zu wenig darüber“, so Prof. Dr. Högl.

Dies ist auch das Ziel der World Association of Sleep Medicine (WASM): Im Fokus steht nicht nur die Schlafforschung, sondern ebenso, klinisches Wissen über Therapie und Forschung auch nicht entwickelten Ländern zugänglich zu machen. Am Wochenende fand ein erster Pilotkurs zur Methodologie (Aufnahme, Auswertung, Interpretation) und Quantifizierung von Bewegungsaktivität im Schlaf statt. Internationale Größen in der Schlafforschung haben sich eingefunden, um weitere Schlafphänomene im gemeinsamen Austausch zu erkennen und zu klassifizieren. Prof. Högl: „Wir freuen uns, dass die Leistung der Arbeitsgruppe Schlaf an der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck diese internationale Anerkennung erhält.“

Erkrankung, wenn Langzeitkonsequenz oder persönliche Einschränkung

Bei manchen Störungen spricht man von einer „Erkrankung“ – sie sind als solche festgelegt. Dazu zählen z.B. Zähneknirschen, Headbanging, exzessive Einschlafzuckungen, etc. „Wir sprechen von dann von einer Erkrankung, wenn diese Phänomene den/die Betroffene direkt stören oder negative gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen. Bei Restless Legs Syndrom ist mittlerweile bekannt, dass durch die Störung Langzeitkonsequenzen wie Bluthochdruck auftreten.“ Die Ursache für diese Phänomene sind unterschiedlicher Natur.

Allerdings ist die Grenzziehung, ob eine Bewegungsstörung im Schlaf als „Erkrankung“ gilt oder nicht, fließend. „Kleine Bewegungen im Schlaf sind normal, wobei entsprechende Untersuchungen an einer ausreichenden Fallzahl von gesunden Kontrollen fehlen.

„Bei über 50 Prozent der PatientInnen im Schlaflabor haben wir beispielsweise ruckartige Bewegungen mit dem Kopf während des REM-Schlafens beobachtet – und untersuchen nun, warum diese Zuckungen so häufig vorkommen und ob sie auch bei gesunden ‚SchläferInnen‘ vorkommen oder eine andere Bedeutung haben.“

Modernere Forschungsmethoden bieten mehr Aufschluss

„Die Forschungsmethoden selbst haben sich verbessert: Wir arbeiten neben der Polysomnographie mit Synchron-Videoaufnahmen während des Schlafes, können die Muskelaktivitäten genau messen, aufzeichnen und vergleichen. Die Polysomnographie stellt die umfangreichste Untersuchung des Schlafes dar. Mit dieser Technik werden mehrere unterschiedliche Körperfunktionen kontinuierlich während der ganzen Nacht überwacht. Dies geschieht während eines stationären Aufenthaltes in einem Schlaflabor. Mit Hilfe der Aufzeichnungen kann ein individuelles Schlafprofil erstellt werden, das eine präzise Diagnose von Schlafstörungen ermöglicht.