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Liechtenstein-Preis für exzellente Forschung

Im Rahmen eines feierlichen Festaktes wurden am Donnerstag die Preise des Fürstentums Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung an drei ForscherInnen der beiden Innsbrucker Universitäten vergeben. Die Arbeiten von Mag.a Nina Clementi PhD vom Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck sowie von Ass.-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Michael Bahn und Mag. Dr. Klaus Amann von der Universität Innsbruck wurden mit je 4000 Euro prämiert.

Der seit 1983 jährlich verliehene Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck. "Der Preis ist ein freundschaftliches Zeichen der guten Zusammenarbeit zwischen den Innsbrucker Universitäten und dem Fürstentum Liechtenstein", betonte der Liechtensteinische Regierungsrat Hugo Quaderer bei der feierlichen Verleihung. Der Preis honoriere darüber hinaus die hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen an den beiden Standorten, so Quaderer, der der Preisträgerin und den Preisträgern im Namen der Liechtensteinischen Regierung gratulierte. Als offizieller Vertreter des Fürstentums überbrachte er darüber hinaus positive Neuigkeiten: "Wir freuen uns, dass wir diesen Preis trotz unseres Sparpaketes auch in Zukunft weiterhin ausrichten können."

Im Anschluss an die Grußbotschaften von Rektor Karlheinz Töchterle (Universität Innsbruck), Vizerektor Günther Sperk (Medizinische Universität Innsbruck) und Regierungsrat Quaderer wurden die Preisträger vorgestellt:

Ribosomaler Schalter für Proteinherstellung identifiziert

Die Aufklärung der ribosomalen Proteinbiosynthese auf molekularer Ebene gibt die Zielrichtung der Forschungstätigkeit von Preisträgerin Nina Clementi vor, die in der Arbeitsgruppe von Priv. Doz. Dr. Norbert Polacek - selbst Liechtensteinpreisträger - an der Sektion für Genomik und RNomik des Innsbrucker Biozentrums beschäftigt ist.

Das Ribosom - die Proteinfabrik der Zelle - gilt als Angriffspunkt für viele klinisch verwendete Antibiotika. Für die Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen und die Erzeugung neuer antimikrobieller Substanzen ist dessen Verständnis daher von grundlegender Bedeutung. Im komplexen Prozess der Proteinbiosynthese wird die genetische Information, welche auf der mRNA (Boten-RNA) codiert ist, in Proteine übersetzt. Dabei werden einzelne Aminosäuren mithilfe des Ribosoms (ein Komplex aus Proteinen und Ribonukleinsäuren) durch Peptidbindung aneinander geknüpft. Nach der Verknüpfung müssen die tRNAs (Transfer-RNA) zusammen mit der mRNA im Ribosom verschoben werden, um Platz für die nächste tRNA zu machen. Diese Translokation passiert mittels einer chemischen Reaktion am Ribosom, der Hydrolyse des Energieträgers GTP an dem Enzym EF-G (elongation factor - G). „Es sind bereits viele strukturelle, biochemische und Mutationsstudien durchgeführt worden, um den ribosomalen Auslöser dafür zu finden, allerdings konnte er bis jetzt nicht identifiziert werden“, beschreibt Nina Clementi die Ausgangslage ihrer nun ausgezeichneten Forschungsarbeit. Mit dem Einsatz der atomaren Mutagenese, einem von Norbert Polacek speziell entwickelten Verfahren, das den stellenspezifischen Einbau von künstlichen Nukleosiden in die ribosomale RNA (rRNA) erlaubt, wurde die Arbeitsgruppe um Clementi fündig: eine Aminogruppe der Nukleotidbase Adenin 2660 konnte als Hydrolyse-Auslöser identifiziert werden. Das Aktivierungsmodell wurde auch für andere translationelle GTPasen getestet und bestätigte die Rolle der Nukleotidbase. „Eine bestimmte Art der chemischen Wechselwirkung zwischen der Nukleotidbase und dem Enzym EF-G läßt den `Schalter´ umkippen und löst die Hydrolyse und in Folge den Weitertransport der tRNAs aus“, erklärt Clementi.

Nina Clementi wurde 1981 in Innsbruck geboren, wo sie 2006 ihr Studium der Molekularbiologie an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck abschloss. Im Rahmen des PhD-Programms „Regulation of gene expression during growth, development and differentiation“ der Medizinischen Universität Innsbruck verfasste sie im Labor von Priv.Doz. Norbert Polacek ihre Dissertation zum Thema „Die Rolle ribosomaler RNA bei der GTPase Aktivierung translationeller G Proteine“, für die sie im Dezember 2010 mit dem Award of Excellence des BMWF für die besten Dissertationen Österreichs ausgezeichnet wurde.

Forschungen zu Passionsspielfragment und Klimafaktor Bodenatmung

Die beiden Preisträger der Universität Innsbruck sind Klaus Amann und Michael Bahn. Klaus Amanns mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichnete Dissertation untersucht das erst vor wenigen Jahren im Stiftsarchiv St. Gallen entdeckte Pfäferser Passionsspielfragment aus dem 13. Jahrhundert. Das stark beschädigte Pergamentblatt überliefert rund 400 Verse eines Passionsspiels mit einer ausführlichen Salbenkrämerszene. Mag. Dr. Klaus Amann, schloss 2001 sein Lehramtsstudium Germanistik/Anglistik mit einer Diplomarbeit über die Lateinisch-Althochdeutsche Benediktinerregel an der Universität Innsbruck ab. Seit 2002 ist Amann wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik, wo er 2006 promovierte.

Die mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichnete Habilitationsschrift von Michael Bahn besteht im Kern aus fünf Fachartikeln zum Thema Bodenatmung, die in führenden Fachzeitschriften bzw. in einem beim renommierten Verlag Cambridge University Press erschienen Buch erschienen sind. Methodische Herausforderungen beschäftigen den Ökologen in seinen wissenschaftlichen Arbeiten ebenso wie beispielsweise die Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Boden. Priv.-Doz. Dr. Michael Bahn studierte an der Universität Innsbruck Ökologie. Seit 2010 ist er am Institut für Ökologie Assistenzprofessor.