search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Relevante Genvarianten für die Entstehung von RLS entschlüsselt

Eine große genomweite Assoziationsstudie mit europäischer, kanadischer und US-amerikanischer Beteiligung - darunter fünf AutorInnen der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck - gibt neue Aufschlüsse über mögliche Entstehungsmechanismen von RLS (Restless Legs Syndrom). Die pathophysiologischen Ursachen dieser neurologischen Erkrankung, von der immerhin rund zehn Prozent des "kaukasischen Typs" (Europäer und Menschen europäischer Abstammung) betroffen sind, sind bisher nur teilweise aufgeklärt.

Menschen, die am Restless Legs Syndrom leiden, kommen im wahrsten Sinne des Wortes nicht zur Ruhe. Sobald sie sich hinlegen oder hinsetzen, werden sie von zunehmendem Bewegungsdrang geplagt, der erst wieder nachläßt, wenn die Beine bewegt und die Muskeln angespannt werden. Die Folge sind Ein- und Durchschlafprobleme , verminderte Leistungsfähigkeit am Tag, und massiv reduzierte Lebensqualität. Üblicher Weise wird RLS in Schlafambulanzen behandelt - eine der größten und am besten ausgestatteten im deutschsprachigen Raum ist die Schlafambulanz an der Univ.-Klinik für Neurologie in Innsbruck.

Forschung für gezielte Diagnostik und Therapie

An der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor Univ.-Prof. Werner Poewe) forscht das Team um Univ.-Prof.in Birgit Högl und Doz.in Birgit Frauscher seit vielen Jahren zu RLS. „Wir wissen heute, dass RLS mit einer Störung des Eisenstoffwechsels im Gehirn zusammenhängt und können die Symptome der Erkrankung mit Medikamenten, die den Dopaminstoffwechsel beeinflussen schon mit geringer Dosierung gut behandeln. Aufgrund fehlender Laborparameter und bildgebender Diagnoseverfahren und der Tatsache, dass sich PatientInnen oft schwer tun, ihre Beschwerden in Worte zu fassen, herrscht allerdings bei Praktischen MedizinerInenn mancherorts Unsicherheit, was die Diagnosestellung erschwert“, sagt Prof.in Högl.

Für eine gezieltere Therapie und vor allem exakte Diagnostik verspricht eine neue, kürzlich in der renomm ierten Fachzeitschrift „PlosGenetics“ als open-access-Artikel publizierte Untersuchung in der molekulargenetischen Ursachenforschung aufschlußreiche Antworten. Unter der Leitung von Prof.in Juliane Winkelmann vom Institut für Humangenetik der Technischen Universität München untersuchte ein internationales Forschungsteam mit starker Innsbrucker Beteiligung in einer genomweiten Assoziationsstudie Genabschnitte von mehreren tausend RLS-PatientInnen und gesunden Probanden. Entgegen älterer Hypothesen, die von einem verursachenden RLS-Gen ausgingen, wird nun die Relevanz gleich mehrere SNPs (Single Nucleotide Polymorphism sind Varianten einzelner Basenpaare in einem DNA-Strang) für die Entwicklung eines RLS belegt. „Neben der Entdeckung zweier neuer Genorte auf Chromosom 2 und Chromosom 16, konnten wir etwa zeigen, dass beim Vorhandensein mehrerer Genvarianten gleichzeitig ein achtfach erhöhtes Risiko für RLS besteht“, so Prof.in Högl, die mit neurologischen Daten von knapp 600 Innsbrucker RLS-PatientInnen an der Studie teilgenommen hatte. Ein besonderer Fokus künftiger Forschungsaktivitäten liegt nun auf TOX3, einer für die Regulation der Neuronen involvierten Genregion. „Zwar ist bekannt, dass Neuronen durch erhöhtes TOX3 Protein vor dem Zelltod bewahrt werden, doch die genaue Rolle von TOX3 und RLS muss noch geklärt werden“, schließt Högl.