Neue Drittmittel aus dem Jubiläumsfonds der OeNB
Das Direktorium der Österreichischen Nationalbank (OeNB) hat in seiner Vergabesitzung im Dezember des Vorjahres die Finanzierung von 49 Forschungsprojekten (231 Anträge) mit knapp über 6 Millionen Euro aus Mitteln des Jubiläumsfonds zur Förderung der Forschungs- und Lehraufgaben der Wissenschaft genehmigt. Unter den bewilligten Projekten sind auch fünf Forschungsvorhaben der Medizinischen Universität Innsbruck.
Die Österreichische Nationalbank ist traditionell in der Forschungsförderung engagiert und unterstützt neben wissenschaftlichen Arbeiten hoher Qualität aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften schwerpunktmäßig auch klinische krankheits- bzw. patientenorientierte Forschungsvorhaben aus dem Bereich der Medizinischen Wissenschaften sowie der Sozial- und Geisteswissenschaften. Die Vergabe der finanziellen Mittel erfolgt nach einer fundierten Projektauswahl mittels eines Peer-Review Verfahrens und unterliegt strengen Qualitätskriterien.
Die in der letzten Vergabesitzung geförderten Projekte teilen sich auf die Wissenschaftsbereiche Wirtschaftswissenschaften (19 Projekte / 2,40 Mio. €), Medizinische Wissenschaften (14 Projekte / 1,83 Mio. €, Sozialwissenschaften (8 Projekte / 0,94 Mio. € und Geisteswissenschaften (8 Projekte / 0,91 Mio. €) auf. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden die Projekte von Gottfried Baier, Alexander Moschen, Wilfried Posch, Ira-Ida Skvortsova und Doris Wilflingseder gefördert:
Menschliche Relevanz des nuklearen Orphan-Rezeptors NR2F6 als lymphatischer Biomarker-Kandidat, Univ.-Prof. Dr. Gottfried Baier, Sektion für Translationale Zellgenetik
Da Nr2f6-defiziente Mäuse in der Lage sind, per se tödliche Tumorbelastungen immunologisch abzuwehren, erscheint die (pharmakologische) Hemmung von NR2F6 eine geeignete Strategie zu sein, um die T Zell-vermittelte Tumorimmunität zu verstärken und eine schützende Tumorabstoßung zu fördern. Die zentrale Hypothese dieses von der OeNB geförderten Projektes unter der Leitung des Zellgenetikers Gottfried Baier ist, dass menschliches NR2F6 als intrazellulärer Immunkontrollpunkt in intratumoralen T Zellen fungiert. Die Aufgabe dieses Projektes ist es daher, die klinische Relevanz von NR2F6 als lymphatischer Biomarker bei definierten humanen Krebserkrankungen im Detail zu validieren. „Unsere Ergebnisse könnten entscheidend sein, um Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko für die Krebsentwicklung besser identifizieren zu können. Als Fernziel könnte dadurch die Entwicklung neuer präventiver und immuntherapeutischer Strategien gegen Krebs und möglicherweise auch gegen andere Immunpathologien ermöglicht werden“, berichtet Baier.
Entschlüsselung neuer Aspekte der Kommunikation zwischen Mikrobiom und Mensch,Ass.-Prof. Doz. Dr. Alexander Moschen, Univ.-Klinik für Innere Medizin I
Das menschliche Mikrobiom und dessen Einfluss auf Physiologie und Pathophysiologie rückt mehr und mehr in den Fokus wissenschaftlicher Bestrebungen. Viele Erkrankungen sind mit Veränderungen der strukturellen Zusammensetzung unserer Darmflora assoziiert und es besteht eine berechtigte Hoffnung, dass sich verschiedene Erkrankungen über die Modulation des Mikrobioms günstig beeinflussen lassen. Und doch besteht nach wie vor eine substanzielle Lücke hinsichtlich der Kenntnis der molekularen Mechanismen, die für solche Effekte verantwortlich sind, und welches die vielversprechendsten Wege sind diese optimal klinisch zu nutzen. Diätetische Fasern sind hier ein attraktiver Ansatzpunkt, da sie sowohl die bakterielle Ökologie als auch den Stoffwechsel günstig beeinflussen. „In dieser aktuellen Arbeit soll im Rahmen unseres speziell entworfenen PAGODA Studienprogramms der Einfluss einer spezifischen Faser, partially hydrolized guar grain (PHGG), auf die Zusammensetzung des Mikrobioms und dessen Stoffwechselleistungen getestet werden. Mittels moderner molekularer Methoden wie Metagenomics, Metatranscriptomics und Metabolomics sollen neue Kommunikationswege zwischen Mikrobiom und Mensch entschlüsselt werde“, erklärt Moschen.
Die Rolle von systemischem und zellulärem Komplement in dendritischen Zellen,
Mag. Dr. Wilfried Posch,Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
Das menschliche Immunsystem besteht aus zellulären und humoralen Antworten, die in einem komplexen Netzwerk eindringende Pathogene erkennen und zerstören. Am Anfang der Immunabwehr stehen Antworten des angeborenen Immunsystems und hier vor allem die systemischen Komplementantworten. Das Komplementsystem besteht aus vielen löslichen und zellmembran-gebundenen Proteinen, die in der Leber gebildet werden und in einer regulierten, enzymatischen Reaktion ablaufen, um den Wirt vor Infektionen zu schützen. „Wir konnten in unseren bisherigen Arbeiten zeigen, dass durch die Komplementopsonisierung von HIV-1 eine bessere Aktivierung von Immunzellen erreicht wird und in weiterer Folge effizientere T Zellantworten induziert werden“, erklärt Projektleiter Wilfired Posch. In wissenschaftlichen Arbeiten der letzten Jahre konnte nun zusätzlich gezeigt werden, dass Immunzellen selbst auch in der Lage sind, Komplementproteine zu bilden, die neben immunologischen Antworten auch weitere Zellfunktionen beeinflussen können. In diesem vom Jubiläumsfonds geförderten Projekt wird das Team um Wilfried Posch untersuchen, welche Rolle dem zellulär-gebildeten Komplement in der Aktivierung und Regulierung von Immunzellen zufällt.
Nicht-invasive, auf Exosomen-basierte Methode zur Vorhersage von Rezidiven bei Kopf-Hals Tumor Patienten, Priv.-Doz.in Dr.in Ira-Ida Skvortsova, Univ.-Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie (in Kooperation mit der Univ.-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde)
Trotz der Entwicklung neuer therapeutischer Strategien, gezieltere Bestrahlung und neuen Chemotherapeutika bleibt das Rezidiv eines der wichtigsten, die Prognose ungünstig beeinflussenden Probleme von Kopf- Hals Tumor PatientInnen. Mit der Identifikation des Rezidiv Risikos könnte die Therapie der Hoch Risiko Patienten optimiert werden. „Unsere Forschungsgruppe konnte zeigen, dass die Resistenz gegen Strahlen- und Chemotherapie von Kopf- Hals Tumorzellen mit der Anwesenheit von Tumorstammzellen assoziiert ist“, beschreibt Projektleiterin Skvortsova den Ausgangspunkt ihres Vorhabens. Tumorstammzellen sind gekennzeichnet durch eine erhöhte Therapieresistenz und Fähigkeit zur Metastasierung aufgrund der abnormalen Aktivität von intrazellulären Signalwegen. Sie sezernieren Signalmoleküle und Proteine, die sich von denen der therapieresponsiven Tumorzellen unterscheiden. Außerdem können diese sezernierten Proteine das Therapieansprechen benachbarter therapieresponsiver Tumorzellen negativ beeinflussen. Diese Proteine werden in Exosomen transportiert. Im Projekt soll nun die Annahme, dass durch eine Proteinanalyse der Tumorstammzell-sezernierten Exosomen Risikomarker für Tumorrezidive und Radiochemoresistenz identifiziert werden können, überprüft werden.
Untersuchung neuer Therapieoptionen gegen resistente Pilze im 3-dimensionalen biomimetischen Modell, Assoz.-Prof.in Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Doris Wilflingseder, Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
Die invasive Aspergillose (IA) gehört zu den häufigsten und lebensbedrohlichsten Pilzinfektionen bei immunsupprimierten PatientInnen und wird durch verschiedene Aspergillus Spezies ausgelöst. So zeigt Aspergillus terreus eine intrinsische Resistenz gegen Amphotericin B (AmB), einem breit wirksamen Pilzmedikament. Die Immunologin Doris Wilflingseder forscht bereits seit vielen Jahren an unterschiedlichen Krankheitserregern wie Pilzen und konnte mit ihrer Arbeitsgruppe kürzlich zeigen, dass AmB in Kombination mit Vitamin C in der Lage ist, die intrinsische Resistenz von A. terreus zu überwinden (Blatzer et al., 2015). Diese für die zukünftige Behandlung von immunsupprimierten PatientInnen überaus wichtige Entdeckung bedarf weiterer Untersuchungen in einem realistischen, humanen Modell. „Wir werden daher in diesem Projekt in einem bereits etablierten 3D Lungen-Immun-Modell, das keinerlei tierische Komponenten enthält, neue Therapieoptionen gegen AmB-resistente Pilze untersuchen“, beschreibt Wilflingseder das Ziel ihres Forschungsvorhabens.
(D. Heidegger)
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Jubiläumsfonds Österreichische Nationalbank