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Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen in Innsbruck

Was lange niemand glauben konnte, ist längst Tatsache: Krebs kann durch Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Das ist eine gute Nachricht, denn Infektionen kann man verhindern. "Gegen Leberkrebs und Gebärmutterhalskrebs existieren bereits wirksame Impfungen. Ich hoffe, dass in der Zukunft noch mehr Impfungen gegen krebsauslösende Erreger entwickelt werden", sagte Medizin-Nobelpreisträger Prof. Dr. Harald zur Hausen bei einem Pressegespräch heute in Innsbruck.

Der Nobelpreisträger hielt heute im Rahmen des Onkologischen Kolloquiums der Krebshilfe Tirol einen Vortrag zum Thema "Cancer caused by infections: Status and Perspectives". Die Veranstaltung fand im Biozentrum der Medizinischen Universität, Fritz-Pregl-Str.3 um 17:15 Uhr in Hörsaal A statt. Prof. Herbert Lochs, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, begrüßte den prominenten Gast und freute sich über den regen Austausch mit Wissenschaftlern der Universität, die in der Onkologie einen Forschungsschwerpunkt hat.

Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs - in Österreich noch nicht erstattet

Zur Hausen erhielt die höchste wissenschaftliche Auszeichnung 2008 für seine Entdeckung, dass Humane Papillomviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs auslösen. Sie war die Grundlage für die Entwicklung des HPV-Impfstoffs. Die Impfung wird in Österreich Mädchen vor dem ersten Sexualkontakt offiziell empfohlen. Allerdings ist Österreich eines der wenigen EU-Länder, in denen die Kosten dafür nicht erstattet werden. Dies war auch Thema des Pressegesprächs, bei dem neben zur Hausen auch Prof. Dr. Fritsch, Präsident der Österreichischen Krebshilfe Tirol, Prof. Dr. Lochs, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Prof. Dr. Huber, wissenschaftlicher Leiter von Oncotyrol und Sprecher des SFB021, Gabriele Schiessling, Beiratsmitglied der Österreichischen Krebshilfe Tirol, Vizepräsidentin des Tiroler Landtags und Gesundheitssprecherin der SPÖ-Fraktion und Prof. Dr. Siebert, UMIT und Oncotyrol, Experte für Kosten-Nutzen-Rechnungen von HPV-Impfung und –Screening und Mitglied im Onkologie-Beirat des österr. Bundesministeriums für Gesundheit teilnahmen.

Gabriele Schiessling wies darauf hin, dass die Impfung rund 600 Euro koste, was für viele Familien nicht leistbar sei. Prof. Peter Fritsch, Präsident der Krebshilfe Tirol betonte: "Die Krebshilfe setzt sich bereits seit längerem dafür ein, dass die Impfung erstattet wird."

Prof. Lukas Huber freute sich, dass der Krebsforschungsstandort Tirol durch den Besuch von zur Hausen einmal mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerät. "Das Krebsforschungszentrum Oncotyrol hat in den letzten Jahren die angewandte Forschung in Innsbruck gestärkt", so Huber. Ein Alleinstellungsmerkmal von Oncotyrol ist das sogenannte Health Technology Assessment (HTA), das durch Prof. Uwe Siebert von der UMIT geleitet wird. Er ist Experte für Kosten-Nutzen-Rechnungen von medizinischen Verfahren und hat unter anderem die Kosteneffektivität der HPV-Impfung in Österreich sowie des HPV-Screenings untersucht. Weiterführende Forschung in diesem Bereich ist in Oncotyrol geplant.

Zur Hausen selbst, obwohl mittlerweile emeritiert, ist weiterhin in der Forschung aktiv. Derzeit versucht er, den Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Rinderviren nachzuweisen, die beim Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch übertragen werden.

Die Veranstaltung wurde vom Krebsforschungszentrum Oncotyrol, dem Doktorartskolleg in Molecular Cell Biology (MCBO) und dem Sonderforschungsbereich SFB021 "Cell Proliferation and Cell Death in Tumors" der Medizinischen Universität Innsbruck unterstützt.